Fehldeutungen
Dieser Teil der Hornstein-Nachrichten ist eine Auswahl von noch
verbreiteten alten oder neu erdachten Fehldeutungen, mehr oder weniger
verzeihlichen Irrtümern, unbegründeten Hypothesen, lückenhaften
Beweisen, oder einfach von Beispielen schwachen Urteilsvermögens in
Dingen der Paläontologie und damit verbundenen Problemen aus Biologie,
Geologie und Physik.
Es erregt Besorgnis, dass das meiste davon in der wissenschaftlichen
Literatur angetroffen wurde, was bedeutet, dass es beim üblichen
Begutachten der Manuskripte durch
Wissenschaftler nicht bemerkt wurde.
Anscheinend sind die Mängel zahlreich, denn man findet sie
ohne gezielt zu suchen einfach bei der Beschäftigung mit den Fossilien.
Das Zusammenstellen der Fehldeutungen soll mehr als einem Zweck dienen:
Erstens müssen sie früher oder später in jedem Falle beseitigt werden,
zweitens sollen sie zu einem einprägsamen Lehrmittel umfunktioniert
werden, mit dem man lernt, ähnliche Fehler zu
vermeiden, und drittens werden jene, die die Fehler gemacht haben,
hoffentlich sorgfältiger arbeiten, wenn sie wissen, dass die von
Außenstehenden beobachtet werden.
Wie die anderen Teile der Hornstein-Nachrichten wird auch dieses
Kapitel ständig aufgefüllt, aber leider vermutlich niemals
abgeschlossen
sein.
Siehe auch "Das
Hörensagen-Prinzip
in der Wissenschaft", wo versucht wird zu erklären, warum einige der
Fehldeutungen in der wissenschaftlichen Literatur fortbestehen.
Fehldeutungen zu folgenden Themen, hier ausgewertet:
Die Bilder haben Links zu
Texten
"Hornmilben-Koprolithen"
Wandverstärkung der Tracheiden
Prototaxites
als Lebermoos-Teppichrolle
Risse,
fehlgedeutet als biologische
Strukturen
Wachstumsanomalie,
fehlgedeutet als Risse
Entstehung der Hornsteine
Entstehung der Feuersteine
Scolecopteris, der
Madenfarn
"fossile Holzkohle"
(weiteres
demnächst)
"Hornmilben-Koprolithen"
Fossile Hornmilben, genauer gesagt deren Kotballen, wurden in
den
1990er Jahren unter Paläontologen zunehmend beliebt und sind auch noch
2010 Gegenstand von Veröffentlichungen, obwohl in den letzten
Jahren gut begründete
Zweifel und Widersprüche formuliert und den an Milbenkot interessierten
Wissenschaftlern zur Kenntnis gegeben wurden. Die angeblichen
Koprolithen sind in Karbon,
Perm, und Trias häufig, aber die Milben bleiben verborgen. Die Klumpen
sind oft eckig, und ihre Formen und Größen gleichen denen der
benachbarten Zellen, was eine ganz andere Herkunft andeutet als bisher
angenommen. Einige Klumpen befinden sich in unbeschädigten Zellen wo
keine Milbe sie abgesetzt haben könnte. Klumpen im Kieselholz haben
eine Tendenz, in Reihen aufzutreten, die den Zellreihen des
"gefressenen" Holzes gleichen. Anscheinend ließen sich jene,
die diese Tatsachen und deren Bedeutung nicht bemerkten, durch
Wunschdenken und Oberflächlichkeit leiten. Folglich
beruhen die meisten Veröffentlichungen
zu diesem Thema auf Fehldeutungen.
Trotzdem werden die zweifelhaften paläozoischen Koprolithen in einer
kürzlich erschienenen Monographie für real gehalten:
[1], p.425. Interessant in diesem Zusammenhang ist Fig.11.192
in [1] mit großen, möglicherweise wirklichen Koprolithen und viel
kleineren falschen in einem Fossil aus dem Jura. Dieses Bild wird
später analysiert.
Fossile Belege werden in
"Hornmilben-Koprolithen-Sichtungen - ein kurzer Wahn ?"
erläutert, auch in Rhynie
Chert News 28 . Die Beiträge "Angebliche Koprolithen unbekannter Tiere ..." und "Scheue Krabbeltiere im
Kieselholz ?" betreffen falsche Koprolithen und Fraßgänge.
Die neueste Arbeit zu angeblichen Hornmilben-Koprolithen
liefert bei genauer und kritischer Betrachtung eine Bildergalerie mit
Beweisen, die den Anspruch des Titels widerlegen, wie erläutert in
"Zweifelhafte Hornmilben-Koprolithen noch einmal: Kommentar
zu Z. Feng
et al. (2010)."
Nicht nur Größe und Form der angeblichen Koprolithen, sondern auch deren
Variabilität weisen auf eine enge Beziehung zu
den Zellen der Pflanzen hin: siehe "Antarktischer
Mist". Es wird behauptet, Australoxylon enthalte gleichgroße kugelförmige Klumpen, obwohl diese offensichtlich sehr verschieden groß und eckig sind.
Die Klumpen sind manchmal die einzigen Reste eines völlig zerfallenen
Gewebes. Sie konservieren damit einen Teil der Strukturinformation zu Größen
und Formen der Innenräume der Zellen.
Unerwartet einfache Regeln lassen sich von den obigen Betrachtungen
ableiten, mit denen man die falschen Koprolithen in den publizierten
Bildern erkennen kann. Das ist das
Thema des Beitrags "Angebliche Koprolithen von Gliederfüßern anders
gedeutet". Siehe auch Fossil Wood
News 18, 20. Weitere Belege werden in "Palaeozoische Holzfäule
fehlgedeutet als Hornmilben-Koprolithen" vorgestellt.
Die diesen Kommentaren zu Grunde liegenden Gedanken sind noch einmal
auf einer gesonderten Seite zusammengefasst: Holzfäule
oder Koprolithen ?
[1]
T.N. Taylor, E.L. Taylor, M. Krings:
Paleobotany,
Elsevier 2009.
Über
den Zweck der Wandverstärkung der Tracheiden
"In heutigen Gefäßpflanzen haben die wasserleitenden
Zellen
unterschiedlich verdickte Zellwände (durch Lignin), die die Zellwand
mechanisch verstärken gegen Kollaps infolge des negativen Innendruckes,
der entsteht, wenn eine Flüssigkeit schnell durch ein Rohr
fließt." [1]
Klingt vernünftig ? (abgesehen davon, dass hier die Zellwände die
Zellwand verstärken.) Wer hier zustimmt, unterliegt auch dieser
verbreiteten falschen Vorstellung infolge schlechten Physikunterrichts:
Druck abhängig von Geschwindigkeit.
Man bedenke folgendes: Man kann
eine Flüssigkeit mit beliebigen Werten von Druck und Geschwindigkeit
durch ein Rohr fließen lassen. Diese zwei Größen können unabhängig
voneinander vorgegeben werden, was man sich leicht überlegen kann.
Woher kommt dann die falsche Vorstellung ? Die kommt von einem
Schulbeispiel zur Hydrodynamik: ein Rohr mit einer engen Stelle. In
einem solchen Rohr ist die Geschwindigkeit an der
engen Stelle höher und der Druck niedriger.
Diese Tatsache hat die Tendenz, sich zu verselbständigen, und man
erinnert sich ihrer als "hohe Geschwindigkeit macht niedrigen Druck",
ohne dabei an die spezielle Situation zu denken, für die das gilt.
Die Anwendung auf Pflanzen ist völlig absurd: Man kann sich leicht
vorstellen, dass der Wasserstrom in Pflanzen extrem langsam ist,
besonders in den ersten Landpflanzen von wenigen Zentimetern Höhe, auf
die das obige Zitat sich bezieht.
Wer einen so schnellen Wasserstrom in
der Pflanze für möglich hält, dass der Druck im Innern davon
beeinflusst wird, dem kann man weitere abwegige Vorstellungen zutrauen.
Nebenbei gesagt, Abhandlungen zum Wassertransport in Pflanzen sind mit
Vorsicht zu betrachten. Ausgehend von wenigen Beispielen ist zu
vermuten, dass der Anteil unglaubwürdiger Veröffentlichungen
zu diesem Thema beträchtlich ist.
Es gibt weitere Indizien für mangelnde Sorgfalt in dieser Monographie
[1]: Die Abbildungen 3.13 und 3.14 sind die schlechtesten Zeichnungen
von Aglaophyton
und Rhynia
in der neueren Literatur. Außerdem wird der
Sprossdurchmesser von Rhynia
als 2-3cm statt 1-2mm angegeben !
[1] K.J. Willis, J.C. McElwain:
The Evolution of Plants,
Oxford
University Press 2002, p54.
Prototaxites
als Lebermoos-Teppichrollen
Das große rätselhafte Fossil Prototaxites,
das von weitem wie ein verkieselter Baumstamm aussieht, aber niemals
aus Holz bestand, hat zu verschiedenen
Deutungsversuchen Anlass gegeben. Diese sind in [1] zusammengestellt.
Der neueste und scheinbar einfallsreichste
derartige Versuch [2] erschien
Anfang 2010 . Er wurde in einem Vortrag zurückgewiesen [3],
und wenig später auch auf Grund anderer Argumente
in veröffentlichten Kommentaren [4,5]. Trotzdem bleiben
Graham et
al. [6] bei ihrer Hypothese, so dass es
ratsam ist, die Sache hier auszubreiten.
Eine Kurzfassung der
Argumentation wird hier in zwei Teilen
geboten, bezogen auf die Silur /Unter-Devon -Fossilien Nematothallus
(siehe Rhynie
Chert News 38)
und Cosmochlaina
(siehe Rhynie
Chert News 41) mit
einer gemeinsamen Schlussfolgerung: Wegen
fehlender Belege
für silurische Lebermoose erweist sich die neueste Deutung von Prototaxites als
zusammengerollte Lebermoos-Teppiche als unbegründet.
[1] http://www.xs4all.nl/~steurh/
[2] L.E.
Graham, M.E. Cook, D.R. Hanson, K.B. Pigg, J.M. Graham:
Structural, physiological, and stable
carbon isotope evidence that
the
enigmatic Paleozoic fossil Prototaxites
formed from rolled liverwort
mats.
Am. J. Bot. 97(2010), 268-275.
[3] H.-J.
Weiss : Nematothallus:
How the filaments produced a cellular cuticle.
8th European Palaeobotany - Palynology
Conference, July 2010, p 253.
[4] T.N. Taylor, E.L. Taylor, A-L.
Decombeix, A. Schwendemann, R. Serbet, I. Escapa, M. Krings :
The enigmatic Devonian fossil
Prototaxites
is not a rolled-up liverwort mat: Comment ...
Am. J.
Bot. 97(2010), 1074-1078.
[5] G.K.Boyce,
C.L. Hotton :
Prototaxites
was not a taphonomic artifact.
Am.
J.
Bot. 97(2010), 1073.
[6] L.E.
Graham, M.E. Cook, D.R. Hanson, K.B. Pigg, J.M. Graham:
Rolled
liverwort
mats explain major Prototaxites
features: Response to commentaries.
Am. J.
Bot. 97(2010), 1079-1086.
Risse,
fehlgedeutet als biologische
Strukturen
Einige wenige Fehldeutungen fossiler Risse als
Zellwände, oder fossiler Rissnetze als Epidermis-Strukturen, wurden
zufällig gefunden. Wahrscheinlich gibt es mehr davon. Ein Beispiel,
siehe Rhynie
Chert News 8,
kann dazu dienen, negative Tendenzen in Teilen der professionellen
Paläobotanik anzusprechen.
In [1,2] waren Schrumpfrisse im Chalzedon als Beleg für
ungewöhnliche Zellteilungen in der Epidermis fehlgedeutet
worden. D.
Edwards und
H. Kerp wurden 2005 darüber
informiert, aber reagierten nicht auf den Hinweis. Ohne
seine Fehldeutung zu widerrufen,
zeigte
H. Kerp 2008 ein anderes Bild
des gleichen Objekts, weniger vergrößert, so dass man die Risse nicht
sah. Dieses Bild ist nun in Palaeobotany [3]
als Fig.8.50 zu sehen, wieder ohne einen Hinweis, dass es das
fehlgedeutete Bild in [1,2] ersetzen soll.
Bedauerlicherweise hat die professionelle
Paläobotanik sich hier als unfähig erwiesen, sich
zu korrigieren. Der Fehler in [1,2] wurde niemals erwähnt oder
widerrufen und bleibt damit eine Quelle der Fehlinformation für
Studenten, die im Glauben gehalten werden, renommierte
Zeitschriften seien vertrauenswürdig.
Ein
weiteres Beispiel, ohne schuldhaftes Verhalten der Beteiligten aber mit
weitreichenden Folgen, ist die Deutung der netzartig strukturierten
Kutikula Cosmochlaina
als Abdruck einer Epidermis. Siehe Rhynie
Chert News 41.
Schwarzes Kieselholz mit auffällig strukturierten
Rissen oder als kleine Bruchstücke im Hornstein
wird gern als fossile Holzkohle fehlgedeutet [4].
Siehe Fossil Wood News 9
Schrumpfrisse an der Oberfläche eines Kieselholzes wurden
als Fraßgänge von Gliederfüßern gedeutet [4]:
Siehe Fossil Wood
News 16.
Einen kurzer Vergleich polygonaler
Strukturen soll zur Vorsicht mahnen.
[1] W.
Remy, H. Hass : New information on gametophytes
and
sporophytes of Aglaophyton
major and inferences ...
Rev. Palaeobot. Palynol. 90(1996),
175-193.
[2] D.
Edwards, H. Kerp, H. Hass: Stomata in early land
plants,
J. Exp. Botany 49(1998) Special Issue,
255-278.
[3]
T.N. Taylor, E.L. Taylor, M. Krings:
Paleobotany,
Elsevier 2009.
[4] R. Rößler:
Der versteinerte Wald von Chemnitz. Museum f. Naturkunde Chemnitz 2001.
Wachstumsanomalie,
fehlgedeutet als Risse
Beschädigtes Gewebe unter-devonischer Pflanzen ist eine
häufige Erscheinung im Rhynie Chert. Meist können die Schäden
keiner bekannten Ursache zugeordnet werden, aber in manchen Fällen kann
eine bestimmte Ursache ausgeschlossen werden, wie in den Bildern hier und oben. Die
radial angeordneten Spalten oder breiten Hohlräume waren als
Schrumpfrisse infolge Zersetzung beschrieben worden, aber es gibt
Anzeichen dafür, dass sie in der lebenden Pflanze entstanden.
Siehe Rhynie
Chert News 4,
21,
54, 117
Entstehung
der Hornsteine
In
einigen Monographien zu Geologie und Petrologie findet man wenig
informative Angaben zur
Entstehung der Hornsteine, die bekanntlich Fossilien liefern, die in
ihrer Qualität mit den
Bernsteinfossilien
vergleichbar sein können. Deshalb ist es bedauerlich, dass auch eine
Veröffentlichung des Museums für Naturkunde Chemnitz die Entstehung
der Hornsteine in einer Weise beschreibt, die auf die
wissenschaftlich interessanten Hornsteine gerade nicht
zutrifft:
"Hornsteine
... sind Erscheinungen, die sich erst nach Ablagerung der umliegenden
Gesteine gebildet haben. Kiesel-Gel zementiert oder verdrängt das
Gestein in einigen Bereichen ..." [1]. Die Autoren hätten es besser
wissen
können: Sämtliche Hornsteine, die zu den jährlichen
Hornstein-Treffen im Museum für Naturkunde
Chemnitz
vorgestellt und ausgewertet wurden, und auch die bei
www.kieseltorf.de und www.chertnews.de beschriebenen, sind anders
entstanden, nämlich durch Verkieselung
von Torf, Schlamm, oder Wasser. Ein eindrucksvolles Beispiel für die
Verkieselung von klarem Wasser wird in Rhynie
Chert News 23
vorgestellt. Siehe auch "chert formation".
Bild: Beleg für "Wasser zu Hornstein".
[1] R. Rößler, T.
Zierold, F.
Spindler, F. Rudolph :
Strandsteine ...
Veröff. Mus. Naturkunde
Chemnitz 30(2007), 5-24.
Entstehung
der Feuersteine
"Ein
Sediment enthält stets kleine Poren zwischen den einzelnen Sand- oder
Kreidekörnern. In diesen Hohlräumen bewegen sich Wässer samt darin
gelöster Stoffe." Mit dieser scheinbar einleuchtenden Feststellung soll
in [1] der Transport des gelösten SiO2
erklärt
werden, das sich als Feuerstein ablagert. Das ist der in der älteren
Literatur beliebte Gedanke des Stofftransports durch "zirkulierende
Lösungen", der sicher dann richtig ist, wenn es wirklich Ursachen gibt,
die eine Strömung antreiben. In den dicken Ablagerungen von
Kreideschlamm am Meeresgrund ist keine Ursache für eine Strömung
erkennbar.
Bekanntlich bewegen sich gelöste Stoffe auch ohne
Strömung, nämlich durch Diffusion. Das ist auch in verfestigten
Sedimenten ohne Flüssigkeit in Hohlräumen möglich. Der Transport
erfolgt dann entlang
der Korngrenzen. Dieses ganz andere Prinzip des
Stofftransports, das viele Phänomene zwanglos erklärt, ist für manchen
schwer verständlich und wird deshalb nicht in die Überlegungen
einbezogen, so dass zusätzliche Annahmen wie die Strömung erfunden
werden müssen. Im vorliegenden Falle wurde ein
rechtzeitig gegebener schriftlicher Hinweise an die Autoren [1]
ignoriert.
[1] R. Rößler,
T. Zierold, F.
Spindler, F. Rudolph :
Strandsteine ...
Veröff. Mus. Naturkunde
Chemnitz 30(2007), 5-24.
Scolecopteris, der "Madenfarn"
Die bemerkenswerte und unterhaltsame Madenfarn-Story
beginnt in der zweiten Hälfte des 18. Jh. und ist seitdem mit
Fehldeutungen und Widersprüchen beladen. Eine sehr knappe Einführung,
überleitend zu problematischen neueren Funden, wird hier
gegeben.
Ein
seltsames Verlangen, das Wirken von Symmetrieprinzipien auch dort zu
erkennen, wo es keine gibt, hat wiederholt Angaben über "radiale" und
"bilaterale" Symmetrien der Anordnung der Sporangien hervorgebracht,
kombiniert mit Versuchen, die oft vorhandene Unsymmetrie
zu begründen.
Die ganze Symmetriediskussion zu Scolecopteris
-Sporangien ist vergeblich, wie in "Auffällig
im Hornstein –
Synangien
von Scolecopteris"
dargelegt wird. (Siehe auch "Das Hörensagen-Prinzip in der Wissenschaft".)
Es ist ein charakteristisches
Merkmal der Marattiaceen, fossil und lebend, dass die Sporangien zu
Gruppen verwachsen sind, Synangien genannt, die mit einem kurzen Stiel
am Blättchen hängen, der so kurz sein kann, dass er kaum sichtbar ist.
Geleitet von dem Wunsch, den charakteristischen
Stiel zu sehen, wurde und wird noch gelegentlich das durch Zerfall des
Gewebes freigelegte Leitbündel als Stiel fehlgedeutet.
Neuere Veröffentlichungen zum Madenfarn des Döhlener Beckens
sind widersprüchlich bezüglich der Aderung
der Fiederblättchen, die auf mehr als eine Art hindeutet, im Gegensatz
zur Behauptung, es gebe nur eine. Hinweise auf mehrere Arten im Döhlener
Becken kommen auch von einigen anderen Beobachtungen, darunter haarige
Sporangien. Das ist nicht unerwartet, denn schon
1996 waren 26 europäisch-amerikanische Scolecopteris-Arten
bekannt [1], und ihre Zahl wird sehr wahrscheinlich steigen.
[1] M.A. Millay:
A review of permineralized Euramerican Carboniferous tree
ferns. Rev. Palaeobot. Palyn. 95(1997), 191-209.
Fossile Holzkohle
Fossile
Holzkohle ist eine beliebte Deutung für Kieselholz mit schwarzem und
sprödem Aussehen, besonders wenn die Bruchstücke in weißem oder rotem
Chalzedon eingebettet sind. Schnittflächen solcher Baumstämme aus dem
Perm sind ansehnliche Ausstellungsstücke im Museum
für Naturkunde Chemnitz, wo zum Vergleich ein Stück Baumstamm mit
brandgeschädigter Oberfläche aufgestellt ist [1].
Bei genauerer Betrachtung zeigt es sich, dass höchstwahrscheinlich keine fossile
Holzkohle vorliegt. Entsprechende Argumente wurden nicht
entkräftet, aber ignoriert.
Siehe auch Fossil Wood News 17.
For fossil charcoal publications and contrary argumentation see Fossil
Wood News 9, 17.
Addendum 2015:
After about ten years of stubborn ignorance in view of plain evidence,
and after having promoted the silicified charcoal hypothesis despite of
repeated warnings for an even longer time, the involved authors seem to
have grasped the essentials now and present them as if they had thought up the true explanation by themselves.
[1] R.
Rössler: Der versteinerte Wald von Chemnitz. Museum
für Naturkunde Chemnitz, 2001, 179.
weitere
Beispiele folgen demnächst