Mit Pilzen aus dem Rhynie Chert gegen angebliche Milben aus Perm und Trias
English version
eckige Klumpen in Asteroxylon ähneln angeblichen Koprolithen
In Querschnitten von Aglaophyton (früher Rhynia major), der häufigsten Pflanze im Hornstein von Rhynie, sieht man oft einen konzentrischen Ring bestehend aus locker verteilten Zellen mit dunklem Inhalt. Das Phänomen wurde ausführlich untersucht und dem Pilz Glomites rhyniensis [1] zugeschrieben. Dieser ist anscheinend auf Aglaophyton beschränkt [2]. Ähnliche Arten wurden bei anderen Pflanzen gefunden, wie in [3] berichtet für Asteroxylondie größte und höchstentwickelte Pflanze im Rhynie Chert.
Asteroxylon
ist an seinem auffälligen Leitbündel leicht erkennbar, auch im weitgehend zersetzten Zustand.

 
Fig.1: Ausschnitt aus einem Querschnitt von Asteroxylon, teilweise zersetzt, mit deutlichen Hinweisen auf Pilzbefall.

Form und Größe der eckigen Klumpen rechts unten legen die Deutung nahe, es seien Zellen oder Cluster aus wenigen Zellen, gefüllt mit Pilzsubstanz. Bildbreite 5mm.
Fundstück: Rh12/180, 0.12kg, 2007 gefunden, hier Teil 1.

Das weiche Gewebe von Asteroxylon ist fast  immer stark geschädigt und zusammengedrückt. Teile mit erhaltener Zellstruktur wie in Fig.1 rechts unten sind seltene Ausnahmen, und entsprechend selten anzutreffen sind die deutlich sichtbaren Zellen mit dunklem Inhalt. Wahrscheinlich besteht die dunkle Substanz aus einem dichten Klumpen von Pilzfäden wie bei Glomites in Aglaophyton -Zellen, bekannt als "arbuscular mycorrhiza" [1]. (Eine Hyphe von Glomites, die eine Zellwand durchdringt und Klumpen bildet, ist in [9], Fig.19, und [10], Fig. 3.96, zu sehen.) Ähnliche Klumpen in geschädigtem Pflanzengewebe aus Perm und Trias wurden wiederholt als Kotballen (Koprolithen) von Hornmilben gedeutet, so in [4,5,6,7,8] und weiteren Publikationen. (Siehe auch "Fehldeutungen".)

zellengroße Klumpen in Farn, Triaszellengroße Klumpen in Ankyropteriseckige Klumpen in Ankyropteriseckige Klumpen in Ankyropteris
Figs.2,3,4: Eckige Klumpen im Gewebe des Kletterfarns Ankyropteris brongniartii (Perm), als Milbenkot gedeutet in [4,5,6], 
Fig.2: Inventar-Nr. K 4568, Museum für Naturkunde Chemnitz. 
Figs.3,4: Nr. K4569, kleine Klumpen neben Gewebe mit kleinen Zellen, größere Klumpen neben Gewebe mit größeren Zellen.
Bildbreiten 0.77mm, 1mm.

Fig.5 (rechts außen): Eckige Klumpen verschiedener Form und Größe in Gewebe mit Zellen verschiedener Form und Größe, in [8] gedeutet als Milbenkot aus der Trias.

Der massenhaft vorhandene angebliche "Milbenkot" ohne Milben wird in Fossil Wood News 23, 24  als ein Ergebnis von Wunschdenken erklärt.

H.-J. Weiss   2009,  2014,  2019
 
[1]  T.N. Taylor et al.: Fossil arbuscular mycorrhizae from the Early Devonian,
      Mycologia 87(1995), 560-73.
[2]  T.N. Taylor et al.: Fungi from the Rhynie chert,
     Trans. Roy. Soc. Edinburgh, Earth Sciences 94(2004 for 2003), 457-73.
[3]  R. Kidston, W.H. Lang: On Old Red Sandstone plants showing structure, Part III,
     Trans. Roy. Soc. Edinburgh 52(1921), 643-680.
[4]  R. Rössler: The late palaeozoic tree fern Psaronius - an ecosystem unto itself,
     Rev. Palaeobot. Palyn. 108(2000), 55-74.
[5]  R. Rössler: Der versteinerte Wald von Chemnitz, 2001, p 141,155,169.
[6]  R. Rössler: Zwischen kostbarem Erbe und eigenem Erleben,
     in: U. Dernbach, W.D. Tidwell: Geheimnisse versteinerter Pflanzen, D’ORO, Heppenheim 2002, p 105.
[7]  R. Rössler: Two remarkable Permian petrified forests,
     Geol. Soc. London Special Publ. 265(2006), 39-63.
[8]  D.W. Kellog, E.L. Taylor: Evidence of oribatid mite detrivory in Antarctica during the Late Paleozoic and Mesozoic,
     J. of Paleontology 78(2004), 1146-53.
[9]  H. Kerp: De Onder-Devonische Rhynie Chert ... , Grondboor & Hamer 58(2004), 33-50.
[10] T.N. Taylor, E.L. Taylor, M. Krings : Paleobotany, Elsevier 2009, Fig. 3.96
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