Palaeozoische Holzfäule fehlgedeutet
als Hornmilben-Koprolithen
Auffällige winzige Klümpchen an Schadstellen im Holz
fossiler Bäume werden gewöhnlich als Koprolithen gedeutet, auch genauer
als Milben-Koprolithen oder Hornmilben-Koprolithen. Belege gegen solche
Deutungen sind bei "Fehldeutungen",
Hornmilben-Koprolithen, zusammengestellt. Es ist erwähnenswert, dass
die meisten Belege von publizierten Bildern genommen wurden, deren
Autoren wesentliche Einzelheiten übersehen hatten. Da manche Vertreter
der Koprolithen-Hypothese Gegenargumente nicht zur Kenntnis nehmen
wollen, werden hier weitere Belege aus deren Veröffentlichungen
entnommen.
Abb.1:
Kieselholz von Schallodenbach, Unter-Perm.
Man beachte den kleinen Klumpen in einer Tracheide.
Ausschnitt aus Abb.30 in [1].
Abb.2 (links): Kieselholz von Schallodenbach,
Unter-Perm; hier mehr dazu.
Abb.3: Kieselholz, Unter-Perm, Ausschnitt aus Fig.4F in [2].
Die
Klumpen sind kugelig, wenn sie kleiner sind als der Querschnit der
Zelle. Die Anordnung deutet auf einen von Zelle zu Zelle
fortschreitenden Prozess der Klumpenbildung hin.
Verglichen mit den röhrenförmigen Xylemzellen erscheinen die
Klumpen
kugelig. Sie können
wirklich kugelig sein, solange sie kleiner als der Querschnit der Zelle
sind,
wie in Abb.1,2,3. Dickere Klumpen passen sich entweder dem eckigen
Querschnitt
des Innenraumes der Zelle an und behalten diese Form nach dem
Verschwinden der Zellwände, wie in Abb.4,5, oder sie dehnen und
deformieren die Zelle
und bleiben dabei nahezu kugelig. Es ist nicht bekannt, unter welchen
Bedingungen die eine oder andere dieser Möglichkeiten oder ein Zustand
dazwischen
verwirklicht wird.
Abb.4
(links):
Psaronius-Luftwurzel, Phloem-Zellen leer oder ganz gefüllt mit dunkler
Substanz. Ausschnitt aus Abb.8 in [3].
Abb.5: Eckige
Klumpen, nach dem Zerfall des Gewebes übrig geblieben. Kieselholz,
Unter-Perm, Ausschnitt aus Fig.3I in [2].
Die Beobachtungen sind so zu deuten, dass die Klumpen in den Zellen
gewachsen sind, nicht als Milbenkot in das offene Ende beschädigter
Röhren gefallen und hinunter gerutscht, wie es von den
Befürwortern der Koprolithen-Idee behauptet wird [4]. Das Abrutschen in
einem Rohr ist eine Vorstellung, die nicht zu winzigen Dingen wie
zellengroßen Klumpen passt: Adhäsionskräfte lassen sie an der Wand
kleben, denn diese sind stärker als das Gewicht, erst recht bei Resten
von Feuchtigkeit. Offensichtlich waren die Klumpen in den Röhren in
Abb.6,7,8 dort gewachsen, wo sie jetzt sind, was an den Aufweitungen
erkennbar ist.
Abb.6,7,8: Kieselholz (Perm) mit Klumpen in den röhrenförmigen
Tracheiden. Die Aufweitungen durch die Klumpen beweisen, dass die
Klumpen dort gewachsen waren und folglich keine Koprolithen sind.
Ausschnitt aus Fig.4D in [2].
Abb.9:
Kieselholz, Unter-Perm, Ausschnitt aus Abb.17 in [3], Klumpen dort als
Koprolithen gedeutet, obwohl sie in Reihen angeordnet sind, leicht nach
rechts geneigt, aber passend zu den Reihen der leeren Zellen unten.
Die Reihen der Klumpen in Abb.2,3,9 deuten auf einen Bildungsprozess
hin, der sich längs der Zellreihen ausbreitet. Dazu passen auch die
dunkel gefüllten Markstrahlen in Abb.10 and in [3], Abb.17, und die
Beobachtungen zu [2], kommentiert in [5].
Das Gewebe in der oberen Hälfte von Abb.9 ist deformiert, aber
anscheinend noch zusammenhängend. Folglich ist das, was in [3]
Fraßkanal genannt wird, deformiertes Holz, befallen von einem
Klumpenbildungsprozess. Die schmale senkrechte Linie durch mehrere
Klumpen ist ein Riss, entstanden in einem frühen Stadium der
Verkieselung.
Abb.10 (rechts): Kieselholz, Unter-Perm, Ausschnitt aus Fig.6C in [2],
angebliche Milbentunnel mit Koprolithen, hier gedeutet als Holzfäule
mit Bildung dunkler Substanz in Zellen und Markstrahlen und
anschließendem Zerfall des Gewebes.
Auffällig ist die Streuung der Klumpengröße, passend zur Streuung der
Zellengröße in diesem Exemplar. Einige Klumpen könnten größer als der
Querschnitt der
Tracheiden gewachsen sein, wie in Abb.6,7,8.
Viele Klumpen sind eckig, deutlich sichtbar oben links. Die eckigen
Klumpen konservieren Form und Größe der Zellenquerschnitte nach dem
Zerfall der Zellwände, wie in [6] erläutert. Einige Klumpen stecken
noch in den Zellen, wo das geschädigte Gewebe noch nicht zerfallen ist.
Der Klumpenbildungsprozess ist in Markstrahlen eingedrungen und hat
sich dort teilweise ausgebreitet, wodurch sich deren Zerfall verzögert.
Ein befallener Markstrahl ist dort erhalten geblieben, wo das umgebende
Gewebe verschwunden ist. Mehr Markstrahlen mit dunkler Füllung sind
in [2], Fig.6C, and in [3], Abb.17 zu sehen. Der dunkle
Bereich in Abb.3 ist möglicherweise auch ein gefüllter Markstrahl.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass alle Klumpen in diesen Bildern,
außer in Abb.2, in der wissenschaftlichen Literatur als Koprolithen
fehlgedeutet wurden. Abb.2 zeigt ein eigenes Exemplar, von Ch. Krüger,
Schallodenbach, gefunden und freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Die Anordnung der Klumpen in Abb.2 ließ an der Deutung als Koprolithen
zweifeln. Die Zweifel verstärkten sich mit jeder sorgfältigen
Betrachtung von Veröffentlichungen zu diesem Thema. Ein Satz einfacher
Regeln als Hilfe zur Unterscheidung zwischen richtigen und falschen
Koprolithen wird in [7] vorgeschlagen.
Es bleibt die Frage, was die Klumpen sind, wenn nicht Koprolithen. Es
besteht eine Ähnlichkeit zu Klumpen aus sehr dünnen Hyphen des Pilzes
Glomites rhyniensis
in Zellen unter-devonischer Pflanzen [8]. Jedoch
hat Glomites
außer den dünnen Hyphen in den Zellen auch dicke Hyphen,
die sich zwischen den Zellen ausbreiten, aber solche sind in den
hier betrachteten Geweben mit Klumpen nicht zu sehen. Deshalb muss man
als mögliche Erkärung sowohl Bildungen von Pilzen als auch von Mikroben
in Betracht ziehen.
H.-J. Weiss
2011
[1] R.
Noll, V. Wilde : Koniferen aus den „Uplands“
– Permische Kieselhölzer aus der Mitte Deutschlands,
in:
U. Dernbach, W.D. Tidwell : Geheimnisse
versteinerter Pflanzen, D'ORO Verlag,
Heppenheim 2002.
[2] Zhuo
Feng,
Jun Wang, Lu-Yun Liu :
First report of oribatid mite (arthropod) borings and coprolites in
Permian woods from the Helan Mountains of
northern China.
Palaeogeography,
Palaeoclimatology, Palaeoecology 288(2010), 54-61.
[3] M.
Barthel, M. Krings, R. Rößler: Die
schwarzen Psaronien
von Manebach, ihre Epiphyten, Parasiten
und Pilze.
Semana* 25(2010),
41-60. * recently re-named, former
name: Veröff. Naturhist. Mus. Schleusingen.
[4] Z.
Feng, R. Kretzschmar: private Mitteilung.
[5] Zweifelhafte Hornmilben-Koprolithen noch einmal: Kommentar
zu Z. Feng
et al. (2010).
[6] Angebliche Koprolithen - Reste von zerfallenem Gewebe.
[7] Angebliche Koprolithen von Gliederfüßern anders
gedeutet .
[8] Angebliche Koprolithen
"unbekannter
Tiere" statt angeblicher Hornmilben-Koprolithen.
Anmerkung: Ein kritischer Kommentar
zu [3] wurde aus formalen Gründen (Urheberrechte an winzigen
Bildausschnitten) nicht zur Veröffentlichung in der
Zeitschrift Semana angenommen.
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