Teile der großen Wedel der Psaronius
*-Baumfarne sind wohlbekannte weltweit verbreitete
Fossilien, und in einigen
Hornstein-Varianten des Döhlener Beckens (Unter-Perm)
sind sie häufig. Bei
3-dimensionaler Erhaltung, wie im Hornstein, werden sie Scolecopteris
genannt, andernfalls Pecopteris.
An der Unterseite der Fiederblättchen sitzen Gruppen
von Sporangien, die an der Basis miteinaner verwachsen sind und deshalb
Synangien genannt werden. Sie sind ein
charakteristisches Merkmal von Scolecopteris.
Der
Bau der Synangien der Scolecopteris-Arten
ist unterschiedlich: Sie können dünnwandig sein und weitgehend bedeckt
und damit geschützt vom umgebogenen Rand des Fiederblättchens
(Abb.1), oder
freistehend und dickwandig und damit sich selbst schützend (Abb.2),
oder Bau und Anordnung können zwischen diesen Extremen liegen. Die
dickwandigeren Formen waren wahrscheinlich hart und trocken wie die
Samenkapseln vieler Blütenpflanzen und deshalb langsamer verrottend als
die Fiederblättchen, an denen sie
sitzen. Deshalb sind die Synangien oft die am deutlichsten sichtbar
gebliebenen
Teile der ganzen Pflanze und damit geeignet für die Unterscheidung von
Arten.
Abb.1: Querschnitt eines Fiederblättchens
von Scolecopteris
mit Synangien, geschützt durch Fransen an den Rändern des Blättchens,
ähnlich wie bei Sc.
elegans ,
einer häufigen Art im Döhlener Becken. Rohe Oberfläche des Bruchstücks
einer Hornsteinschicht, gefunden bei
Perdasdefogu, Sardinien. Breite des Blättchens
1.7mm.
Abb.2:
Querschnitt
eines Fiederblättchens von Scolecopteris
mit freistehenden Synangien
bestehend aus dickwandigen Sporangien, weniger häufige Variante aus dem
Döhlener Becken. Zeichnung nach einer polierten
Hornstein-Schnittfläche. Breite des Blättchens
1.7mm.
Die Abgrenzung von Arten mittels ihrer Synangien erwies sich als
weniger geeignet als erwartet, wobei die Probleme teils in der Natur
der Sache liegen und teils von der Paläobotanik selbst erzeugt werden.
Da manchem Forscher auf diesem Gebiet nur wenig
Fundmaterial zugänglich war, konnte es zu der Feststellung kommen, die
Synangien des "Madenfarns"
Scolecopteris elegans
seien aus 4 bis 5 Sporangien zusammengesetzt und hätten "radiale"oder
"bilaterale"
Symmetrie. Solche
Feststellungen fanden durch wiederholtes Zitieren Eingang in die
neuesten diesbezüglichen Publikationen
[1,2,3] trotz klarer Gegenbeweise:
Symmetrie ist hier kein brauchbares Konzept, denn Synangien
unterschiedlichen Symmetrietyps, auch solche ohne jede Symmetrie, sind
gewöhnlich zusammen auf dem gleichen Fiederblättchen vorhanden
(Abb.3,4), und die Zahl der Sporangien variiert zwischen 3 und 6
(Abb.3-8), mit seltenen Fällen von 2 und 7.
Das hätte eine wohlbekannte Tatsache sein können seit der frühen Arbeit
von
Zenker [4], für den das Fehlen einer gemeinsamen Symmetrie
so bemerkenswert
war, dass er viele verschiedene Synangien-Querschnitte zeichnete, auch
unsymmetrische. Zenker
wird gern zitiert, weil er den Namen Scolecopteris
eingeführt hat, aber seine grundlegende Arbeit [4] wird offenbar nicht
genau
angesehen.
Abb.3,4: Gewöhnliches Aussehen der Querschnitte von Scolecopteris-Synangien:
Symmetrie unterschiedlichen Typs oder nicht vorhanden. Fotos: H. Sahm.
Abb.3 (links): Die unteren zwei Synangien-Reihen sind auf
dem
gleichen Blättchen. Sie sind mehr oder weniger nahe der Spitze
geschnitten.
Abb.4: Bildbreite 1.23mm.
Ein anderes unpassendes Konzept in der Literatur zu Scolecopteris
ist das der "spindelförmigen" Sporangien [3], denn die Querschnitte
der Sporangien sind auch nicht annähernd rund, wie man hier sieht.
Abb.5,6: Hornstein-Schnittfläche mit auffällig
angeordneten Querschnitten von Scolecopteris-Synangien
auf
Fiederblättchen, die wegen Zersetzung kaum noch sichtbar sind [5]. In
der Zeichnung sind nur die deutlich sichtbaren Querschnitte
aus Abb.5 dargestellt. Bildbreite 9mm.
Foto: W. Schwarz.
Die gute Sichtbarkeit der Synangien in Abb.5 ist
wahrscheinlich in der höheren Resistenz der möglicherweise harten
trockenen Sporangienwände begründet, verglichen mit dem weichen Gewebe
der Blättchen. Es gibt noch etwas Bemerkenswertes in Abb.5: Unter den
hier sichtbaren 65 Synangien-Querschnitten
sind 25 seltene 3-zählige und kein 5-zähliges.
Die
große Menge der Synangien kann leicht zu der Annahme verleiten, Abb.5
sei ein repräsentativer Ausschnitt eines Fundstücks mit einer
besonderen Art, deren Synangien nur 3- und 4-zählig sind. Es gibt hier
jedoch 5-zählige Synangien außerhalb dieses Bildausschnitts, was als
Warnung vor schnellen Schlussfolgerungen dienen kann. Das
gilt auch für die Statistik in der folgenden Tabelle, beruhend auf 69
Hornsteinen mit Querschnitten von Synangien.
Die Zahlen n der n-fachen Synangien in einem
Fundstück sind in der ersten Zeile der Tabelle gelistet. Darunter steht
die Anzahl der Fundstücke.
Das ist nicht so aufzufassen, dass in 15 Funden
ein Typ mit nur 4-zähligen Synangien vorhanden ist. Auf
weiteren Schnittflächen werden wahrscheinlich Synangien mit n = 3 oder
5 erscheinen.
Allgemein ist im Döhlener Becken zu beobachten, dass
Synangien
mit 4, 5, und 6 Sporangien oft nahe beieinander sind, auf dem
gleichen oder benachbarten Blättchen (Abb.7).
Die
meisten Sporangien
waren leer, als die Wedel oder Fiedern in das Wasser fielen und
verkieselten, aber einige waren noch mit Sporen
gefüllt (Abb.8).
Hier liegen die Sporen nicht lose in den Kapseln, sondern sind in einer
ursprünglichen Anordnung zu sehen. An den Sporangien in Abb.8 ist
außerdem bemerkenswert, dass die Wände dort, wo sie sich berühren, ganz
zusammengedrückt sind, so dass sie im Querschnitt als dünne Linie
erscheinen. (Man vergleiche mit Abb.4,7, wo die einzelnen Wände noch
sichtbar sind.)
Abb.7 (links außen): Scolecopteris
-Synangien auf benachbarten Blättchen, sichtbar
auf der rohen Oberfläche eines Hornsteins. (Die sich
berührenden Ränder der zwei Blättchen liegen hier waagerecht zwischen
den Gruppen der Synangien.) Bildbreite 2.2mm.
Abb.8: Scolecopteris-Synangium,
0.9mm breit, Sporangien mit dicker Außenwand, unreife Sporen offenbar
im sporogenen Gewebe aufgereiht, Wände teilweise kollabiert zu dünnen
Folien.
Die Beobachtungen lassen erkennen, dass Konzepte wie Symmetrie
der Synangien and spindelförmige Sporangien für die Identifizierung von
Scolecopteris
elegans und für die Unterscheidung nahe verwandter Formen
nicht brauchbar sind.
"Rotationssymmetrie" im Sinne einer n-fachen Drehachse im Synangium
ist ein charakteristisches Merkmal einer Gruppe von Scolecopteris -Arten
mit Sc. globiforma
und Sc. unita
[6], aber nicht Sc.
elegans.
Andere Merkmale der Synangien sind für die Unterscheidung
zwischen Madenfarn- Varianten oder -Arten besser geeignet:
Der Synangienstiel
ist
gewöhnlich viel kürzer als breit und damit kaum sichtbar, oder er kann
auffällig sein. Die Sporangien können kurz und dick oder schmal und
spitz sein. Haare
an den Sporangien sind von Scolecopteris
-Arten
in den "coal
balls" von Nord-Amerika bekannt [7], wurde aber im Döhlener Becken
bisher nur in zwei Fundstücken entdeckt. Eine Auswertung der
nützlicheren, aber seltenen oder schwer
erkennbaren Merkmale der Synangien in den
Hornsteinen des Döhlener Beckens steht noch aus.
Da größeren Mengen der
in den 1990er Jahren geborgenen Hornsteine mit
Scolecopteris eingelagert
und noch nicht angesehen wurden, ist es gut möglich, dass nach
gründlicher Auswertung Korrelationen zwischen Synangien und
Farnvarianten gefunden werden.
Belege: eigene Funde, falls nicht anders angegeben.
Abb.2-8: Döhlener Becken, Ortsteile von
Freital.
Abb.1: Pd/2.1, Perdasdefogu, Sardinien, 2009,
Abb.2: Bu4/31.1, 1996 gefunden bei Lippert,
Burgk, Bernhardts Weg 25.
Abb.3-6: Bu10/7, 1998 erhalten von H.
Nitzsche, Burgk, Kohlenstr. 24.
Abb.7: Bu8/18, Burgk, Am Seilerschuppen, 1997 gefunden und
aufbewahrt von U.
Wagner.
Abb.8: Bu2/5.1, einer der
ersten eigenen Funde an der "Madenstein"-Fundstelle,
1995 gefunden im Grundstück von W. Netzschwitz,
Kleinnaundorf, Kohlenstr. 23,
dort aufbewahrt.
* Ungewöhnlich große und gut erhaltene Psaronius-Stämme
aus Chemnitz
gibt es im Naturkunde-Museum Chemnitz.
H.-J.
Weiss 2011, ergänzt
2012
[1] M. Barthel,
W. Reichel, H.-J. Weiss: "Madensteine" in Sachsen.
Abhandl. Staatl. Mus. Mineral. Geol. Dresden 41(1995),
117-135.
[2] R.
Rößler : Der versteinerte Wald von Chemnitz, 2001.
[3] M. Barthel:
Die
Madensteine vom Windberg. in:
U. Dernbach, W.D.
Tidwell: Geheimnisse versteinerter Pflanzen. D'ORO 2002.
p65-77.
[4] E.
Zenker:
Scolecopteris elegans,
ein neues fossiles Farrngewächs mit
Fructification. Linnaea 11(1837), 509-12.
[5] H.-J.
Weiss:
Beobachtungen zur Variabilität der Synangien des Madenfarns. Veröff.
Museum f. Naturkunde Chemnitz 25(2002), 57-62.
[6] M.A.
Millay, J. Galtier: Studies
of paleozoic marattialean ferns: Scolecopteris globiforma
from the
Stephanian of France.
Rev. Palaeobot. Palyn. 63(1990), 163-171.
[7] M.A. Millay:
Study of paleozoic marattialeans. A monograph of the American species
of Scolecopteris.
Palaeontographica B169(1979),
1-69.