Cyanobakterien (Cyanophyten, Blaualgen)*
bekannt als gelegentliches Ärgernis in Badegewässern,
"sind vermutlich die erfolgreichsten Mikroorganismen überhaupt" [1],
die sogar echte vielzellige Arten hervorgebracht haben [2], in dem
Sinne, dass deren Zellplasma untereinander verbunden ist.
Sie packen ihr genetisches Material nicht in einen Zellkern: ein
urtümliches Merkmal, das sie mit den Bakterien und den weniger
bekannten, doch ebenso zahlreichen Arten der Archaea gemeinsam haben.
Die Steuerung der Lebensprozesse in der Zelle ohne Kern gilt als so
wesentlich, dass die Blaualgen auf dem Stammbaum des Lebens, der die
Abstammung der Lebewesen repräsentiert, weit entfernt von den
Grünalgen, anderen Algen, Pilzen, Landpflanzen und Tieren angeordnet
werden.
Um
so faszinierender ist es zu sehen, wie diese primitiven
Lebewesen, die sich seit der frühen Entwicklung des Lebens auf der
Erde gehalten haben, sich zu Fäden aneinander hängen und Fadenbündel zu
wunderlichen Gebilden formen können, als ob sie höhere Lebensformen
imitieren. Das ist nicht typisch, doch bemerkenswert, denn es kann die
Aufmerkdamkeit darauf lenken, dass fossile Belege dieser Organismen
nicht auf Stromatolithen oder µm-große Einzeller beschränkt
sind, sondern auch als cm-große Formen vorliegen können.
Möglicherweise erfüllen die blattförmigen Gebilde den gleichen Zweck
wie richtige Blätter: leichtere Aufnahme von
Licht und gelösten Stoffen, verglichen mit Zellen
in klumpiger Anordnung.
Abbildungen:
Fossile fadenbildende Blaualge Croftalania venusta,
im Wasser bündelweise auf Resten
früher Landpflanzen
gewachsen und auf unbekannte Weise zu spitzen "Blättern" geformt.
Höhe der Bilder: 7mm (links), 11mm (rechts).
Rhynie Chert, Unter-Devon.
Gut erhaltene fossile Blaualgen, auch
unauffällige, sind anscheinend selten zu finden [3]. Deshalb sind die
auffälligen Stapel roter oder gelber dünner Schichten bemerkenswert,
wahrscheinich schichtweise gewachsene Blaualgen, deren
Sauerstoffproduktion gelöstes Eisen ausgefällt hat.
Die
dünnen Schichten in den Stapeln waren zuerst lose, was an dem
aufblätternden zerrissenen Stapel hier im linken Bild erkennbar ist: Permian
Chert News 8.
Mit
fortgesetzter Verkieselung wurden die Stapel zunehmend gel-artig
und fest, so dass sie bei Deformation als Ganzes zerbrachen, wie es in Permian
Chert News18,
27,
28zu
sehen ist.
Stapel dünner Mikrobenschichten sind im Hornstein von Rhynie selten:
Rhynie
Chert News 160.
* Die Bezeichnungen Cyanobakterien, Cyanophyten, Blaualgen
werden meist als Synonyme benutzt.
[1]
I. Stewart, I.R. Falconer: Cyanobacteria and
cyanobacterial toxins, in: Oceans and human health,
Eds:
P.J. Walsh, S.L. Smith, L.E. Fleming, Academic Press 2008,
271-296.
[2] Bettina
E. Schirrmeister, A. Antonelli, H.C. Bagheri:
The origin of multicellularity in cyanobacteria.
BMC Evolutionary Biology 2011, 11:45
[3]
T.N. Taylor,
E.L. Taylor, M. Krings: Paleobotany, Elsevier 2009, 115-117.