Croftalania-Bewuchs geformt durch Tierfraß ?
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Croftalania

Wie schon gezeigt wurde, kann die Blaualge Croftalania venusta [1] unerwartet seltsame Formen bilden, die an höhere Pflanzen erinnern. Die Zellen hängen kettenartig aneinander, und diese Fäden können sich im Wasser zu Bündeln anordnen, die wie kleine Büsche oder Bäume aussehen (Abb.1), was nicht verwunderlich ist. Wundern kann man sich über Formen mit deutlichem glatten Rand und mit Spitzen (Abb.2,3, gleiche Skala), die eine Erklärung verlangen. Solche Formen sind öfter anzutreffen als die ungeformten Fadenbündel.  

Abb.1: Blaualge Croftalania, angeordnet als gebündelte Fäden. Bildbreite 2mm.

Abb.2,3 (unter Abb.1): Croftalania, Bündel mit deutlichem Rand. Bildbreite 2mm.





CroftalaniaDas wird anscheinend von dem hier beschriebenen Fundstück bestätigt, wo ein Häutungsrest eines großen Exemplars dieses Krebses mit typischer Segmentation, 14 Segmente sichtbar, zwischen reichlich vorhandenen geformten Blaualgen liegt, von denen ein kleiner Teil in Abb.4 links oben zu sehen ist, außerdem als Illusion eines Bergpanoramas in Abb.3.

Die glatten Ränder in Abb.2-4 deuten auf ein organisches Gel zwischen den Fäden hin, das alles in Form hält. Die grauen Flecken, die in Abb.2,3 teilweise die Sicht auf die Fäden verdecken, sind anscheinend eine Folge von Zersetzungsprozessen.

Wenige Exemplare eines kleineren Krebses, Ebullitiocaris, sind im gleichen Fundstück zu sehen (Abb.5).



Castracollis


Croftalania

Abb.4 (links): Häutungsrest des Krebses Castracollis mit typischer Segmentierung; Croftalania (dunkel) mit deutlichem Rand. Bildbreite 6mm.




Ebullitiocaris
Abb5. (links unten): Krebs Ebullitiocaris (links außen), Segmentierung unsichtbar innen;
Croftalania
(dunkel). Bildbreite 6mm.




Aus den fossilen Belegen ist zu schließen, dass sehr wahrscheinlich kleine Krebse die Blaualgen-Fäden samt Gel abweideten und dabei den glatten Rand mit Spitzen erzeugten.

Fundstücke:  Abb.1: Wie in Rhynie Chert News 56, eigener Fund 2001, Rh2/19.2;  
    Abb.2-5: Sammlung Steffen Koehler, Meissen, gefunden vor Jahrzehnten von Brian Beveridge, Gloucester,
    auf der nun geschützten Fläche nahe Windyfield, Rhynie; hier dokumentiert unter Rh2/302.1 .

H.-J. Weiss
     2018


[1] M. Krings, H. Kerp, H. Hass, T.N. Taylor, :
      A filamentous cyanobacterium showing structured colonial growth from the Early Devonian Rhynie chert.
      Rev. Palaeobot. Palyn. 146(2007), 265-276.
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