Hornsteine
mit oder ohne verkieselte höhere Pflanzen zeigen manchmal
verwirrende Strukturen ähnlich Pflanzengewebe, sind aber kein
solches. Die "Zellen" in den seltsam geformten Bereichen in Abb.1, wo
in einem Rhizom von Nothia
das Gewebe stellenweise zerfallen und verschwunden war, unterscheiden
sich bei grober Betrachtung kaum von den verbliebenen Zellen, zumindest
bezüglich Formen und Größenverteilung. Die auffällige waagerechte
Grenze weist auf eine ehemals vorhandene wässerige Suspension hin, die
jetzt als blass-brauner Hintergrund erscheint.
Abb.1 (rechts): Querschnitt eines Rhizoms von Nothia mit
Leitbündel (untere Bildhälfte, Mitte), umgebendes Gewebe zerfallen,
ersetzt durch dick ummantelte
Pilzhyphen und dünnwandige Pseudo-Zellen, im
wassergefüllten Hohlraum entstanden.
Abb.2 (links): Ehemals wassergefüllter Hohlraum
mit dickem Wandbelag aus Kieselgel, innen mit unregelmäßig geformten
Körnern.
Eine Suspension war auch am Gebilde in Abb.2
beteiligt, aber
in ganz anderer Weise, was zunächst verwirrend ist: Eine blass
olivbraune wässerige Suspension hatte sich am Boden des wassergefüllten
Hohlraumes abgesetzt, dessen Kontur kaum noch zu erkennen ist, dort eine horizontale Grenzfläche gebildet und sich
zu Gel verfestigt. Die verbliebene
wassergefüllte Höhle erhielt dann einen dünnen
weißen Belag
längs der gesamten Wand, deutlich sichtbar nur unten, wo er zufällig im
Querschnitt und deshalb als helle gerade Linie erscheint. Dann kam ein
dicker blasser Wandbelag, scheinbar ungleich dick infolge wechselnder
Orientierung der Wand zur Schnittebene, außer unten, wo der Belag als
Querschnitt einer ebenen Schicht gleichmäßig dick ist. Das mehr oder weniger helle Aussehen des ehemaligen
Kieselgels entsteht durch feinkristalline Zwischenstadien auf dem Wege
der Kristallisation.
Die ehemals flüssigen Suspensionen von
Silica-Clustern, kenntlich an
ihrer waagerechten Grenzfläche (falls sie nicht
den ganzen Hohlraum ausfüllen),
neigen zur Kristallisation. Die
Bilder legen die Annahme nahe, im Kieselgel seien feinkristalline
rundliche Klumpen gewachsen,
bis sie sich berührten und dabei Strukturen bildeten, die an
Pflanzengewebe erinnern. Die Illusion wird begünstigt, wenn die
Pseudo-Zellen durch dunkle Wände voneinander getrennt sind. Diese
enthalten möglicherweise Reste von Mikroben, die an der Oberfläche der
wachsenden Klumpen lebten und dann an den "Zellwänden" eingeschlossen
wurden.
Abb.3 (unten): Pseudo-Zellen in drei ehemals wassergefüllten
Hohlräumen zwischen Kieselgel. Bildbreite 4.3mm.
Abb.4,5,6: (unten rechts): Ausschnitte von Abb.3.
Abb.6 (rechts): Ausschnitt von Abb.3
mit möglichen Hinweisen auf eine Erklärung des Phänomens der Pseudo-Zellen.
Das Phänomen der Pseudo-Zellen
kann komplizierter sein als der hier
versuchsweise angenommene einfache Weg zu deren Entstehung. Die Struktur der oberen Hälfte von
Abb.6 ist ähnlich den Strukturen in Abb.1,4. Die
Struktur der unteren Hälfte von Abb.6 ist ähnlich den Strukturen in
Abb.2,5.
Pseudo-Gewebe
ist meist dunkler als die Umgebung, was vermuten lässt, dass Mikroben
wesentlich an dessen Bildung beteiligt waren. Auf der
linken
Seite in Abb.5 sieht man einen dunkel gefüllten früheren Hohlraum
zwischen Kieselgel (jetzt Chalzedon) mit nur einem rundlichen Klumpen,
anscheinend weniger gewachsen als die Klumpen rechts. Es sieht hier so
aus,
als sei zuerst das Dunkle gekommen, dann die Klumpen.
Anders als bei
den Suspensionen mit waagerechter Oberseite in Abb.1,3 war unter der
waagerechten Unterseite des Achats in Abb.2, die eine waagerechte Oberseite einer Suspension war, kein Pseudo-Gewebe entstanden.
Die im
Hornstein von Rhynie gelegentlich sichtbaren dunklen Füllungen,
Schichten und Krusten sind sehr wahrscheinlich als Folge der
Besiedelung mit Mikroben zu verstehen (Rhynie Chert News 87),
was eine ähnliche Deutung der dunklen "Zellwände" nahelegt.
Bei oberflächlicher Betrachtung können Ansammlungen von Pseudozellen als Pflanzengewebe fehlgedeutet werden.