Nicht
der auffällige Achat ist hier das merkwürdige Gebilde, sondern die
"Abfallgrube" darunter. Es ist eine Vertiefung in einem Stapel
waagerechter Schichten,
die anscheinend aus Wasser mit einer lockeren Anordnung der
fadenbildenden Blaualge Croftalania
[1] bestehen. Die Fäden sind hier sehr blass und undeutlich sichtbar, aber
an anderen Stellen des Fundstücks deutlich. Aus den zusammengedrückten
Schichten unter der Grube ist zu schließen, dass diese noch nicht
verkieselt waren, als die Grube entstand. Deren Aussehen legt die
Annahme nahe, die Vertiefung sei durch die schweren "Abfälle"
entstanden, die nun in der Grube liegen. Die unförmigen Krümel lassen
nicht erkennen, woraus sie bestehen könnten.
Bild: Schichten unterschiedlicher Entstehung im Rhynie
Chert: Achat, unbeeinflusst von der großen Deformation der
Mikrobenschichten. Bildbreite 4.3mm.
Rätselhaft ist nicht nur die Deformation, sondern auch die
Unterbrechung der oberen drei Schichten. Diese sind rechts und links
der Grube abgerissen, und die fehlenden Stücke sind nicht zu sehen.
Blass
bläuliches Kieselgel, geformt wie eine Wolke oder wie ein Blumenkohl,
bildete sich im Wasser in
der Grube. Die Vertiefungen am oberen Rand füllten sich mit Sphärolithen , 25-40µm, in dunkler Flüssigkeit. Später setzten sich
gelbliche
Krümel unbekannter Herkunft im Wasser ab und bildeten eine rauhe
waagerechte Oberfläche, die sich durch Verkieseln stabilisierte.
Die
darüber liegende waagerechte dunkle Schicht belegt das gleichzeitige Vorhandensein von
Kieselclustern kleiner und größer als die kritische Größe für das
Absetzen im Wasser: Die größeren sanken ab, die kleineren blieben schwebend in
der Flüssigkeit, bis sie gelegentlich an die Wand des Hohlraumes
stießen und sich dort ansetzten. Deshalb geht die waagerechte
dunkle Schicht beiderseits in eine dünne dunkle Schicht längs der
Höhlenwand über. Weitere
langsame Diffusion von SiO2 von außen in die
wassergefüllte Höhle
lieferte nur kleine Cluster so dass der übliche Prozess der
Achatbildung schließlich die Höhle mit Chalzedon ausfüllte.
Bekanntlich
ist die Achatbildung sehr empfindlich bezüglich winziger Änderungen von
Parametern, was jeden Achat einzigartig macht.
Fundstück: Rh2/19.2 (2001)
[1] M. Krings, H. Kerp, H. Hass, T.N.
Taylor, N.
Dotzler: A filamentous
cyanobacterium showing structured colonial growth from the Early
Devonian Rhynie chert.
Rev. Palaeobot. Palyn.
146(2007), 265-276.