Verkieselte Mikroben sieht man in Hornsteinen oft
als mehr oder weniger
geschichtete dunkle Lagen, nahezu horizontal, wie oben
und unten in Abb.1. Sie können auch als hell gefärbte Schichtstapel
in klarem Chalzedon erscheinen,
oder in geschichteten Klumpen, bekannt als Stromatolithen. Bizarre
Formen ausgehend von den Schichten wie
in Abb.1 sind auffällige
Ausnahmen. (Siehe auch
Rhynie Chert News 67).
Abb.1: Rhynie
Chert mit Emergenzen ausgehend von einer leicht geneigten
Mikrobenschicht, dazwischen waagerechte Grenzflächen wässeriger
Suspensionen. Bildbreite 17mm.
Die waagerechten Grenzflächen, die wie die Oberflächen kleiner Teiche
zwischen den Emergenzen aussehen, geben
die Orientierung während der Verkieselung an. Sie beweisen
außerdem, dass nicht alles Wasser auf einmal zu Gel verkieselte. Zuerst
erhielt jede dunkle Ansammlung von Mikroben einen dünnen Belag
aus Kieselgel, der jetzt als bläulicher Chalzedon zu sehen ist.
Flüssige Suspensionen von Kieselclustern, schwarz möglicherweise durch
tote Mikroben, setzten sich im Wasser dazwischen ab. In den danach noch
übrig gebliebenen wassergefüllten
Hohlräumen wuchsen glitzernde Quarzkristalle an den Wänden.
Abb.2 (links): Rhynie
Chert, schräge
Mikrobenschicht mit
Emergenzen, abgegrenzt von später gewachsenen Quarzkristallen durch
eine dünne gelbe Grenzschicht. Breite 11mm.
Ein größerer Hohlraum undmehr glitzernde
Quarzkristalle sind in Abb.2 zu sehen. Die Mikrobenschicht mit den
Emergenzen liegt hier sehr schräg. (Die Orientierung ist hier an der
kleinen waagerechten Linie rechts unten in der Ecke erkennbar.)
Anstelle eines hellen Mantels aus Kieselgel wie
in Abb.1 sind die Emergenzen hier durch einen dünnen Belag begrenzt,
der auf dieser Schnittfläche als gelbe Linie erscheint.
Die Quarzkristalle anstelle von Chalzedon zwischen den Emergenzen
belegen langsamere Verkieselung als in Abb.1.
Abb.3 (unten): Perm-Hornstein, bestehend aus klarem Chalzedon mit
mikrobiellen Bildungen und mineralischen
Abscheidungen, (gefunden nahe der "Madenstein"- Fundstelle,
Haenichen, Sachsen). Breite 3.5mm.
Zwecks Deutung von Abb.3 beginnt man zweckmäßig
vom unteren Rand. Dort
liegt ein laminierter Stapel, wahrscheinlich aus dünnen Lagen einer
Blaualge, beschädigt durch große Löcher. Offenbar unbeeinflusst durch
den Schaden stehen Emergenzen senkrecht auf der Oberfläche.
Es ergib sich die Frage,
warum die Mikroben gelegentlich ihre Weise der Ausbreitung ändern,
von zunächst flachen Schichten zu Emergenzen, die sich daraus erheben.
Ähnliches ist von Myxobakterien und Schleimpilzen bekannt.
Obwohl
hier einige Fragen unbeantwortet beiben müssen, kann die Folge der
Vorgänge grob rekonstruiert werden, die die verwirrende Struktur in
Abb.3 hervorbrachte:
Zuerst wuchsen dünne Mikrobenchichten als
Stapel im Wasser, jetzt gelb und rot infolge späterer
Abscheidung
von Eisenoxiden. Emergenzen mit unterschiedlicher Form
wuchsen anscheinend aus
der obersten Schicht und verursachten die Ansammlungen brauner Körnchen
und des klaren Kieselgels außen herum. Die frei gebliebenen großen
wassergefüllten Hohlräume boten Platz für eine weitere Phase der
Verkieselung mit Wolken aus hellgelben Punkten. Später
wuchsen
in den verbliebenen Wasserhöhlen inmitten der gelben Wolken langsam
winzige glitzernde Quarzkristalle.
Die
rätselhaften Höhlen wurden anscheinend in den Schichtstapel gefressen,
als dieser noch nicht verkieselt war. Ein Tier, das sich einfach
hindurchzwängt, hätte die Schichten ausgebeult, was nicht geschehen
ist. Schließlich waren die Höhlen wie alles Andere, mit Ausnahme der
zuletzt gebildeten Quarzkristalle, zu festem Chalzedon geworden.
Fundstücke:
Abb.1: Rh15/63 (0.62kg, erhalten von Barron in
2012, hier Teil1); Abb.2:
Rh10/8 (0.45kg, gefunden in 2004, hier Teil2); Abb.3:
H/293 (1.52kg, gefunden in 2000 bei Hänichen, Sachsen,
in 6
Teile geschnitten, hier Teil5);