Spukhafte Gebilde in Blaualgen-Schichtstapeln  - (3)  
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eerie shapesBesondere Verkieselungserscheinungen in Hornsteinen aus dem Döhlener Becken sind wegen ihres verwirrenden Aussehens in Permian Chert News 18 und 27 "Spukhafte Gebilde" genannt worden. Mangels einer einsichtigen Erklärung sollen nun weitere Bilder möglichst einen Weg zum Verständnis bahnen.  

Abb.1:
Blaualgen-Schichtstapel, gefärbt mit Hämatit infolge Oxidation gelösten Eisens,
        viel später überlagert mit Hämatit unbekannter Entstehung und in rätselhaften Formen.
        Bildbreite
3.5mm.

Weil die roten Formen in Abb.1 offenbar nicht von der Schichtstruktur beeinflusst sind, müssen sie viel später entstanden sein, nachdem der Stapel der Mikrobenschichten infolge  Verkieselung schon
weitgehend homogen geworden war. Deshalb konnte sie auch die dünnen Schichten nicht beeinflussen.
Die Bildung der Formen in einem späten Stadium ergibt sich auch aus dem Überqueren spröder Risse.
Einige der rätselhaften Formen können zur Fehldeutung als frühere Risse verleiten. Die verzweigte Form in Abb.1 erinnert an weit geöffnete Risse in Gel, aber diese Deutung ist bei den Formen oben im Bild nicht möglich.
eerie shapes 
Manchmal sieht man die rätselhaften Formen als ringförmig geschlossene Streifen auf den Schnittflächen, was wahrscheinlich andeutet, dass es in 3D allseitig geschlossene Beutel sind, wie der kleine in Abb.1 und der große in Abb.2. Der rote Kreis in Abb.2 ist ein anderes Rätsel, nirgends sonst gefunden.

Abb.2: Blaualgen-Schichtstapel, scheinbar eingeschlossen in einem roten Beutel;
        Wand einer Baumfarn-Wurzel mit Zellstruktur (oben), überlagert mit einem rätselhaften roten Kreis.
       
Bildbreite 3.5mm.
 
Abb.3 (unten): Blaualgen-Schichtstapel, gebogen und deformiert infolge seitlicher Kompression,
        später überlagert mit rätselhaften Formen:
        dicke Beutel und abgeschnittene Enden ohne Bezug zu vorhandenen Strukturen.

        Bildbreite
4.3mm, gleiche Vergrößerung wie oben.
eerie shapes



Beutelförmige Strukturen sind auch an beiden Rändern der dicken roten Schale in Abb.3 zu sehen: links dick und rechts schmal. Die dünnen Lagen der Mikroben, gefärbt mit Hämatit, liegen hier nicht waagerecht. Seitliche Kompression hatte den Stapel verbogen und einzelne Lagen wellenförmig gestaucht.  
Der räumliche Anblick, ermöglicht durch den klaren Chalzedon, 
bietet ein weiteres Rätsel: eine Lücke in der dicken roten Schale rechts unten, nicht als Riss zu deuten. Anscheinend ist es nur ein farbloser Streifen, der sich in die Tiefe erstreckt, nicht weniger rätselhaft als das Rot.  
Rätselhaft ist auch das unvermittelte Ende des hellroten Streifens oben links.

Auch Teil 3 dieser Serie trägt nicht merklich zum Verständnis bei,
liefert aber neue rätselhafte Einzelheiten der Formen, die sich nicht an den vorhandenen Strukturen orientieren: geschlossene Beutel in Abb.1-3, ein Kreis in Abb.2, abgeschnittene Enden in Abb.3.

Fundstück: 
H/375.1, altes Bruchstück (12kg) einer Hornsteinschicht aus dem Unter-Perm, 1999 gefunden in eiszeitlichen Flussablagerungen bei Hänichen, Döhlener Becken, Freital nahe Dresden.

H.-J. Weiss      2020

Scolecopteris pinnule cross-section, Sardinia Permian Chert News28

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