Biogene Eisen-Ausfällungen in roten Hornsteinen des Döhlener Beckens
English version

Große Eisenerzlager, bekannt als "banded iron formations", bildeten sich vor etwa 2 Milliarden Jahren infolge photosynthetischer Sauerstoffproduktion von Blaualgen. Das ist ausführlich in [1] behandelt, wo gesagt wird, dass die "gebänderten Eisenerz-Formationen" aus eisenoxidhaltigen Schichten bestehen, manchmal sehr fein laminiert, mit SiO2-reichen Zwischenlagen. Das kann durch viel jüngere terrestrische Bildungen, konserviert in unter-permischen Hornsteinen, eindrucksvoll veranschaulicht werden (Abb.1).
Eisenoxid ausgefällt durch Blaualgen (?) im Hornstein
Abb.1: Eisenoxide, wahrscheinlich durch Blaualgen (= cyanobacteria) ausgefällt, die in sehr dünnen Schichten gewachsen waren, bevor durch Verkieselung des wässrigen Lebensraumes alles zu Hornstein wurde. Bildbreite 17.5mm.


Mehrere Hornstein-Varianten sind als Gerölle in (eiszeitlichen ?) Flussablagerungen im kleinen Döhlener Becken gefunden worden, aber nicht im Anstehenden. Trotzdem gelten sie als unter-permisch wie das ganze Becken, weil eine Variante, die der hier beschriebenen ähnlich ist, als ca. 10 cm dicke rote Hornsteinschicht in einem Kohlebergwerk (Marienschacht, Bannewitz) gefunden wurde [2]. (Einige andere Hornstein-Varianten aus dem Anstehenden, aber anscheinend ohne Fossilien, werden in [3,4] erwähnt.)
Die fein-laminierten Eisenoxid-Abscheidungen in einigen der roten und gelben Hornsteine des Döhlener Beckens sind denen aus der proterozoischen gebänderten Eisenerzformation, die man für eine Auswirkung der Lebenstätigkeit der Blaualgen hält, so ähnlich, dass man annehmen kann, sie seien auf die gleiche Weise entstanden, obwohl die Anwesenheit von Blaualgen in den hier betrachteten Hornsteinen nicht unmittelbar nachgewiesen wurde.

Das vorliegende Fundstück ist ein altes Fragment einer mindestens 23cm dicken Hornsteinschicht. Aus eingeschlossenen Wedelteilen und luftgefüllten Wurzeln des fossilen Baumfarns Scolecopteris ist zu schließen, dass die farbkräftigen Strukturen in einem Sumpf entstanden, genauer gesagt nahe der Oberfläche, denn die Blaualgen brauchen Wasser als Lebensraum und Licht für die Photosynthese. Das passt zu der Beobachtung, dass die geschichteten Abscheidungen immer gestört sind infolge von Bewegung im Sumpf, vielleicht durch Sturm, Tiere, abfallende Farnwedel ...
Die Störungen erfolgten während unterschiedlicher Stadien der Verkieselung, was aus Abb.1 zu erkennen ist: Offenbar wurde der Schichtstapel in Stücke zerrissen, während alles noch flüssig war und die einzelnen schlaffen Schichten am Ende des Stückes sich voneinander trennen konnten. Nachdem später das deformierte Fragment des Schichtstapels zu Gel geworden war, lief ein Riss quer durch, aber nicht weiter. Daraus ist ersichtlich, dass Verkieseln kombiniert mit Schrumpfen im Schichtstapel schneller war als in der Umgebung.
Eisenoxid ausgefällt durch Blaualgen (?) im Hornstein
Abb.2: Hornstein mit Eisenoxiden, ausgefällt an Mikroben-Bildungen zwischen Pflanzenresten, gleiches Fundstück wie Abb.1;
Pilz-Chlamydosporen schwach sichtbar als durchsichtige hohle Kugeln, Bildbreite 5.5mm.

Mikroben bilden im Wasser öfter eine Ansammlung von Flocken als einen Stapel dünner Schichten. Es ist nicht bekannt, ob die dünnen Schichten und die Flocken in Abb.2 (links unten und rechts oben) die gleiche Art Mikroben repräsentieren. Gelegentlich sichtbare Übergänge zwischen den zwei Formen scheinen anzudeuten, dass es so ist.
Es gibt mehr Bemerkenswertes in Abb.2: Ein früherer Hohlraum, wahrscheinlich eine Sumpfgas-Blase, ist jetzt mit grobkristallinem Quarz gefüllt. Ein ähnlicher Hohlraum mit einer waagerechten Füllung (hier nicht im Bild) lässt die Orientierung während der Verkieselung erkennen, so dass man sagen kann, dass Abb.1,2 richtig orientiert sind.

Undeutlich sichtbare blasen-artige Objekte, Durchmesser 0.17... 0.27mm, verstreut angeordnet längs eines Streifens zersetzter Pflanzensubstanz in Abb.2, sind sehr wahrscheinlich "Chlamydosporen" eines Pilzes. Diese und die zugehörigen Hyphen sind in den Hornsteinen des Döhlener Beckens selten, aber häufig in den Hornsteinen von Rhynie. Zusätzlich zu den Blaualgen (= cyanobacteria) ist deren Anwesenheit ein weiterer Beleg dafür, dass dieser Hornstein-Typ, wie viele andere, nicht durch Verkieselung einer Sedimentschicht entstand, sondern aus Sumpfwasser, das zu Kieselgel und schließlich zu Hornstein wurde. Das muss deutlich gesagt werden, um der aus veralteten Lehrbüchern unkritisch übernommenen Vorstellung zu widersprechen,  Hornsteine seien im allgemeinen durch Verkieselung von Sedimentschichten in der Tiefe entstanden [5].

Fundstück: 2001 gefunden im Aushub einer Baugrube, Hänichen, Käferberg-Str.3, aufbewahrt in der eigenen Sammlung unter H/333.1 .

H.-J. Weiss      2012


[1]  T.N. Taylor et al.: Paleobotany. Elsevier 2009
[2]  J.T. Sterzel: Die Flora des Rothliegenden im Plauenschen Grunde bei Dresden.
    Abh. math.-phys. Cl. Kgl. Sächs. Ges. Wiss. 19(1893), 1-172.
[3]  K. Thalheim, W. Reichel, T. Witzke: Die Minerale des Döhlener Beckens.
    Schr. Staatl. Mus. Mineral. Geol. Dresden 3(1991), 1-131.
[4]  W. Reichel, J.-M. Lange: Cherts from the Döhlen Basin near Dresden.
    Geologica Saxonica 52/53(2007), 117-128.
[5] R. Rößler, T. Zierold, F. Spindler, F. Rudolph : Strandsteine ...
     Veröff. Mus. Naturkunde Chemnitz 30(2007), 5-24.
Scolecopteris pinnule cross-section, Sardinia Permian Chert News8

Übersicht
Hornstein-Nachrichten
Permian Chert News
deutsch
Verkieselung
Fossilführende Hornsteine