Pflanzen und Tiere können
in Hornsteinen in kleinsten Einzelheiten erhalten bleiben, aber nur
wenige der vielen Hornsteintypen enthalten Fossilien. Unter
Paläontologen wohlbekannt als Rhynie Chert ist der Hornstein von
Rhynie, weil dessen Fossilien einen frühen Lebensraum aus einer Zeit
repräsentieren, als die Pflanzen begannen, sich aus Gewässern und
Sümpfen über das trockene Land auszubreiten.
Unter dem Einfluss kieselhaltigen Wassers, entstanden durch Auslaugen
vulkanischer "Asche", verkieselten manche Gewässer
und Sümpfe mit allem, was darin lebte oder hineingefallen war. Einige
der so entstandenen Hornsteine sind rot und gelb gefärbt durch
feindisperse Eisenoxide. Folglich sollte man rote Hornsteine genau
betrachten, um herauszufinden, ob sie bloße Ansammlungen roter
mineralischer Körnchen sind oder gefärbter verkieselter Sumpf mit zu
erwartenden Fossilien. In diesem Sinne wurden größere Mengen der von
den Paläontologen ignorierten roten Hornsteine des Döhlener
Beckens (Unter-Perm) gesammelt und teilweise ausgewertet: Permian
Chert News 8,
14,
17,
18,
25,
27,
28,
36,
37,
38,
39.
Ein Nebenergebnis solcher Aktivität sei hier
betrachtet: Der
einzige Fund roten Hornsteins vom Strand bei Weak Law hat unerwartete
Beobachtungen geliefert, verbunden mit ungelösten Problemen.
Abb.1: Erscheinung in rotem Hornstein vom Strand bei Weak Law nahe
Gullane, Schottland. Bildbreite 4.3mm.
Abb.2: Gelber Fleck in rotem Hornstein,
Ausschnitt von Abb.1. Bildbreite 1.4mm.
Das Aussehen der roten Flocken im klaren
Chalzedon legt den
Gedanken nahe, diese hätten als wässerige Suspension oder als lockere
Anordnung mit klarem Wasser dazwischen vorgelegen. Die anscheinend
zufällige Verteilung der Flocken deutet an, dass hier keine
pflanzlichen oder tierischen Strukturen beteiligt sind. Dagegen
erscheint die Struktur im gelben Bereich zusammenhängend, wie bei einem
Gummischwamm.
Es sei hier die triviale Tatsache erwähnt, dass der
Riss in Abb.2 entstand, als die Substanz nicht mehr flüssig war.
Folglich entstand die rote Färbung längs des Risses, und möglicherweise
alle anderen roten Färbungen, als die Substanz gel-artig oder fest
war. Es ergibt sich die Frage, ob das mit der Annahme verträglich ist,
die Flocken seien Ansammlugen von Blaualgen, deren Sauerstoffproduktion
die Bildung und Abscheidung von Hämatit bewirkte.
Das "Gesicht" in
Abb.1 kam durch Beteiligung mehrerer Vorgänge zustande.
Das "Auge" links im Bild ist ein deutlich begrenzter Raumbereich, wo
der Hämatit durch Bleichen völlig verschwunden ist (weniger deutlich
rechts im Bild). Die dünnen Platten in den "Augen", schräg zur
polierten Fläche orientiert, sind die Reste ehemaliger Grenzflächen
zwischen schwerer Suspension und Wasser. Die schrägen Schnitte
der Platten erscheinen hier als schmale weiße Streifen.
Das Fundstück, 10cm breit und 5cm hoch, 0.53kg, war ein Bruchstück
einer
Hornsteinschicht oder -Linse, das leicht gerundet in Sedimente
eingebettet wurde. Als später das Sediment durch Erosion zerfiel, kam
der Hornstein erneut frei, mit einem 2cm-Klumpen von zweierlei Sediment
fest anhaftend, und gelangte an den Strand.
Es ist nicht auszuschließen, dass dieses Strandgeröll
nicht zu Weak
Law gehört, wo es gefunden wurde, sondern längs des Strandes
transportiert worden war. Die
hier gewählte Einordnung
unter Perm-Hornsteine ist deshalb als willürlich zu betrachten.
Unabhängig davon mag das
unheimliche Gesicht in Abb.1 daran erinnern, dass rote Hornsteine einer
näheren Betrachtung wert sind, weil sie Interessantes bieten können.
H.-J.
Weiss 2022