Fossile Pilze
sind aus verschiedenen Gründen selten anzutreffen, obwohl schon im
Silur und Devon Pilze bei der Besiedlung des Festlandes durch
grüne Pflanzen hilfreich waren [1].
Eine Ausnahme bildet der Hornstein von Rhynie (Unter-Devon), unter
Biologen weltweit bekannt als Rhynie Chert, der häufig deutlich
sichtbare Hyphen und "Chlamydosporen" verschiedener Pilze enthält.
Von den erwarteten zahlreichen Arten liegt nur ein Teil gut verkieselt
im Hornstein vor, und ein Teil davon wurde wissenschaftlich
beschrieben. Manche lebten mit gesunden Pflanzen
in Symbiose oder als Parasiten, andere zersetzten abgestorbenes
Pflanzengewebe, auch als
wasserbewohnende Pilze im Sumpf, wo sie manchmal große Mengen
verzweigter Hyphen bildeten.
Mit kieselhaltigem Wasser im Sumpf konnte
günstigenfalls alles verkieseln.
In
Hornsteinen aus Deutschland (Unter-Rotliegend ?) sind
bisher sehr wenige Pilze gefunden worden. Es wird erwartet, dass die
sehr vielen Fundstücke aus dem Döhlener Becken, bisher grob oder gar
nicht angesehen,
noch einige Exemplare liefern werden. Hyphen
innerhalb von Quarzkristallen (Tertiär) wurden bei Warstein gefunden
[2].
Als
Kuriosität sei erwähnt, dass eine spezielle Holzfäule, dadurch
charakterisiert, dass die Hyphen die Holzzellen mit reich verzweigten
"Arbuskeln" ausfüllen, von zahlreichen Paläobotanikern mit wachsendem
Eifer als Hornmilben-Koprolithen im Kieselholz beschrieben wurde.
(Siehe Holzfäule und "Koprolithen" und Forschung
auf Abwegen.)
Abb.1:
Chalzedon, ehemals wassergefüllter Hohlraum mit schwach sichtbaren
Pilzhyphen, Durchmesser < 10µm, in auffälliger blasser Hülle, ca
25µm,
und brauner Hülle, ca 170µm. Bildbreite 1.4mm.
Beim Verkieseln eines Sumpfes mit
kieselhaltigem Wasser bildet sich Kieselgel zuerst in den abgestorbenen
Pflanzenteilen wegen des dort vorhanden niedrigeren pH, dann außen
herum. Dazwischen bleiben wassergefüllte Hohlräume. Dort wachsen oft
Pilzfäden, die von Kieselgel umhüllt werden,
manchmal in mehreren Schichten infolge zeitlich veränderlicher
Parameter, z.B. Temperatur. Die Schichtung ist im
Kontrast erkennbar, z.B. milchig in klarer Umgebung oder
klar in milchiger Umgebung (Abb.1-3). Die
beschichteten Fäden können unter der eigenen Last durchhängen.
Die weitere Entwicklung wird durch die Übersättigung der restlichen
Lösung bestimmt:
Bei starker Übersättigung entsteht Gel und später Chalzedon im ganzen
Hohlraum. Bei schwacher Übersättigung entstehen
Quarzkristalle auf dem ummantelten Faden und an
den Wänden. Dieser Prozess endet, wenn kein Nachschub von Kieselsäure
mehr durch Diffusion (nicht Strömung !) eindringt. Später verschwindet
das Wasser und die ummantelten Pilzfäden stehen frei in der leeren
Höhle. (Siehe
Rhynie
Chert News 63,
64,)
Ummantelte
dünne nadelförmige Kristalle und mineralische Gebilde wie in Moos-Achat
können leicht mit Pilzfäden verwechselt werden. Die Unterscheidung ist
oft schwierig. Pilzfäden erkennt man daran, dass es im Gegensatz zu
Moosachat lange schnurgerade Abschnitte gibt, die an Verzweigungen
enden, und dass es im Gegensatz zu Kristallnadeln krumme Abschnitte
gibt (Abb.1).
Abb.2,3: Mehrschichtig ummantelte Pilzhyphen, Bildhöhe 0.35mm,
gleicher Maßstab wie Abb.1.
Durchmesser der
Mantelschichten in Abb2 in µm: 10, 14, 22, 28, 40, 48, 110, 125,
145(?).
Abb.4
(unten): Chalzedon, ehemals Baumfarn-Wedelstiel, weitgehend zersetzt im
Wasser liegend, stellenweise undeutliches Gewirr schlecht erhaltener
Pilzhyphen, 4 (oder mehr) kugelige Chlamydosporen, leer, angeschnitten
oder
durchsichtig; links im Bild dicker Bewuchs von Mikroben (Blaualgen?).
Bildbreite 5.5mm.
Pilzhyphen
sind wahrscheinlich auch deshalb selten in Hornsteinen des Döhlener
Beckens zu finden, weil sie sich zersetzten, bevor sie mit Kieselgel
ummantelt werden konnten. Die vergleichsweise dicken kugeligen
Chlamydosporen, die nach dem Verschwinden der Hyphen das Überleben des
Pilzes sichern sollen, sind ein weiteres Strukturelement, das die
Anwesenheit von Pilzen verrät, wenn auch nur nach sorgfältiger
Betrachtung der oft verwirrenden Vielfalt, wie in Abb.4. Die Wand der
Chlamydosporen ist hier anscheinend kaum oder gar nicht durch die
reichlich
vorhandenen gelben und roten Fe-Oxide gefärbt, die aus löslichen
Fe-Verbindungen abgeschieden wurden. (Anders als im Perm sind Chlamydosporen
im Unter-Devon von Rhynie oft zahlreich und deutlich zu sehen.)
Fundstücke: Döhlener Becken, Unter-Rotliegendes.
Abb.1-3: Kleinnaundorf, Baugebiet
Kohlenstr., gefunden.von
H. Ahlheim;
bearbeitet von H. Albrecht, registriert unter Bu7/207.
Abb.4: eigener Fund, Hänichen, Käferberg;
aufbewahrt in der eigenen Sammlung, H/333.1 .
H.-J.
Weiss
2015
[1] D. Redecker: New views on fungal evolution based on
DNA markers and the fossil record.
Res. Microbiology 153(2002), 125-130.
[2]
M. Kretzschmar: Fossile Pilze in Eisen-Stromatolithen von Warstein.
Facies 7(1982), 237-259.