Fossile Stämme
paläozoischer Baumfarne, bekannt als
Psaronius, sind viel seltener als das "gewöhnliche"
verkieselte
Holz, werden aber gern als attraktive Stücke in Ausstellungen gezeigt.
Große ansehnliche Exemplare
sind von Chemnitz bekannt. Unauffälliger,
doch ebenso interessant sind die seltenen Fundstücke
aus dem Döhlener Becken: Permian
Chert News 6,
9,12,
25.
Kleine gut verkieselte Fiederblättchen und Wedelteile waren als
"Madenfarn" Scolecopteris
elegans
beschrieben worden [1], und viel mehr derartige Fossilien wurden
kürzlich gefunden. Mangelnde Sorgfalt bei der Auswertung weiterer
"Madensteine" hatte den
mehrfach publizierten Irrtum zur Folge, aus
dem Döhlener Becken sei
nur diese eine Art "Madenfarn"
überliefert [2,3]. Sorgfältige
Auswertung brachte die Erkenntnis, dass die
verkieselten Madenfarne
im Döhlener Becken mehr
als nur eine Art Baumfarn repräsentieren [4,5,6], woraus sich das
Problem
der Zuordnung von Blättchen
und Stamm
ergibt, das hier nicht betrachtet wird.
Abb.1: Querschnitt
eines Psaronius-Fragments mit leicht flach
gedrücktem
Zentrum (oben) und Luftwurzel- Mantel. Bildbreite 13cm.
Es sei daran erinnert,
dass infolge des eigenartigen
Wachstums die Luftwurzeln fast den gesamten
Querschnitt des Stammes an der
Basis einnehmen, im oberen Bereich aber nicht vorhanden
sind. Folglich zeigt das Bild einen Querschnitt
aus mitterer Höhe.
(Eine kurze Beschreibung des Wachstums von Psaronius gibt es
bei [7].)
Das
vorliegende Fundstück repräsentiert nicht einen neuartigen roten Psaronius, sondern
eine
Farbvariante des Fossils, entstanden durch reichliches
Ausfällen von Hämatit während oder nach der Verkieselung. Die
ungleichmäßige
Verteilung der hellroten
Färbung, vorwiegend in einem breiten Streifen längs des Randes und
neben manchen Rissen, weist auf einen wesentlichen Einfluss der
Diffusion im verkieselten Zustand hin. Letzteres folgt auch aus der
meist wenig auffälligen Entfärbung nahe am Außenrand unten im Bild und
nahe
am Riss mit hellroter Umgebung. Ein anschauliches Beispiel bietet der
vom Rand ausgehende kurze Riss rechts oben, der die hellrote Färbung
einiger Leitbündel bewirkt hatte und diese später teilweise rückgängig
machte. Luftwurzelmantel
und
Stammzentrum sind (nicht überall) durch eine "Palisadenwand" aus dicht
nebeneinander stehenden Sklerenchym- Elementen mehr oder weniger
deutlich voneinander
getrennt, wie in Abb.2 und in [8].
Die
Wand ist oft nicht deutlich strukturiert, wie in Abb.3, wo
eine Struktur kaum erkennbar ist. Zwei
Luftwurzeln waren
dabei, sich neu zu bilden, was aussieht, als zwängten sie sich durch
die Wand.
Merkwürdig ist die
Ähnlichkeit der Wandstruktur
in Abb.2 zu Anordnungen
von Sklerenchym- Elementen
im Zentrum eines rätselhaften
Holzgewächses [9].
Abb.2:
Psaronius-Querschnitt aus Abb.1: oben Leitbündel des Stammzentrums,
unten miteinander
verwachsene Luftwurzeln, dazwischenWand des Zentrums,
bestehend aus Sklerenchym- Elementen. Bildbreite 17.5mm.
Abb.3 (unten):
Drei
Ansichten von Tracheiden zusammen in einem Bild: oben
band-artiges Leitbündel bildend , rechts unten Leitbündel
in einer Luftwurzel bildend, links ebenso, aber
undurchsichtig. Bildbreite 5.5mm.
Die
meisten Tracheiden in diesem Fundstück enthalten durchsichtigen
Chalzedon, der auf Querschnitten dunkel erscheint. Die
Tracheiden
sind dünnwandig, können aber dickwandig erscheinen durch mineralische
Abscheidungen, wie hier auf dem bandförmigen Leitbündel in Abb.3
oben. Wenige
dünnwandige sind oben links erkennbar, ebenso in
der Luftwurzel unten rechts.
Tracheiden
mit undurchsichtiger Füllung sind so verteilt, als sei anfangs klarer
Chalzedon
infolge
Diffusion von außen oder längs
Rissen undurchsichtig
geworden.
Abb.4 (rechts): Längsschnitt durch ein Bündel leicht deformierter
Tracheiden.
Bildbreite 1.2mm.
Der
klare Chalzedon
in den Tracheiden
ermöglicht überraschende Einblicke in die Wandstrukturen (Abb.4),
die nicht nur Erkenntnisse liefern, sondern auch neue Fragen
stellen: Permian
Chert News 25 .
Die Bilder zeigen Einzelheiten von zwei polierten
Schnittflächen des Fundstücks W/20, gefunden ca. 1990 von S.
Weiss in
einer dünnen Schicht eiszeitlichen Schotters, die beim Bau des
Golfplatzes Wilmsdorf (Döhlener Becken)
freigelegt wurde.
H.-J.
Weiss 2022
[1]
E.
Zenker:
Scolecopteris elegans,
ein neues fossiles Farrngewächs mit
Fructification. Linnaea 11(1837), 509-12.
[2] M. Barthel:
Die Madensteine vom Windberg. in: U. Dernbach, W.D. Tidwell:
Geheimnisse versteinerter Pflanzen. D'ORO 2002. S.65-77.
[3] M. Barthel: Die
Rotliegendflora der Döhlen-Formation. Geologica Saxonica 61 (2) 2015
(2016 erschienen), 105-238. S.226
[4] H.-J.
Weiss:
Scolecopteris
synangium stalks
– real and illusory.
www.chertnews.de, Permian Chert News 4.
[5] H.-J.
Weiss: Maggot
fern disputes. www.chertnews.de,
Permian Chert News 24.
[6] H.-J.
Weiss: Maggot
fern confusion. www.chertnews.de,
Permian Chert News 26.
[7] H. Steur:
https://steurh.home.xs4all.nl/epsaron
The tree fern Psaronius
[8] B. M.
Stidd:
Morphology and anatomy of
the frond of Psaronius. Palaeontographica
B 134 (1971), 87-123, Plate 16 Fig.8.
[9] H.-J.
Weiss:
A
small seed
fern stem...
www.chertnews.de, Fossil Wood News 19.