Achate mit waagerechten Chalzedonlagen, bei Sammlern als Uruguay-Bänder
oder Onyx bekannt, sind faszinierend und umstritten.
Derartige Bildungen gibt es auch in Hornsteinen (Fig.1). In den
unter-devonischen Hornsteinen von Rhynie, Schottland, (Rhynie
Chert) sind
sie häufig, in anderen Hornsteinen seltener. Sie haben immer wieder zu
der Vorstellung verleitet, sie seien durch Ablagerung von SiO2
in einem Hohlraum mit veränderlichem Wasserspiegel entstanden. Trotz
gegenteiliger Beweise ist diese trügerisch einsichtige Idee noch weit
verbreitet. Die Idee ist so leicht widerlegbar, dass man sich wundern
muss, warum sie noch in neuen wissenschaftlichen Arbeiten auftaucht,
wie z.B. in [1,2].
Abb.1: Stapel farbiger Schichten in einem Hohlraum in Rhynie
Chert,
dazwischen leere Schichten, teilweise mit Quarzkristallen;
Orientierung erkennbar am Rhizom-Querschnitt mit Rhizoiden an der
Unterseite.
Foto: J.
Gardavsky .
Abb.2: Querschnitte winziger Koniferen-Nadeln,
0.5mm dick, vor der Verkieselung hohl,
angeordnet in
spiraligen Reihen an einem in der Tiefe
verborgenen Zweig, mit waagerechten
Schichten in
der Chalzedon-Füllung; erster Fund von
Nadeln in den unter-permischen Hornsteinen des Döhlener
Beckens, Deutschland.
Wäre ein Wasserspiegel beteiligt gewesen, so
gingen die Schichten nicht gerade hindurch, sondern wären an den
Rändern aufwärts gebogen, zu einer krummen Fläche, die als Meniskus
bekannt ist. Besonders beweiskräftig sind die Schichten in sehr kleinen
Hohlräumen. In einem millimetergroßen Hohlraum mit benetzbaren Wänden,
der teilweise mit Wasser gefüllt ist, zieht das Wasser die Luft zu
einer
kugelförmigen Blase zusammen, so dass es keinen Wasserspiegel gibt,
sondern eine
kugelförmige Wasseroberfläche. Da auch die kleinsten waagerechten
Schichten im Chalzedon genau eben sind (Abb.2), können sie nicht an
einer Wasseroberfläche entstanden sein.
Die Tatsache, dass eine winzige
Menge Luft im Wasser die Form einer Blase hat, ist einfach damit zu
erklären, dass im Millimeter-Bereich und darunter die
Oberflächenspannung sich stärker auswirkt
als die Schwerkraft. Das wurde in [2] nicht beachtet: Dort
argumentierte
man mit dem Einfluss der Schwerkraft auf die Sedimentation im Innern
von Pflanzenzellen, aber die viel stärkere Wirkung der
Oberflächenspannung wurde nicht betrachtet.
Gelöstes SiO2
oder Kieselsäure formt bekanntlich molekulare Cluster verschiedener
Größe. Die Cluster können so groß werden, dass sie sich absetzen und
eine wohldefinierte waagerechte Grenzfläche bilden. Bindung zwischen
den Clustern macht die Emulsion oder Schlempe eventuell zu Gel, und
durch Kristallisation kann daraus Chalzedon werden. Dieser Vorgang kann
durch die Anwesenheit kleiner Anteile anderer Minerale abgewandelt
werden, auch durch veränderliche Parameter wie Tempratur, pH-Wert,
etc., so dass er mit veränderlicher Geschwindigkeit abläuft, wobei
Schichten verschiedenen Aussehens und verschiedener Mikrostruktur
entstehen, wie man sie von Achaten kennt und wie sie in Abb.1 zu sehen
sind.
Abb.3: Waagerechte Chalzedonplatte frei stehend in einem
Hohlraum in Rhynie Chert: Beleg für das Auflösen unterer Schichten.
Foto:
J. Gardavsky.
Veränderliche
Bedingungen können sogar Stadien des Prozesses umkehren, wobei eine
Schicht sich auflösen kann. Wenn das nicht die oberste Schicht ist,
entsteht eine Lücke im Schichtstapel, die sich gegebenenfalls nie
wieder schließt. Solche Lücken sind im Rhynie Chert nicht selten. Sie
bieten eine einfache Erklärung für die gelegentlich in Hohlräumen des
Hornsteins anzutreffenden frei stehenden waagerechten Platten (Abb.3).
Es sei hier angemerkt, dass man keine Szenarien für Stofftransport
mittels Strömungen durch Hohlräume erfinden muss, wie es manchmal in
Erklärungsversuchen zur Achatbildung getan wird. Die Diffusion von SiO2
durch Flüssigkeit, Gel, oder entlang der Korngrenzen kristalliner
Phasen ist das hier wirksame Transportprinzip.
H.-J. Weiss
2007
[1] J.L.
Holloway : Sedimentation in
vesicles: Interpretation of geopetal fabrics in amygdaloidal agates,
The Geological
Society of America, 54. Annual Meeting (March 2005).
[2] A.
Channing, D. Edwards : Experimental taphonomy:
silicification of plants in Yellowstone hot spring environments,
Trans.
Roy Soc. Edinburgh, Earth Sciences 94(2004 for 2003), 503-521.