Spukhafte Gebilde in Blaualgen-Schichtstapeln - (6)
English version
eerie shapes and cracksObwohl die hier "spukhaft" genannten Gebilde nicht als wohldefinierte Gruppe erscheinen, soll doch versucht werden, diese von den gewöhnlichen Gebilden in Hornsteinen abzugrenzen.
Die hier betrachteten Gebilde ...
 ...  können unterschiedlich aussehen: dicke rote Wolken,
       dünne rote Lagen, oder Zwischenformen,
 ...  waren später entstanden als die
gewöhnlichen Gebilde,
 ...  waren meist (aber nicht immer)
       ungeachtet vorhandener Strukturen entstanden.
 

Abb.1: Roter Hornstein (Perm) mit Strukturen aus unterschiedlichen Prozessen: Stapel gefärbter Mikrobenschichten durchdrungen von einer Wolke mit Hämatit,
breite frühe Risse im Schichtstapel unten rechts.

Wie die zuvor betrachteten auffälligen roten Formen, (Permian Chert News 18, 27, 28, 36, 37
), ist auch die Form in Abb.1 rätselhaft, weil keine mögliche Deutung erkennbar ist. Der Umriss ist teilweise scharf begrenzt, teilweise unklar. Ein Stück des linken Randes passt zum Stapel als ob eine der Schichten oder einer der Zwischenräume als Diffusionsbarriere das Ausbreiten des Hämatits verhindert hätten. 
Ein Auswuchs von der roten Wolke nach oben ist mit einem seitlichen Auswuchs in 27 vergleichbar (dort in Abb.2 unten). Eine Erklärung für die Ausbreitung der roten Farbe ist jedoch daraus nicht erkennbar.
Ebenfalls unerklärt bleiben die roten Lappen, hier meist als schmale Querschnitte zu sehen (Abb.2). Anscheinend wurde eine lösliche Eisenverbindung auf unbekannte Weise entlang krummer Flächen geleitet, oxidiert und als staubfeiner Hämatit abgeschieden, der mit winzigem Volumenanteil eine kräftige Färbung gibt. Diffusion allein gäbe diffuse Ränder, folglich müssen die scharfen Ränder in Abb.1,2 durch einen anderen Prozess bewirkt worden sein, der hier unerkannt bleibt. 

eerie shapes across sheets
Abb.2:
Roter Hornstein (Perm) mit einem Stapel gefärbter Mikrobenschichten, durchdrungen von "unwirklichen" roten Lappen, teils als schmale Querschnitte.
Bildbreite 7mm, gleiche Vergrößerung wie Abb.1.
 
Offenbar hatten sich die roten Lappen nahezu unbeeinflusst von der vorhandenen Schichtstruktur und von gegenseitigen Kontakten gebildet.
In beiden Bildern gibt es sehr schmale spröde Risse, die spät im harten Hornstein entstanden waren.
In Abb.1 gibt es außerdem Anzeichen von Bruchvorgängen in frühen weichen Stadien der Verkieselung. Rechts oben war ein Stück des Schichtstapels abgebrochen und umgedreht worden, was aus der Krümmung der Schichten ersichtlich ist. Der rote Auswuchs war später entstanden. Der weit geöffnete Riss rechts unten
ist ein weiterer Beleg für Bruch im schwach verkieselten Zustand. Bei Vergleich der Stapelfolgen beiderseits des Risses erkennt man die erwartete seitliche Verschiebung. Derartige Verschiebungen sind beiderseits dicker roter Streifen wie in 36 nicht vorhanden, woraus folgt, dass keine weit geöffneten Risse beteiligt waren.  
Der vorliegende Beitrag setzt die Reihe der spukhaften Gebilde fort,
ohne einer Deutug näher zu kommen.


Fundstücke:
H/375.1 (1999) und  H3/102 (1995), alte Bruchstücke einer Hornsteinschicht aus dem Unter-Rotliegenden, gefunden zwischen eiszeitlichem Flussgeröll bei Hänichen,
    Döhlener Becken, Freital nahe Dresden, Sachsen.

H.-J. Weiss      2022

Scolecopteris pinnule cross-section, Sardinia Permian Chert News38
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