Charophyten, besser
bekannt als Armleuchter-Algen, sind Bestandteile des
verkieselten unter-devonischen wässerigen
Lebensraumes, bekannt als
Rhynie Chert. Eine Art mit Zweigen in Quirlen, ähnlich
der heutigen Nitella,
ist Palaeonitella
cranii [1], siehe Rhynie
Chert News 10,
74.
Eine unbenannte Form, unregelmäßig an der Basis
verzweigend und ohne Quirle, ist in Rhynie
Chert News 48
beschrieben. Unerwartete Entdeckungen vermutlicher Armleuchteralgen
mit einem besonderen Quirl am oberen Ende sind in
Rhynie
Chert News 73, 89,90,
93,
106,
129,
138,
139
beschrieben und werden hier als "Seltsame Alge"
bezeichnet. Ein altertümliches Merkmal, ihre ellipsoidischen gestielten
Oogonien, unterscheidet sie von allen bekannten Armleuchteralgen.
Im hier betrachteten Fundstück gibt es einen vermutlichen Charophyten
in dichten Klumpen (Abb.1,2),
anscheinend ohne Quirle aus Zweigen. Die röhrenförmigen
Zellen in
Abb.1 sind nicht zufällig orientiert, sondern mehr oder weniger
korreliert, wie rechts der Mitte, wo man vorwiegend Querschnitte sieht.
Alle Bilder: Rh2/175, 2012erhalten von Shanks.
Abb.1: Chalzedon-Klumpen in
Rhynie Chert, hier als bläuliche Wolke mit dicht nebeneinander gewachsenen
röhrenförmigen Zellen, manche mit weißer Füllung; keine Quirle.
Bildhöhe 5.2mm.
Abb.2 (rechts außen): Korrelierte Röhren unten, zwei Röhren
mit je 4 Zellen oben (s. auch Abb.3). Bildhöhe 2.6mm.
Abgesehen von der verwirrenden Struktur in der Mitte gibt es in Abb.2
zwei Bereiche mit leichter erkennbarer Struktur:
Unten
im Bild sind die Röhren so dicht gepackt, dass sie ein Gewebe
vortäuschen, mit kaum sichtbaren Zellwänden, aber innen mit länglichen
Objekten, wahrscheinlich
geschrumpftes Zellplasma.
Oben im Bild gibt es zwei einzelne Röhren aus je 4 Zellen, die eine
schlank und deutlich sichtbar, die andere
dick und weniger deutlich, vergrößert zu sehen in Abb.3.
Abb.3 (links): Ausschnitt aus Abb.2, oberer Teil: zwei einzelne Algensprosse
mit unterschiedlichem Aussehen, jeder aus 4 Zellen bestehend.
Bildbreite
1mm, gleiche
Vergrößerung wie Abb.4-9.
Abb.4-9:
Sprossende Teile des
Charophyten
in Abb.1,2,
alle gleich vergrößert,
Bildhöhe 1mm.
Der Durchmesserbereich der Röhren und die gegliederte
Struktur unterstützen die Annahme, das algen-ähnliche Objekt in diesem
Fundstück sei ein Charophyt. Es ist nicht bekannt, ob eine Alge mit
dieser Wuchsform, mit dicht
gepackten Röhren, anscheinend ohne Quirle aus Zweigen, fast sicher
ohne Gyrogoniten, und mit gegliederten Enden wie hier zu sehen, nur
eine Variante der oben erwähnten Charophyten ist, speziell der oben
erwähnten Seltsamen Alge,
oder eine neue Art.
Diese Unsicherheit soll ein Anreiz dafür sein, möglicherweise nützliche
Beobachtungen zu beschreiben.
Es ist verwunderlich, dass die gut sichtbaren Sprosse in diesem
Fundstück in Abb.4-9 kaum mehr als 4 Zellen erkennen lassen oder aus
genau 4 Zellen bestehen (Abb.3). Das passt zur Zahl der Zellen in den
Zweigen der Quirle
mancher Armleuchter-Algen,
was Zufall sein kann oder nicht. (Eine fünfte Zelle ist möglicherweise
in Abb.6 am linken Spross sehr schwach angedeutet.)
Rätselhaft
sind Abb.3,8, wo die Rückwand der größten Zelle die Frage
nahelegt, wo diese abgebrochen sein könnte oder wie diese auf andere
Weise entstanden sein könnte.
Wie
in Abb.3-9 zu sehen, können die Sprosse im gleichen Fundstück deutlich
unterschiedlich geformt sein, mit schlanken oder dicken Zellen
(Abb.3 oder Abb.4,5). Sehr schwache Konturen dicker Zellen eines
Sprosses sind in Abb.9 unten zu sehen.
Dunkle
Einschlüsse in den Zellen, diffus wie in Abb.5 oder deutlich geformt
wie in Abb.2,9, sind als Reste des zerfallenen oder geschrumpften
Zellplasmas zu deuten.
Die
Suche nach verborgenen Verzweigungen und Quirlen in Klumpen dicht
gepackter Röhren in diesem und in anderen Fundstücken kann zum
Verständnis beitragen.
Zusammenfassend bleibt zu hoffen, dass weitere
zu findende
Einzelheiten es ermöglichen werden, diese Alge als
eine Variante schon beschriebener Charophyten oder als neue Art
einzuordnen.
Anmerkung 2019: Die strukturierten Enden, meist aus 4 Zellen bestehend,
mit deutlicher Rückwand der größten Zelle in Abb.3,8, lassen vermuten,
es seien gezielt abgetrennte Brutkörper.
H.-J.
Weiss 2019
[1] R. Kidston, W.H. Lang:
On Old Red Sandstone plants … Part V,
Trans. Roy. Soc. Edinburgh 52(1921), 855-902.