Was
hier aussieht wie ein Ball, zusammengenäht aus
polygonalen
Teilen, ist eine Kugel aus zusammenpassenden polyedrischen Algenzellen
am Astquirl einer Armleuchter-Alge. Die
polyedrischen Zellen unterscheiden
sich auffällig von den langen zylindrischen Zellen der Äste. Einige
Äste dieses Quirls verschwinden in der Tiefe des Bildes, folglich zeigt
Abb.1 den Quirl schräg von unten. Der Stamm, auf dem der Quirl saß, ist
hier offenbar abgeschnitten und deshalb nicht zu sehen.
Abb.1: Vielzellige Kugel, 0.24mm, am
Quirl einer Armleuchter-Alge mit Ästen
aus
großen Zellen, Schnittfläche eines Hornstein-Fundstücks.
Bildhöhe 1mm.
Von den Armleuchter-Algen im Rhynie Chert ist
bekannt, dass die Segmente von Stamm und Ästen aus nur
einer Zelle bestehen, wie bei der rezenten Nitella, von der
der Name Palaeonitella
für dieses Fossil abgeleitet worden war [1]. Wie schon begründet
[2],
war das wahrscheinlich keine gute Wahl, weil manche oder sogar alle
Algen, die Palaeonitella genannt
wurden,
phylogenetisch weit entfernt von Nitella und allen bekannten
Armleuchter-Algen sind. (Siehe dazu Rhynie
Chert News 93 .)
Der
Ball in Abb.1 ist keine einmalige Erscheinung. Es gibt mehr davon, wenn
auch weniger schön, wie in Abb.2,3 (gleiche Vergrößerung wie Abb.1).
Abb.2 (links): Basis eines Astquirls
im Querschnitt, von unten gesehen, an der rohen Oberfläche des
Fundstücks. Bild 0.65mm.
Abb.3 (unten): Vielzelliger Klumpen unter
der rohen
Oberfläche des Fundstücks, wahrscheinlich Basis eines Quirls, Äste
nicht erhalten.
Bildhöhe 0.25mm.
Ähnlich
wie in Abb.1 sind auch in Abb.2 die gut erhaltenen Äste aufwärts (in
die Bildebene hinein) gerichtet. Die Unterteilung der Kugel ist
schwach angedeutet.
Auch ohne Äste ist das Objekt in Abb.3 als
Kugel im Sinne von Abb.1 erkennbar.
Diese Kugeln unterscheiden sich deutlich von den
Basen der Quirle von Palaeonitella
in [3].
Alle Bilder zeigen ein Fundstück
von 0.28kg, 2003 gefunden, registriert als Rh9/86.
Anmerkung: Die
Deutung dieser Bilder ist mit Zweifeln belastet. Die Kugel in Abb.1 ist
den Antheridien einiger rezenter Charophyten verdächtig ähnlich. Die in
diesem
Stück Rhynie Chert als
Antheridien gedeuteten Objekte sehen viel anders aus. Deshalb ist die Ähnlichkeit
der Kugel in Abb.1 mit rezenten Antheridien anscheinend zufällig.
Verdächtig sind auch die vielzelligen Kugeln als Basis der Astquirle,
bei Charophyten bisher nicht bekannt. Weil der hier vorgestellte
Charophyt eine bisher unbenannte Art repräsentiert, sind diese
Beobachtungen mehr interessant als verstörend.
H.-J.
Weiss
2018
(überarbeitete Fassung)
[1] R.
Kidston, W.H. Lang:
On Old Red Sandstone plants … Part V,
Trans. Roy. Soc. Edinburgh 52(1921),
855-902.
[2] H.-J.
Weiss:First
xanthophyte and new charophyte in the Rhynie chert.
87th Annual Conference of the
Paläontologische Gesellschaft, Dresden 2016.
[3] www.abdn.ac.uk/rhynie