Polierte Querschnitte von Baumstämmen mit einem komplex strukturierten
Zentrum, umgeben von miteinander verwachsenen Luftwurzeln, als
Psaronius
wohlbekannt, gehören zu den schönsten Fossilien
in Museen. (Eine
höchst bemerkenswerte Sammlung großer polierter Psaronius-Querschnitte
gibt es im Naturkunde- Museum Chemnitz. [1]) Psaronius-Stämme
aus den unter-permischen (Rotliegend-) Hornsteinen des Döhlener Beckens
nahe Dresden sindkleiner, mit meist
weniger als 20cm Durchmesser (mit bisher einer
Ausnahme von 30cm), mehr oder weniger zusammengedrückt im verkieselten
Torf. Sie sind in den Hornsteinen weniger
häufig
zu finden als Farnlaub. (Siehe
Permian
Chert News 1, 2. ) Aus
der Beobachtung, dass das zusammen mit Psaronius im
gleichen Hornstein gefundene
Laub immer Scolecopteris
(
= "Madenfarn") ist, kann geschlossen werden, dass beides zusammen
gehört.
Das hier gezeigte Exemplar zeichnet sich durch eine
ungewöhnliche Kombination von fortgeschrittenem Zerfall und sehr guter
Erhaltung aus: Der Vorgang des Zusammendrückens, dem anscheinend alle Psaronius-Stämme im
Döhlener Becken ausgesetzt waren, während sie im Sumpf lagen,
beeinflusste einen großen Teil des Luftwurzelmantels dieses Stammes gar
nicht. Nur das Zentrum und der innere Teil des Luftwurzelmantels wurden
stark deformiert. Anscheinend wurden die Gewebe im Zentrum und
angrenzende
Luftwurzeln schneller durch Verrottung geschwächt als der Zustrom von
SiO2
durch Diffusion diese stabilisieren konnte, so dass das Zentrum und die
Wurzeln nahe dem Zentrum zusammengedrückt
wurden.
Abb.1:
Psaronius,
der Stamm des "Madenfarns"
Scolecopteris
im Querschnitt, schönstes bisher im Döhlener Becken gefundenes
Exemplar. Bildbreite 9cm.
Die Erhaltung von Gewebe durch Verkieselung unterliegt dem
Wettbewerb
zwischen den Prozessen des Zerfalls und der
Aufnahme von SiO2
. Diese Prozesse beeinflussen sich gegenseitig,
was die Sache verkompliziert:
Das Eindringen von Kieselsäure (gelöstes SiO2)
wird im gesunden Gewebe durch
Diffusionsbarrieren verhindert und folglich durch fortschreitenden
Zerfall begünstigt. Andererseits stabilisiert und konserviert das im
Gewebe angereicherte SiO2
die Struktur. Außerdem sind die verschiedenen
Gewebe
unterschiedlich resistent gegen Zerfallsprozesse.
In Anbetracht solcher Zusammenhänge braucht man sich nicht
zu wundern, warum manche Einzelheiten des Fossils nicht leicht zu
verstehen sind.
Offenbar konnte die Kieselsäure nur langsam in die Luftwurzeln
eindiffundieren, so dass das Innere nicht konserviert wurde und
zerfiel. Anschließend in die Hohlräume eingedrungene Kieselsäure
bildete dort Achat.
Ebenso wie bei Achaten in kleinen
Höhlungen in Vulkangestein ist es immer ein Grund zur Verwunderung,
wenn nahe benachbarte Achate sehr unterschiedlich aussehen, wie hier in
Abb.2. Offenbar haben winzige Unterschiede in der chemischen
Beschaffenheit der Hohlräume große Auswirkungen auf die Ablagerung des
SiO2
und der färbenden Mineralien, meist Eisenoxide.
Abb.2, links: Achate in hohlen Luftwurzeln. Bildbreite 1.2cm.
Abb.3,
rechts: Komplex strukturierter Achat, gebildet in einer Folge
von SiO2
-Ablagerungen in einer hohlen Luftwurzel,
nachdem diese durch einen Riss gespalten wurde. Bildbreite
0.5cm. Die kantigen gelben Gebilde an den Enden des Risses waren
wahrscheinlich Pyrit-Würfel, später aufgelöst und durch SiO2
ersetzt.
Es ist merkwürdig, dass das Leitbündel der Luftwurzeln mit seinem
charakteristischen "sternförmigen" Querschnitt, das gewöhnlich erhalten
bleibt, hier zusammen mit dem weichen umgebenden
Gewebe verschwunden ist. Im Gegensatz zum völligen Zerfall des Inneren
der Luftwurzeln ist die Zellstruktur der Wand gut erhalten
geblieben, (bei dieser Vergrößerung nicht gut sichtbar).
Fundstück: gefunden an der Typuslokalität von Scolecopteris,
2000; eigene
Sammlung, Bu7/24.2 .
Fotos: M.
Barthel.
H.-J.
Weiss 2011
[1] R. RÖßLER: Der versteinerte Wald von
Chemnitz, Naturkunde-Museum Chemnitz, 2001.