Ein gut erhaltenes Psaronius- Fragment aus dem Döhlener Becken
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Stämme des Baumfarns
Psaronius sind in den fossilführenden Hornsteinen des Döhlener Beckens nicht selten. Sie verkieselten im Sumpf liegend zusammen mit den zugehörigen Wedelteilen. Meist waren sie teilweise zersetzt und flach gedrückt, bevor genügend viel Kieselgel die Form stabilisierte. Auch bei dem am besten erhaltenen bisher gefundenen Stammbruchstück haben nur die Luftwurzeln ihre Form bewahrt, während das Zentrum des Stammes, wohin die Kieselsäure zuletzt gelangte, dem Druck nachgab, wobei die meisten Leitbündel und Sklerenchym-Bänder kollabierten. (Siehe Permian Chert News 6.) Deshalb ist der unerwartete Fund eines Bruchstücks mit sehr gut erhaltenem Zentrum erstaunlich (Abb.1). 
Psaronius centre
Abb.1: Querschnitt eines (halben) Zentrums von Psaronius
, gut erhalten, teilweise schwach deformiert, Durchmesser vor dem Zerbrechen ca.10cm (geschätzt).  Bildbreite 4cm, Foto: M. Barthel.

Durch dunkles farbloses Aussehen unterscheidet sich das Fundstück auffällig von allen anderen Psaronien im Hornstein und ist den häufigen Kieselholz-Bruchstücken ähnlich. Vermutlich war es nicht Teil einer Hornsteinschicht, sondern verkieselte wie die Stämme vom Nadelholz-Typ in vulkanischer "Asche".
Die meisten Leitbündel haben ihre Form behalten, während das Parenchym dazwischen unter leichtem Druck stellenweise kollabierte. Dadurch sind die Leitbündel-Querschnitte
scheinbar nach rechts zusammenlaufend. Das Interessanteste an diesem Fund ist nicht die Gesamtansicht in Abb.1, sondern die Struktur der gut erhaltenen Gewebe.
Psaronius centre

Abb.2 (left): Psaronius-Leitbündel zwischen leicht geschädigtem Parenchym. Bildbreite 11mm.


Abb.3 (unten), Ausschnitt aus Abb2 mit Einzelheiten: Kleine Phloem-Zellen neben den großen Tracheiden des
Xylem, ein kleiner schwarz gefärbter Sklerenchym-Strang, Parenchym mit zellengroßen Klumpen.
Bildbreite 3.6mm.

 Psaronius centre tissues


Auf dem Querschnitt gibt es Bereiche, wo das Gewebe anscheinend nicht deformiert ist (Abb.2,3). Das
Phloem mit kleinen Zellen neben und zwischen den Tracheiden des Xylems lässt sich nicht deutlich vom Parenchym mit größeren Zellen abgrenzen.
Dunkle 
Klumpen in geschädigtem Gewebe, die gewöhnlich als Milbenkot beschrieben wurden, auch bei Psaronius [1], sind nach Vergleich mit vielen ähnlichen Erscheinungen als Ergebnis von Pilzwachstum innerhalb der Zellen zu deuten.
Psaronius centre 
Abb.4,5,6 (left and below): Details von Psaronius- Leitbündeln.
Bildbreite 1.4mm, 0.44mm (Abb.6).

Die Bilder zeigen Einzelheiten, die anscheinend typisch für die Leitbündel von Psaronius sind:
(1) Die Querschnitte der Tracheiden variieren stark in Form und Größe.
(2) An einigen Stellen am Rande der Leitbündel
variiert die Größe der Tracheiden von Phloem-Größe zu voller Größe (Fig.4).



Psaronius centrePsaronius tracheids(3) Zwischen benachbarten Tracheiden glaubt man einen deutlichen Spalt von 10-15µm zu sehen (Abb.4,5). Dieser erweist sich als lllusion infolge der schlechten Sichtbarkeit der dünnen Trennfläche.
(4) Die Trennfäche ist selten als sehr dünne dunkle Linie längs des scheinbaren Spalts sichtbar (Abb.6).
(5) Das dunkle Aussehen vieler Tracheidenwände (Abb.2-5) ist eine sekundäre Erscheinung. Die dunkle Ablagerung beginnt an den Ecken und kann sich über die farblosen Wände ausbreiten (Abb.5).

(6) Phloemzellen sind zwischen den Tracheiden so verteilt, dass fast jeder Tracheidenquerschnitt eine oder mehrere Phloemzellen berührt (Figs.3-6). Daraus ist zu schließen, dass
jede der langen dicken Tracheiden viele der kleinen Phloemzellen berührt.
(7) Die Wände der Tracheiden sind "treppenartig" strukturiert (Abb.7).


Psaronius scalariform tracheid walls


Abb.7 (rechts): Tracheidenwände von
Psaronius auf einer Bruchfläche an der Außenseite des Fundstücks, zwei Wände mit schwach sichtbarer "treppenartiger" Struktur, Stufen 10µm. Schwach opalisierender Chalzedon in der Mitte. Bildbreite 1mm.

Ergänzende Anmerkungen:
 - Die Tracheiden von
Psaronius sind oft als Teile der bekannten "sternförmigen" Leitbündel der Luftwurzeln abgebildet worden, aber selten als Leitbündel im Zentrum, wie in [2], Tab.35.
 - Die Trennfläche längs des scheinbaren Spalts zwischen den Tracheiden, in Abb.6 schwach sichtbar, ist auch in [2] abgebildet. (Der breite Spalt in Abb.6 oben besteht aus 1 oder 2 Phloemzellen.)
 - Unregelmäßig am Rand der Leitbündel verteilte Nester mit kleinen Tracheiden wie in Abb.4 sind wahrscheinlich analog zu den kleinen Tracheiden an den Zacken der "sternförmigen" Leitbündel der Luftwurzeln [2].
 - Risse im Chalzedon in den Tracheiden, wie in Abb.3,4,7, können leicht für Reste von Zellwänden gehalten werden.
 - Sklerenchym, hier nur als kleiner dunkler Cluster in Abb.2,3 zu sehen, ist in diesem Fundstück in verschieden breiten Strängen vorhanden (wie in Abb.1), bestehend aus kleinen Zellen, bleich oder dunkel verfärbt.
 - Die gelegentlich anzutreffende dunkle Verfärbung der Zellwände ist ein verbreitetes und noch rätselhaftes Phänomen, das in anderem Zusammenhang diskutiert werden soll.

Fundstück:  1991 gefunden auf einem kleinen Haufen kleiner Steine, die zwecks Schaffung einer glatten Rasenfläche beim Bau des Golfplatzes Wilmsdorf bei Possendorf (Döhlener Becken) abgelesen worden waren. In 3 Teile geschnitten, mittlere Scheibe W/19.2 (Abb.1) an M. Barthel übergeben. Aufbewahrt in der eigenen Sammlung unter W/19.1 (Fig.7) and W/19.3 (Figs.2-6).

Anmerkung 2016: In [3], Abb.130A-D, sieht man dieses Fundstück in 4 Bildern mit Größenangaben, die um Faktoren 10, 5, 5, 7 zu klein sind.

H.-J. Weiss     2014


[1]  M. Barthel, M. Krings, R. Rößler: Die schwarzen Psaronien von Manebach, ihre Epiphyten,
       Parasiten und Pilze.  Semana* 25(2010), 41-60.   *( recently re-named, former name: Veröff. Naturhist. Mus. Schleusingen)
[2]  C.G. Stenzel: Über die Staarsteine.  Breslau, Bonn 1854, p.753-893, Plate 40.
[3]  M. Barthel: Die Rotliegendflora der Döhlen-Formation. Geologica Saxonica 61 (2) 2015, 105-238.
  Scolecopteris pinnule cross-section, Sardinia Permian Chert News 12
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