Nematophyt: breite Röhren mit Bodensatz 
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Nematophyten mit Röhren breiter als jene von Prototaxites verdienen Aufmerksamkeit auch ohne das seltene Phänomen mineralischer Abscheidungen in einigen der Röhren, wie in Abb.1,2. Die Röhren von Prototaxites sind angeblich weniger als 50µm breit, in Abbildungen gewöhnlich nur 25µm [1,2], aber in diesem Fundstück erreicht die Breite 65µm. Die gelben und roten mineralischen Abscheidungen bestehen sehr wahrscheinlich aus Fe-Oxiden. Die winzigen Körner haben sich in den Röhren meist unten angesammelt, woraus zu schließen ist, dass sie entstanden, als das Innere der Röhren flüssig war. Ein flüssiges Inneres ist unerwartet: Im lebenden Zustand war Zellplasma in den Röhren und später Kieselgel während der Verkieselung.

Anscheinend wurde der Zellinhalt beim Zersetzen wässerig und das Verkieseln war verzögert, weil die Kutikula auf den Röhren das Eindiffundieren des gelösten SiO2 behinderte. 
big nematophyte tubes with mineral deposits
Abb.1: Querschnitt eines unbekannten Nematophyten im Rhynie Chert, Röhren bis 65µm breit, mit mineralischen Ausfällungen als Bodensatz in wenigen Röhren.
Bildbreite 1.4mm.

big nematophyte tubes with mineral deposits
Abb.2: 
Ausschnitt aus Abb.1 links unten.
Bildbreite 0.3mm.


Es ist nicht ersichtlich, warum die Ausfällungen sich nicht in jeder Röhre
oder außerhalb bildeten.
Wahrscheinlich ist es ein weiterer Beleg dafür, dass winzige Unterschiede in der chemischen Beschaffenheit der wässerigen Lösung in Hohlräumen sehr unterschiedlich aussehende Verkieselungen ergeben können, wie es von Achaten bekannt ist.
 


Anscheinend lebte dieser
Nematophyt als Bündel von Röhren in einem Klumpen organischen Gels, wahrscheinlich von den Röhren selbst erzeugt. Aus der Anordnung der Röhren ist zu schließen, dass das Gel sich nicht vor dem Verkieseln zersetzt hatte. Der krumme Spalt in Abb.1 deutet auf weiches Gel vor dem Verkieseln hin.
Unabhängig von den mineralischen Körnchen, die sich zufällig in einigen dieser Schläuche gebildet und abgesetzt hatten, besteht das ungeklärte Problem möglicher Beziehungen zwischen dem großen Fossil Prototaxites und den kleinen Fragmenten von Nematophyten im Rhynie Chert. Nachdem eines davon, Nematophyton taiti [3], erneut untersucht und in Prototaxites taiti [4] umbenannt wurde, liegt es nahe, auch andere kleine Nematophyten im Rhynie Chert  (siehe Rhynie Chert News 46,  8692,  9899, 153), wie den oben beschriebenen, bezüglich möglicher Verwandtschaft zu Prototaxites genauer zu betrachten. Das könnte dabei helfen, diese Nematophyten in das System einzuordnen.
Fundstück: Rh2/81.1, 0.63kg, 2003 erhalten von Shanks.
 

H.-J. Weiss     2020  

[1] T.N.Taylor, M. Krings, E.L. Taylor: Fossil Fungi. Elsevier 2015.
[2]  H. Steur:  Prototaxites. Google: steurh.home.xs4all.nl/engprot/
[3]  R. Kidston, W.H. Lang : On Old Red Sandstone plants showing structure ..., 
      Part V, Trans. Roy. Soc. Edinburgh 52 (1921), 855-902.
[4]  R. Honegger, D. Edwards, L. Axe, Ch. Strullu-Derrien: Fertile Prototaxites taiti: a basal ascomycete with inoperculate, polysporous asci lacking croziers.
      Phil.Trans. Roy. Soc. B 373 (2017): 20170146.
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