Lichtungen im Nematophyten-Dickicht
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Nematophyten sind noch rätselhaft sowohl im Ganzen als auch im Einzelnen. Eine Einzelheit des Nematophyten Nematoplexus auf der Schnittfläche eines Hornsteins, zufällig vom reflektierten Licht eines Risses beleuchtet und deshalb in Abb.2 von Rhynie Chert News 152 sichtbar, hat eine Neufassung  dieses Beitrags veranlasst. Dort sieht man, wie eine der spiraligen Röhren von Nematoplexus, ohne zu verzweigen, an einer Stelle beginnt, die der Rand eines zentralen Klumpens sein muss. Folglich ist die übliche Vorstellung falsch, die "Verzweigungsknoten" von Nematoplexus seien Knäuel von Röhren mit "eindringenden und austretenden Röhren" [1]. (Ohne Verzweigung und ohne "eindringende und austretende Röhren" ist der Begriff "Verzweigungsknoten" irreführend und sollte besser vermieden werden.)

Ein Vergleich der großen Klumpen des hier betrachteten unbekannten Nematophyten, die im Querschnitt als "Lichtung" erscheinen, mit den kleinen Klumpen in den Knäueln von Nematoplexus ist naheliegend. Auch die großen Klumpen werden nicht von Röhren durchquert, und die Röhren beginnen möglicherweise an oder nahe deren Oberfläche.  
Abgesehen von den Ähnlichkeiten gibt es offensichtliche Unterschiede. Diese Röhren sind viel größer, und sie sind nahezu parallel.

nematophyte with clot
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Abb. 1-7: Nematophyt
mit nahezu parallel ausgerichteten Röhren,
meist 50-60µm breit, regellos verteilt
zwischen Querschnitten von Klumpen,
die hier als "Lichtungen" erscheinen, Durchmesser 0.35-0.5mm,
mit einer Häufigkeit von ca. 10/cm
2.

Abb.3 (in der oberen Reihe):
Gebiet mit unterschiedlich breiten Röhren,
15-60µm.

Bildgrößen 1mm2.


Schnitte durch die Klumpen in Richtung der Röhren liegen gegenwärtig nicht vor, so dass klare Belege für den Beginn der Röhren an den Klumpen fehlen. Wenige kurze Abschnitte mit abweichenden Richtungen gibt es in Abb.2. Eine oder zwei Röhren beginnen anscheinend an der Oberfläche des Klumpens (rechts oben) in Abb.6. In Abb.7 hat ein Stück Oberfläche des Klumpens sich perfekt an eine Röhre angepasst (oben).
tubes lengthwise
Fig.8: Nematophyt, Röhren weniger gut parallel, deshalb in Seitenansicht einzeln erkennbar.

           Die winzigen weißen Punkte bilden die Rauhigkeit der rohen Oberfläche des Fundstücks ab.
          Gleiches Fundstück und gleiche Vergrößerung wie Abb.1-7.


Kleine Bruchflächen
in Richtung der Röhren, die eine seitliche Ansicht ermöglichen, lassen vermuten, dass auch eine polierte Schnittfläche nur verwirrende Linien mit wenig Kontrast bieten könnte, die kaum als Röhren erkennbar wären. Bei seitlicher Ansicht sind einzelne Röhren dann erkennbar, wenn sie durch weißen Chalzedon getrennt und nicht ganz parallel sind, wie in Abb.8. Die leichte Welligkeit der Röhrenwände in Abb.8 deutet an, dass die Röhren vor dem Verkieseln schlaff waren, wie schon in Rhynie Chert News 40 bemerkt.
Der stärkere Kontrast in Abb.1-7 verglichen mit Abb.8
beruht nicht auf besserer Erhaltung oder dickeren Wänden, sondern ist ein optischer Effekt: Der Blick längs der Röhren im Chalzedon gibt schärfere Konturen. Ein dünner Belag aus Mikroben kann den Effekt verstärken.
Mikrobenschichten sind stellenweise als schwarze Linien zwischen Querschnitten sichtbar, z.B. in Abb.6.  


Anmerkung 2020: Dank gebührt Gerd Schmahl für Mikrofotos, besonders Abb.2 in Rhynie Chert News 152, welches eine gründliche Neubewertung der obigen Bilder ausgelöst hat. Mit der Annahme, die auffälligen "Lichtungen im Nematophyten-Dickicht" seien vergleichbar mit den "Knoten" oder "Markflecken" anderer Nematophyten, kann man den unbekannten Nematophyten der obigen Bilder mit Nematoplexus and Prototaxites vergleichen. So kann man schließen, dass die "Knoten" von Nematoplexus wahrscheinlich einen definierten Rand haben, obwohl dieser meist nicht zu sehen ist. Naheliegend ist auch die Annahme, die Röhren dieses und anderer Nematophyten gingen vom Rande der Klumpen aus, die hier als Lichtungen oder Markflecken erscheinen.
Das umstrittene Fossil
Prototaxites, früher als riesiger Nematophyt und dann wiederholt als Pilz oder Flechte gedeutet [2,3], lässt die Frage aufkommen, ob andere Nematophyten auch als Pilze oder Flechten zu deuten sind. Verschiedene Nematophyten, einschließlich Nematasketum und Röhren gleicher Größe wie in Abb.1-8, werden in [4] vorgestellt und diskutiert: "Sie sind jedoch zweimal so breit wie die Röhren in Nematasketum (Burgess and Edwards, 1988)" [4].
Es wird hier nicht versucht, den Nematophyten aus Abb.1-8 einer der schon beschriebenen Arten zuzuordnen.


Fundstück: Rh2/81, 0.63kg, 2003 erhalten von Shanks, Bilder von Teil 3.

H.-J. Weiss      2016,   neu beschrieben: 2020

[1]  A.G. Lyon: On the fragmentary remains of an organism referable to the nematophytales, from the Rhynie chert, Nematoplexus rhyniensis.
      Trans. Roy. Soc. Edinburgh 65(1961-62), 79-87, 2 tables.
[2]  T.N. Taylor, M. Krings, E.L. Taylor: Fossil Fungi. Elsevier 2015.
[3]  R. Honegger, D. Edwards, L. Axe, Ch. Strullu-Derrien: Fertile Prototaxites taiti: a basal ascomycete with inoperculate, polysporous asci lacking croziers.

      Phil. Trans. Roy. Soc. B 373 (2017): 20170146.
[4]  P. Filipiak, H. Szaniawski: Nematophytes from the Lower Devonian of Podolia, Ukraine.  
      Rev. Pal. Palyn. 224 (2016), 109-120.
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