Nematophyton taiti (auch taitii
geschrieben), der erste der im Hornstein von
Rhynie gefundenen rätselhaften Nematophyten,
ist
seit seiner Entdeckung ein sehr seltenes Fossil geblieben. Es war als
zwei kleine Bruchstücke gefunden worden, ca.
3mm und 5mm, mit unterschiedlicher Struktur [1]. Die
Deutung als zwei verschiedene Teile eines Organismus war gut geraten.
Aus der gekrümmten Oberfläche eines der Bruchstücke schlossen die
Autoren [1] auf eine wahrscheinlich zylindrische Form des
Ganzen. Ein neuer Fund, der Nematophyton
taiti ähnlich
ist oder gleicht, kann Aufschluss darüber geben, ob diese Art anfangs
flach oder dick war.
Die Gesamtstruktur ist aus Abb.1 ersichtlich:
Ein Gewirr oder Filz aus größeren Röhren (Abb.2) ist zwischen
zwei Lagen anderen Typs eingeschlossen. Diese Lagen bestehen vorwiegend
aus einem Gewirr kaum sichtbarer kleinerer Röhren, mit gerichteten
Bündeln, anscheinend mit einer dritten Art Röhren,
möglicherweise generativen, die an der Oberfläche enden, wie
man links unten sieht.
Abb.1: Nematophyt, wahrscheinlich Nematophyton
taiti, mit hindurch gewachsener Asteroxylon-
Wurzel, während der Verkieselung mehrfach gebrochen und verschoben. Man
beachte die geschichtete Struktur mit einem Gewirr von Röhren in der
Mitte und kaum sichtbaren kleineren Röhren darüber und darunter und
einem Bündel ausgerichteter Röhren unten
links.Bildhöhe 3.8mm.
Abb.2: Gewirr krummer Röhren, 16-24µm,
in der mittleren Schicht
des Nematophyten.
Wegen der Verschiebungen vor und während der Verkieselung ist das
Exemplar im Hornstein nicht gut als
Ganzes zu sehen. Eine durch das Gewirr
von Röhren gewachsene Asteroxylon
-Wurzel
lässt mehreres erkennen: Der
Nematophyt wurde durch den Kontakt deformiert. Es
gab Bruchvorgänge in einem fortgeschrittenen Stadium der Verkieselung,
mit Rissen durch die Wurzel und durch den Nematophyten. Abgesehen
von Verschiebungen nach dem Bruch ist die
Abweichung von der Kreisform minimal, folglich wurde
das Ganze nicht komprimiert.
Man erkennt noch mehr Einzelheiten: Die Bruchstücke wurden zueinander
verschoben, auch senkrecht zur Bildebene. Die Risse heilten anscheinend
im weiteren Verlauf der Verkieselung. Ähnliche Störungen durch Kontakt
mit Pflanzen und durch Bruch gibt es auch an anderen Stellen dieses
Exemplars. Auch aus der Anordnung der Röhren in Abb.2 ist zu schließen,
dass das
Ganze nicht zusammengedrückt wurde.
Abb.3 liefert ein zusätzliches Argument gegen das
Flachdrücken einer
Zylinderform vor dem Verkieseln: Man
sieht, dass die innere Schicht mit den größeren Röhren allmählich
dünner wird. Ein zylindrischer Bereich sähe nach dem Zusammendrücken
anders aus.
Abb.3: Nematophyt, wahrscheinlich Nematophyton
taiti.
Die innere Schicht mit den größeren Röhren wird
zum Rand hin allmählich dünner und verschwindet. Man beachte auch die
als dunkle Punkte erscheinenden Querschnitte der dünneren Röhren und
ein blass sichtbares Bündel ausgerichteter
Röhren unten links. Bildhöhe 2.2mm.
Man kann also feststellen, dass das Exemplar ursprünglich flach war,
ungefähr 35mm breit und 4mm dick, 2mm in der Nähe des Randes. Das lässt
vermuten, dass die zahlreichen Exemplare kohlig erhaltener
Nematophyten
anderer Fundstellen [2] nicht allein durch Kompression flach
wurden. Diese Schlussfolgerung wurde zur EPPC 2010 vorgestellt [3].
H.-J. Weiss
2010
[1] R.
Kidston, W.H. Lang : On Old Red Sandstone
plants showing structure ...,
Part V, Trans. Roy. Soc. Edinburgh 52
(1921),
855-902.
[2] P.K.
Strother : Clarification of the genus Nematothallus,
J. Paleont. 67 (1993), 1090-94.
[3] H.-J. Weiss:
Enigmatic Organisms - Insights derived from new
finds,
Poster presentation, EPPC Budapest 2010.