Nematophyten: Röhren und "Verzweigungsknoten"
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Einem Verständnis der rätselhaften Nematophyten kann man vermutlich näher kommen, wenn man sich zunächst auf zwei naheliegende Fragen beschränkt: Woher kommen die röhrenartigen Fäden, und was ist im Inneren der sogenannten Verzweigungsknoten verborgen ? Der Versuch, beide Fragen auf einmal zu beantworten, hatte auf die Vorstellung geführt, dass Röhren in den Knoten vielfach verzweigen [2] und dann herauskommen. Eine solche Vorstellung wurde durch die zweifelhafte Behauptung gefördert, man könne sehen, wie die Röhren eindringen und herauskommen: [1], S.80.
Fundstücke mit verschiedenartigen Nematophyten belegen, dass die sogenannten Verzweigungsknoten nicht einfach eng geknäuelte Röhren sind, sondern eigenständige Objekte. Sie können sehr klein sein (Rhynie Chert News 136, dort Abb.3), so dass kein Platz vorhanden wäre für "sehr eng gewickelte ... Röhren mit wiederholten und eng benachbarten Verzweigungen [3]
Die großen Klumpen des bisher unbekannten Nematophyten in Rhynie Chert News 92 sind charakterisiert durch einen deutlichen Außenrand und ein meist nahezu strukturloses Inneres. Die umgebenden großen Röhren kommen aus den Klumpen anscheinend so heraus, dass sie sich in die allgemeine Textur einordnen. small knot in nematophyte
Ein kleiner Klumpen zwischen den großen in Rhynie Chert News 92 , dort in Abb.2, ist anders: Winzige reflektierende Kristalle, wahrscheinlich Pyrit, deuten eine andere chemische Zusammensetzung an, möglicherweise infolge Verkieselung während eines anderen Wachstumsstadiums (hier Abb.1). Die undeutlich sichtbare Struktur innen könnte ein Teil der erwarteten, aber schwer auffindbaren Verbindung zwischen Innerem und Umgebung sein.
Schrumpfrisse im Gel außerhalb des Klumpens verleiten zur Fehldeutung als Zellwände, was aber hier nicht relevant ist. 
 

Abb.1: Kleiner Klumpen mit undeutlicher Struktur unklarer Bedeutung, umgeben von
Röhrenquerschnitten bis 60µm. Bildbreite 0.4mm. Sample: Rh2/81.3.

Es ist kaum anzunehmen, dass die großen Röhren in Abb.1 sich in dem kleinen Klumpen verzweigen, aber die hier schlecht sichtbaren dünnen Röhren könnten das.   

nematophyte clotDie Idee einer Verbindung zwischen den großen Röhren außen und kleinen verzweigten Röhren innen wird von einem anderen unbekannten Nematophyten unterstützt (in Rhynie Chert News 13 , 156 , dort Abb.4), der im Gegensatz zu Rhynie Chert News 92 und Abb.1 nicht viele Klumpen mit Außenrand erzeugt. Der Klumpen in Abb.2 ist der einzige sichtbare in diesem Exemplar. Er hat keinen sichtbaren Rand, aber ein seltsam geformtes Gebilde, das als Verbindungsstück zwischen dünnen Zweigen im Inneren und den großen Röhren dienen könnte.

Abb.2: Nematophyt-Klumpen mit verzweigtem Gebilde und kleinen Röhren (?) innen, umgeben von großen Röhren mit Querschnitten bis 60µm. Bildbreite 0.6mm. inside nematophyte knotRh13/7.1.

Abb.3, Detail von Abb.2: Verbindungsstück (?). Bildbreite 0.15mm.

Abb.2,3 passen zur unüblichen Deutung, dass die 60µm-Röhren nicht aus dem Inneren der Klumpen kommen, sondern nahe der Oberfläche durch Zuammenschluss kleiner Röhren entstehen,
hier ca. 20-25µm.
Nematoplexus tube formed at clot surface
Abb.4: Kleiner Klumpen von  Nematoplexus mit beginnender 11µm-Röhre. Bildbreite 0.1mm. Rh15/79.4.

Die Bildung der großen Röhren aus zwei oder mehr kleinen ist anscheinend
bei Nematophyten nicht ungewöhnlich. Bei Nematoplexus in Abb.4 ist als seltener Zufall zu sehen, wie zwei sehr kurze Anfänge, 6µm and 8µm breit, sich zu einer 11µm-Röhre an der Außenseite des Klumpens vereinigen.  (Abb.4 ist ein Ausschnitt aus Rhynie Chert News 134, dort Abb.2.). Innen sieht man keine deutlichen Röhren.
Man beachte die unterschiedlichen Größen der Nematophyten: Querschnitte bis 60µm und mehr in den unbeschriebenen Arten (Abb.1-3) und meist 7-15µm in Nematoplexus.

Samples: All photographs taken by Gerd Schmahl, Dresden.

Fig.1: Rh2/81 (0.63kg), obtained from Shanks in 2003, Part 3.
Figs.2,3: Rh13/7 (0.25kg), found by S. Weiss in 2005, Part 1.
Fig.4: Rh15/79 (0.27kg), obtained from Barron in 2014, Part 4.

H.-J. Weiss       2020
 

[1]  A.G. Lyon: On the fragmentary remains of an organism referable to the nematophytales, from the Rhynie chert, Nematoplexus rhyniensis.  
      Trans. Roy. Soc. Edinburgh 65(1961-62), 79-87, 2 tables.
[2]  T.N. Taylor et al.: Paleobotany. Elsevier 2009, p.180.
[3]  www.abdn.ac.uk/rhynie/nemato.htm
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