Nematoplexus,
eines der
seltenen Fossilien im unter-devonischen Rhynie Chert, 1962
zuerst beschrieben [1] und 2009 in die Monografie "Paleobotany" [2] als
"Enigmatic Organisms" aufgenommen, ist inzwischen nicht weniger
rätselhaft geworden, sondern mit den eigenen Funden gewundener und
anderer Röhren seit 2001 noch rätselhafter.
Als lockeres Gewinde gewickelte Röhren, wobei die Ganghöhe ungefähr
gleich dem Durchmesser des Gewindes ist, sind anscheinend ein typisches
Merkmal von Nematoplexus,
im
Hornstein leicht zu erkennen. (Die Behauptung in [3], Nematophyten
beständen allgemein aus spiralig gewundenen Röhren, ist falsch.)
Der erste eigene Fund von Nematoplexus sieht
aus wie eine vergrößerte Version von N.
rhyniensis, abgebildet und mit letzterer verglichen in
Rhynie
Chert News29, unter der Bezeichnung Rh9/86
(0.28kg), Teile 1, 2.
Zwei weitere Bilder von der Oberfläche dieses Fundstücks sind hier zu
sehen.
Abb.1: Gewundene Röhren von Nematoplexus,
größer als jene in [1], und einer der rätselhaften schwarzen
"Verzweigungsknoten". Bildbreite 2.4mm. 3.45mm.
Bei genauerer Betrachtung dieses Fundstücks zeigte sich eine
unerwartete Vielfalt: gewundene
Röhren unterschiedlicher Größen, gerade oder schwach
gekrümmte Röhren als lange Stücke mit
unterschiedlichem Durchmesser, schwarze
"Verzweigungsknoten",
die anscheinend auf unbekannte Weise
die Röhren erzeugen, außerdem wurmförmige
Röhren mit spiralig oder ringförmig
gemusterter Wand und so an Tracheiden von
Landpflanzen oder an Ringelwürmer erinnernd. Nur in diesem Fundstück
wurden die wurmförmigen Röhren (Abb.2)
sowohl zerstreut im Hornstein als auch
zu Dutzenden zusammen in einem Klumpen gefunden, der wie ein 3D-Fossil
des als Abdrücke bekannten Nematothallus
[4]
aussieht.
Ein sehr seltener Fall extrem unterschiedlich großer Windungen ist
eindrucksvoll in Rhynie
Chert News106
zu sehen, dort Abb.2.
All das, neben neben röhrenförmigen Häutungsresten
von Kleinkrebsen und den röhrenförmigen Zweigen von Armleuchter-Algen,
kann man innerhalb von wenigen Zentimetern an der Oberfläche oder an
den Schnittflächen dieses Fundstücks
sehen, und es muss entwirrt werden, um das zu separieren, was
wahrscheinlich zu Nematoplexus
gehört.
Die Röhren in Abb.1 sind vom Typ der
glattwandigen Windungen (Spiralen), 11-16µm
breit, außer einem einzigen kurzen Bruchstück mit 22µm und geringelter
Wand. Der erwähnte Klumpen mit zahlreichen wurmförmigen Röhren, auch
ca. 22µm, ohne eine gewundene Röhre dazwischen (Abb.2 und Rhynie Chert News107)
, nur 4cm neben den gewundenen Röhren in Abb.1, ist
ein weiteres der verschiedenen Rätsel, die mit Nematoplexus
verbunden sind.
Abb.2: Röhren mit Wandstruktur ähnlich Nematothallus und den Tracheiden der
Landpflanzen, im Hornstein nahe den typischen gewundenen Nematoplexus-Röhren
in Abb.1, auch ähnlich den
vereinzelten wurmförmigen Nematoplexus-Röhren.
Bildbreite 0.5mm. Foto: Gerd Schmahl.
Die Ähnlichkeit zwischen den wurmförmigen Röhren der Nematophyten und den Tracheiden der
Landpflanzen ist möglicherweise nicht nur oberflächlich, sondern von tieferer Bedeutung, worauf P.K.
Strother hingewesen hat [4].
Sehr kleine gewundene Röhren können ein schmaleres
Gewinde haben als die spiraligen Wandverstärkungen der großen
wurmförmigen Röhren wie in Abb.2, was zu Verwechslungen führen könnte.
(Siehe Rhynie
Chert News102
.)
Anscheinend bisher unbekannt und sehr wahrscheinlich zu Nematoplexus
gehörig sind die großen Verzweigungsknoten mit
langen schwach gekrümmten Röhren in einem anderen Fundstück (Rh15/79),
erstmalig beschrieben in Rhynie
Chert News71.
Ein Teil der verfügbaren Information zu Nematoplexus
ist in Abb.3 als Diagramm dargestellt:
Größenangaben zu möglichst undeformierten gewundenen Röhren aus [1]
(Bild dazu in [3]) und
von 5 eigenen Fundstücken. (Abb.3 enthält auch die Daten von Rhynie
Chert News29.) Die Unsicherheit der Messsung
kann größer sein als durch die Kreise in Abb.3 angedeutet. Die
gestrichelten Linien kennzeichnen die Röhrendurchmesser (7)-8-9-(10)
µm in [1]. (Anmerkung: "Spirale" bedeutet hier nicht eine ebene Kurve, sondern immer schraubenartig gewundene Kurve.)
Abb.3 (rechts): Größen gewundener Röhren von Nematoplexus,
entnommen von Bildern und Fundstücken, entsprechend sortiert.
Diese Darstellung zeigt hauptsächlich folgende bemerkenswerte
Erkenntnisse:
- Das Typusexemplar [1] ist auf einen kleinen Teil des
Parameterfeldes beschränkt.
- Größere Spiralen sind häufiger als kleinere.
- Es gibt Fundstücke mit weitem Größenbereich der Spiralen:
hier Rh9/86 und Rh15/79.
Aus den Beobachtungen ergeben sich Fragen:
- Gibt es drei Größenbereiche: ähnlich
wie Typus-Exemplar, selten kleiner, meist größer ?
- Wie sind die viel kleineren Spiralen zwischen
den großen zu deuten ?
- Sind die geraden oder schwach gekrümmten
glattwandigen Röhren immer nahe bei großen Spiralen ?
- Liegt Nematothallus
(Abb.2) zufällig nahe
Nematoplexus oder besteht ein Zusammenhang ?
Mehr Fragen ergeben sich bezüglich der wurmförmigen Röhren und der
Verzweigungsknoten. Antworten könnten zu einem Verständnis dieser
rätselhaften Organismen beitragen. Anmerkung 2020: Abb.3 soll mit neuen Daten ergänzt werden. Die kleinste Spirale ist als Irrtum gelöscht worden: 102
.
H.-J.
Weiss
2018 2020
[1] A.G. Lyon: On the
fragmentary remains of an organism referable to the nematophytales,
from the Rhynie chert, Nematoplexus
rhyniensis.
Trans. Roy. Soc. Edinburgh
65(1961-62), 79-87, 2 plates. (Scale
error on Plate I Fig.1: not x19 but x1.5.)
[2] T.N. Taylor,
E.L. Taylor, M. Krings: Paleobotany, Elsevier
2009.
[3] www.abdn.ac.uk/rhynie/nemato.htm
[4] P.K.
Strother:
Clarification of the genus NematothallusLang:
J. Paleont. 67(1993), 1090-1094.