Frühe Landpflanzen mit Schutz vor Fressfeinden
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Sieben Arten früher Landpflanzen sind aus dem Rhynie Chert bekannt. Zwei davon, Trichopherophyton und Nothia, vergrämen Fressfeinde auf verchiedene Weise. Trichopherophyton nutzt mechanische Hindernisse: Eine Kombination aus kurzen und langen spitzen Borsten kann jedes Krabbeltier davon abhalten, an die Sporangien mit den nahrhaften Sporen zu gelangen (Abb.1).
Trichopherophyton
TrichopherphytonTrichopherophyton













Abb.1-3: Querschnitte von Trichopherophyton , gleiche Vergrößerung, Bildbreite 8.5, 5.5, 4 mm.


Viele kurze und wenige lange Borsten sind auf der Schnittfläche in Abb.1 vorhanden. Manche Borsten können länger sein als der Durchmesser des Sprosses:  

Rhynie Chert News 95 . Das sehr ungewöhnliche Gebilde in Abb.2 sieht aus wie ein intimer Kontakt unbekannter Tiere mit Tentakeln: Zwei ungleiche Exemplare von Trichopherophyton, das größere mit langen Tentakeln, waren eng zusammen in einem wassergefüllten Hohlraum im Kieselgel gewachsen. Später hat sich das Kieselgel nicht nur im Gewebe angereichert, sondern auch außerhalb, so dass die zwei Exemplare in eine feste zylindrische Säule eingeschlossen wurden, die jetzt noch frei in der Höhle steht, mit Quarzkristallen außen herum, in Abb.2 zu sehen mit einem dunklen Schatten rechts, einem Rest des anfangs vorhandenen Hohlraumes. Es wäre interessant zu wissen, ob das Gebilde rein zufällig entstanden ist oder ein Geheimnis verbirgt.
Trichopherophyton Trichopherphyton
Trichopherophyton
Abb.4-6:  Querschnitte von Trichopherophyton, Details,
gleiche Vergrößerung,
4-mal so hoch wie Abb.1-3.
Bildbreite 2, 1.4, 0.7 mm.





Wie die Größe der Borsten ist auch deren Anbindung an die Epidermis variabel. Lange Borsten haben eine breite Basis, die mit vielen kleinen Zellen (Abb.6) angefüllt sein kann, vergleichbar mit den kleinsten Epidermiszellen in Abb.5. Strukturen ähnlicher Größen sind auf dem Querschnitt einer Sprossspitze (Abb.4) außer den auffälligen Borstenquerschnitten sehr blass erkennbar. Die linke der zwei Borsten in Abb.5 besteht anscheinend aus winzigen Körnern, die viel kleiner als die Zellen sind. Es sei hier erwähnt, dass Mikrobenkolonien in zerfallender organischer Substanz als unerwartete Zellstrukturen erscheinen können, die als Pseudozellen bekannt sind: Rhynie Chert News 112. Diese Problematik wird in Bezug auf Trichopherophyton in einem späteren Beitrag gesondert betrachtet.

Überraschend anders als die grob-mechanische Behinderung der Sporenfresser bei Trichopherophyton ist das subtile Mittel der Vergrämung durch verborgenes Gift in Nothia.

Abb.7: Zwei Sporenkapseln von Nothia, zufällig so geschnitten, dass die wesentlichen Strukturen sichtbar sind. Bildbreite 4.3mm.
Abb.8: Zeichnung zu Abb.7.
Abb.9: Nothia,  Querschnitt mit großen Röhren zwischen kleinen Zellen am Rand. Bildbreite 4mm.

2 Nothia sporangiaNothia sporangium Nothia cross-section
Abb.7 ergab sich aus einem sehr unwahrscheinlichen Zufall: Auf der polierten Scheibe des Fundstücks sieht man gleichzeitig zwei unterschiedlich orientierte Sporangien mit ihren Strukturmerkmalen. Rechts unten erkennt man den Querschnitt einer Sporenkapsel mit komplexer Wandstruktur, die einen besonderen Zweck vermuten lässt. Die Öffnung rechts oben in der Wand ist der Querschnitt eines Spaltes, der um einen großen Teil der Kapsel herum läuft und an der Kapsel links oben im Bild wirklich als Spalt erscheint. (Siehe Rhynie Chert News 110.)  Zufällig ist diese Kapsel so orientiert, dass die großen Röhren auf den zwei Klappen quer und längs geschnitten sind. 
Auf dem Querschnitt der Kapsel rechts unten sind die Röhrenquerschnitte weniger deutlich zu sehen, aber unerwartet aufschlussreich. Einige lassen blasse Reste einer zersetzten Zellstruktur im Inneren erkennen, wie in Abb.8 oben. Diese blassen Reste haben den Verdacht aufkommen lassen, die großen Röhren seien keine Wasserbehälter wie zuvor angenommen [1], sondern Gefäße für einen besonderen Zweck.
Die jetzigen Wolfsmilchgewächse schaffen sich große Röhren durch Auflösen von Zellwänden zu dem Zweck, klebrige Giftmilch zu speichern. Wahrscheinlich hatte auch Nothia den Trick mit den großen Röhren erfunden, die beim Anbeißen eine Flüssigkeit hervorquellen lassen. Das kann für kleine Tiere gefährlich sein, die nicht die Kraft aufbringen, die Oberfächenspannung der Flüssigkeit zu überwinden und sich aus einem Tropfen zu befreien [2].
Man kann annehmen, dass auch Nothia der Flüssigkeit abschreckende Substanzen zusetzte. 

Samples:

Rh3/18.4: found in 1998, Fig.9;         Rh2/21 (2.8kg): found in 2001, Part2, Fig.7;
Rh15/78.2: obtained from Barron in 2014, Figs.1,3,5,6;        Rh14/18.5,3: obtained from Barron in 2007, Figs.2,4;


H.-J. Weiss    2021  

[1] H. Kerp, H. Hass, V. Mosbrugger: New data on Nothia aphylla,
      in: P.G. Gensel, D. Edwards (eds.): Plants Invade the Land, N.Y. 2001.
[2]
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