Trichopherophyton und Ventarura zusammen in einem Fundstück
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Der unerwartete Fund der zwei seltensten und deshalb zuletzt entdeckten Pflanzen im Unter-Devon von Rhynie [1,2] zusammen in einem Fundstück ist erwähnenswert.Trichopherophyton and Ventarura

Abb.1: Querschnitte mehr oder weniger deformierter Sprosse von Trichopherophyton (mit Borsten) und Ventarura. Bildbreite 17mm.

Abb.2 (unten): Querschnitt von gut erhaltenem Trichopherophyton neben einem Längsschnitt von Ventarura. Bildbreite 8mm.
Trichopherophyton beside Ventarura
Trichopherophyton ist hier an den Borsten leicht zu erkennen, aber oft sieht man es ohne Borsten. (Siehe Rhynie Chert News 49, Abb.3.) Im Unterschied zu Rhynia, deren Querschnitte im gleichen Größenbereich liegen, kann man bei entsprechender Vergrößerung "Treppen-Tracheiden" in Längsschnitten des Xylems erkennen. Anscheinend dienten die Borsten als Schutz der Sporangien gegen sporenfressende Gliederfüßer, denn sie sind nur an den oberen Teilen der Pflanze vorhanden.  Keine andere Pflanze in diesem unter-devonischen Lebensraum hatte einen solchen Schutz entwickelt. Trichopherophyton ist oft unzerdrückt und mit Zellstruktur erhalten geblieben, wie in Fig.2.
Ventarura ist die größere von beiden, offensichtlich in Abb.1 rechts oben und in Abb.2 links unten. In den oberen Pflanzenteilen gibt es eine Besonderheit ganz anderer Art, ein großes Rohr aus fäulnisresistentem Gewebe, im Querschnitt als Ring mit Zellstruktur sichtbar, meist dunkel, was Festigkeit vortäuscht und zur Deutung als Sklerenchym verleitet hat. Diese Deutung wird durch die Beobachtung widerlegt, dass die Zellwände nicht dick sind, aber so erscheinen wegen eines mikrobiellen Belages, der gewachsen war, während die abgestorbene Pflanze im Sumpf lag und das Gewebe größtenteils sich zersetzte. (Siehe Rhynie Chert News 60, Abb.6.)  Manchmal ist dieses Rohr das Einzige, was von Ventarura zu sehen ist, wie im Falle des Längsschnitts in Abb.2. Unabhängig von der auffälligen Erscheinung im Hornstein muss das resistente Rohr einem Zweck in der lebenden Pflanze gedient haben. Ein Zweck ist jedoch nicht offensichtlich. Wegen seiner Lage im Inneren des Sprosses konnte es nicht vor Beschädigung der Oberfläche schützen. Es ist aber denkbar, dass die Rohrwand giftig war oder widerlich schmeckte und dadurch verhinderte, dass Saft saugende Pflanzenfresser an das Phloem des Leitbündels gelangen konnten.

H.-J. Weiss     2016

[1]   A.G. Lyon, D. Edwards: The first Zosterophyll from the Lower Devonian Rhynie Chert.
      Trans. Roy. Soc. Edinburgh, Earth Sci. 82(1991), 323.
[2]  C.L. Powell, D. Edwards, N.H. Trewin: A new vascular plant from the Lower Devonian Windyfield chert, Rhynie,
      Trans. Roy. Soc. Edingurgh, Earth Sci. 90(2000 for 1999), 331-349.
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