Nematoplexus,
erstmals 1961 beschrieben [1], wird anscheinend
immer rätselhafter, wenn die wenigen inzwischen geborgenen Funde
weitere Einzelheiten offenbaren. (Siehe Teil
1.)
Eine Einzelheit
ist hier klarer zu sehen: Während die schraubenartig gewundenen Röhren
im Original "ein loses Geflecht bilden und oft als verfitzte Spiralen
vorliegen" [1], die einen verwirrenden Anblick bieten, gibt es hier die
seltene Gelegenheit, zwei Spiralen einzeln zu sehen. Zufällig sind in
beiden Fällen 5 deutliche Windungen zu erkennen: von außen in Abb.1 und
von innen in Abb.2, wo eine Hälfte jeder Windung abgeschnitten ist.
(Dort sind die Enden jeder halben Windung aus dem Bild heraus zum
Betrachter gerichtet.)
Die Windungen bestätigen die früher erkannte
Regel: Gewindedurchmesser ungefähr gleich Ganghöhe. (Siehe
Rhynie
Chert News29.)
Abb.1,2 (rechts):
Gewundene Nematoplexus-Röhren,
größer als jene in [1]: Durchmesser ca. 13µm,
Gewindedurchmesser
130µm. Bildbreite 1mm, gleiche Vergrößerung wie
in Teil 1.
Abb.3 (links), Detail von Abb.2: kleinste Spirale,
Gewindedurchmesser 30µm,
Bildbreite 0.2mm, Foto: G. Schmahl.
Kleine Spiralen (Abb.3,6) zwischen den großen sind
rätselhaft. Sie erinnern an die
Wandverstärkungen der Röhren von Nematothallus
.
Eine
andere untypische Struktur, wie ein Stück Draht zu einem wirren Knäuel
gewickelt, liegt in Abb.4 so unter der Schnittfläche, dass
nur ein
kleiner Bogen abgeschnitten ist (links oben).
Weder von Nematoplexus
noch
von anderen Nematophyten sind solche oder ähnliche Knäuel bekannt,
deren Zweck nicht ersichtlich ist. Die bekannten "Verzweigungsknoten"
der Nematophyten sind weniger rätselhaft, denn sie haben offensichtlich
den Zweck, nach allen Seiten Röhren ausgehen zu lassen. (Siehe
Teil
1.)
Abb.4 (links): Nematoplexus-Röhre,
ca. 10µm, zu einem lockeren
Knäuel gewickelt,
ohne sichtbare
Verbindung zu anderen Röhren. Bildbreite
0.5mm.
Abb.5 (rechts): 8 große untypische Nematoplexus-Röhren
mit glatter Wand, 25µm,
auf einen gemeinsamen Ursprung weisend
und als divergierendes Bündel
in der Tiefe dem Blick entschwindend,
links 2 dünne
Röhren, 5µm (?), davon
eine gewunden mit Gewindedurchmesser 90µm,
die andere schwach gekrümmt.
Bildbreite 1mm, gleiche
Vergrößerung wie Abb.1,2.
Diese Bilder lassen die Probleme erahnen, die sich bei dem Versuch
auftun, das Phänomen Nematoplexus
zu verstehen. Die spiraligen Röhren in Abb.1,2 sind ähnlich denen in
[1], aber größer. Große schwach gekrümmte Röhren
mit
glatter Wand, in Abb.5 als divergierendes Bündel, das anscheinend
aus einem großen
Verzweigungsknoten vor der Bildebene
kam,
sind im Typusexemplar [1] nicht zu sehen. Man könnte erwägen, sie einer
anderen Art zuzuordnen, wenn sie nicht immer bei oder zwischen den
viel kleineren spiraligen Röhren gefunden worden wären. Da 8 von ihnen
in den Halbraum
hinter der Bildebene abtauchen, ist anzunehmen, dass hier ungefähr die
gleiche Menge dem Betrachter entgegen kam, bevor beim Bruch der
Hornsteinschicht der große Verzweigunsknoten abgetrennt wurde und den
Blick auf die Bruchfläche (Abb.5) mit den großen Röhren frei gab.
Abb.6 (links): Große Röhre mit Wandbelag, kurzes Bruchstück,
33µm breit, zerfallend.
Wie schon in [1] erwähnt, gibt es im originalen Fundstück auch
nicht spiralig gewundene unterschiedlich große
Röhren mit spiraligen und ringförnigen Wandbelägen, als lose
Bruchstücke oder an "Verzweigungsknoten"
ansitzend. An den großen
Verzweigungsknoten
mit den großen glattwandigen Röhren (Abb.5) wurden bisher nur sehr
dünne Röhren (4-5µm) mit Wandbelag gefunden:
Rhynie
Chert News 135.
Alle gegenwärtig bekannten Einzelheiten zu Nematoplexus
geben zusammen kein konsistentes Bild. Solange nicht bekannt ist, wie
die Röhren unterschiedlicher Typen, Formen und Größen sich zueinander
verhalten, müssen Nematoplexus und
wahrscheinlich auch andere Nematophyten als "rätselhafte Organismen"
gelten. Man sollte nicht überrascht sein, wenn Nematoplexus
sich als Lebensgemeinschaft aus verschiedenen
Arten erwiese.
Ergänzung 2018: Abb.3 wurde eingefügt und die Bilder wurden umnumeriert.
Alle Bilder in Teil 1 und 2 zeigen das
Fundstück Rh15/79,
0.27kg,
erhalten von Barron,2014.
H.-J.
Weiss
2016
2018 2020
[1]
A.G. Lyon:
On the fragmentary remains of an organism referable to the
nematophytales,
from the Rhynie chert, Nematoplexus
rhyniensis.
Trans. Roy. Soc. Edinburgh
65(1961-62), 79-87, 2
plates.
(Scale
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