Nematoplexus
ist eines der am wenigsten verstandenen Fossilien im Rhynie Chert, eingeordnet
als Nematophyt,
in [1] unter der Überschrift "Rätselhafte Organismen", charakterisiert
durch gewundene Röhren*.
Bisher sind nur wenige Fundstücke mit Nematoplexus
bekannt geworden. Das Typusexemplar, entdeckt und beschrieben von A.G.
Lyon [2], ist anscheinend das in [3] abgebildete Exemplar. Dessen
charakteristische Merkmale wurden erstmals in Rhynie Chert
News 29
zusammengestellt.
Das ermöglichte die überraschende Erkenntnis, dass ein eigenes
Exemmplar von 2003 in einem Merkmal abweicht und ein neues Merkmal
zeigt: Die Durchmesser der Röhren und Gewindegänge sind deutlich
größer, und neben den schraubig gewundenen Röhren gibt es schwach
gekrümmte, die irgendwie dazu gehören. Diese Abweichungen sind auch in
einem Fundstück von 2014 zu beobachten, das hier beschrieben
wird.
* Im Widerspruch zu einer Behauptung in [3] ist Nematoplexus der
einzige Nematophyt mit "spiralig gewundenen" Röhren.
Abb.1,2: Nematoplexus
-Röhren, spiralig gewunden oder schwach gekrümmt, an der rohen
Oberfläche eines Stückes Rhynie Chert. Breite der Bilder 2mm.
Offensichtlich sind die Durchmesser der gewundenen Röhren
(10...13µm) und Windungen (0.1...0.2mm) größer als die des
Typusexemplars [2].
Andere Merkmale sind die gleichen, wie Rechtsgewinde und Ganghöhe
gleich Gewindedurchmesser, falls die Röhren nicht später deformiert
wurden.
Die rätselhaften "Verzweigungsknoten", bekannt auch von anderen Nematophyten,
sieht man als zwei dunkle Klumpen in der Tiefe von Abb.1.
Außer
den schraubigen Röhren sieht man in Abb.2 schwach gekrümmte als 10
abgeschnittene Enden und ein längeres Stück. Wenn sie Kreisbögen wären,
dann wäre deren Durchmesser größer als 1mm, also 5- bis 10mal größer
als
der Gewindedurchmesser. Die schwach gekrümmten
Röhren sind
zwischen den schraubige Röhren verstreut oder davon entfernt, aber
nicht sehr weit. Bisher sind sie niemals in einem Fundstück ohne die
schraubigen Röhren gesehen worden, weshalb anzunehmen ist, dass sie
irgendwie dazu gehören, obwohl nicht klar ist, wie.
Jeder Zweifel an der Deutung als Nematophyt wird durch die
Entdeckung überraschend großer "Verzweigungsknoten"
zerstreut. Mehrere solche sind in diesem
Fundstück
zu sehen, aber nur einer deutlich auf einer Schnittfläche (Abb.3).
Abb.3 (rechts): "Verzweigungsknoten" großer schwach gekrümmter Röhren
von Nematoplexus,
anscheinend hier erstmalig zu sehen. Bildbreite
1.3mm, gleiche Vergrößerung wie Abb.1,2.
Hier sind 4 Röhren
(17...22µm) an ihrer verbreiterten Basis so abgeschnitten, dass man sie
als kreisförmige Querschnitte von 30µm sieht. Schätzungsweise kommen
ungefähr 20 große Röhren aus dem Knoten. Man beachte auch die wenigen
sehr dünnen Fäden (4-5µm) am Knoten und
eine vorbei laufende dünne Röhre (9µm).
Abb.4: Nematoplexus,
links zwei parallele gerade Röhren
(40µm), rechts eine andere (11µm). Gleiche Vergrößerung wie oben.
Manchmal laufen zwei nahezu gerade Röhren parallel
zu
einander, anscheinend ohne Zwischenraum wie in Abb.4, oder einige
bilden ein loses Bündel, wie es undeutlich in der Mitte von Abb.2 zu
sehen ist. (See also Rhynie Chert
News 51
, Fig.2.)
Die 9µm-Röhre in Abb.3 oben kann in der Tiefe über eine Länge von 2.5mm
verfolgt werden. Sie ist anscheinend weder ein Kreisbogen noch Teil
eines großen Gewindeganges. Vielleicht gilt das für alle oder
die meisten schwach gekrümmten Röhren.
Bruchstücke von Röhren mit spiraligen oder ringförmigen
Wandverstärkungen, vergleichbar mit ähnlichen
Röhren im Typusexemplar
[2], sind auch hier gefunden worden.
Solange Nematoplexus
rhyniensis
nur von dem einen Bruchstück bekannt war, das als Typusexemplar gilt,
konnte man hoffen, dass die Unklarheiten durch neue Funde beseitigt
werden. Diese Erwartung hat sich noch nicht erfüllt, weil
Nematoplexus
seit der ersten Beschreibung 1961 sehr selten geblieben ist und weil
die kleinen Flecken mit den winzigen schraubigen Röhren schwer zu
finden sind. Die eigenen Funde haben neue Fragen gestellt, ohne die
alten zu beantworten.
In diesem Fundstück gibt es eine größere Vielfalt von Röhren als
im Typusexemplar [2], oft zusammen in kleinen
Bereichen von wenigen Millimetern Durchmesser.
Es bleibt zu hoffen, dass eine
Kombination der scheinbar nicht zueinander passenden Beobachtungen
schließlich doch eine logisch konsistente Erklärung gibt.
H.-J. Weiss 2015, 2016,
2017, 2020
[1] T.N. Taylor,
E.L. Taylor, M. Krings: Paleobotany,
Elsevier 2009.
[2]
A.G. Lyon:
On the
fragmentary remains of an organism referable to the nematophytales,
from the Rhynie
chert, Nematoplexus
rhyniensis.
Trans.
Roy. Soc. Edinburgh 65(1961-62), 79-87, 2 plates.
(Scale error on Plate I Fig.1: not x19 but x1.5)
[3]
www.abdn.ac.uk/rhynie/nemato.htm