Schädigung und Konservierung paläozoischen Holzes
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Kieselholz ist in verschiedenen Erhaltungszuständen bekannt. Es kann winzige Einzelheiten des Gewebes zeigen oder Stadien der Zersetzung vor und während der Verkieselung, auch Schäden im lebenden Baum. Einige diesbezügliche Beobachtungen werden hier berichtet.
Es ist merkwürdig, dass stark geschädigtes und gut erhaltenes Gewebe oft nahe beieinander auf Kieselholz-Schnittflächen zu sehen sind (Fig.1). Das deutet auf stark selektive Prozesse hin, die einzelne Zellen betrafen und sich oft von Zelle zu Zelle ausbreiteten und in deren Folge manche Zellen gut erhalten blieben und andere zerfielen.
Das abgebildete Fundstück ist problematisch, denn es gibt mehr als eine denkbare Erklärung für Abb.1. Die verbogenen Markstrahlen oben im Bild scheinen anzudeuten, dass zuerst ein Prozess bevorzugt sich längs der radialen Zellreihen und Markstrahlen ausbreitete und die Zellen mit durchsichtigem bräunlichem Chalzedon füllte, was einen dunklen Anblick bietet, wenn man in die röhrenförmigen Tracheiden guckt. Die auf diese Weise konservierten Zellen waren vor der später sich ausbreitenden Holzfäule geschützt. Diese brachte Unordnung durch Schwächung oder Auflösung der Zellwände des restlichen Holzes und verursachte die Ablagerung von weißlichem Chalzedon und kristallinem Quarz, was die ursprünglich geraden Markstrahlen verbog.

dark cell filesAbb.1: Gut erhaltene radiale Zellreihen neben zerfallendem Holz des Nadelholz-Typs. Man beachte auch die dunklen Markstrahlen, durch die der Zerfall des Holzes oben im Bild deutlich wird. Durchmesser der Zellen ca. 50µm.

Weitere Anzeichen für Selektivität gibt es in Abb.2, wo einzelne Zellen  mit einem dunklen Klumpen (teilweise) gefüllt sind, ähnlich denen, die in heutigen Hölzern von Pilzen erzeugt werden [1].


Abb.2, rechts: Klumpen, oft kleiner als die Zellen, im Gewebe verstreut. Gleicher Fund wie Abb.1.
globular clots in a row
Abb.3,4: Dunkle Klumpen in Reihen.


Eine Kombination der beiden Merkmale, nämlich runde dunkle Klumpen in Zellen in Reihen, wurde in Perm-Holz aus Deutschland (Abb.3) and China (Abb.4)  gefunden. Abb.4 wurde zweifelhaft als Hornmilben-Koproliten gedeutet [2].

Abb.5 (rechts): Undeformiertes Holz angrenzend an aufgelöste Struktur rechts. Man beachte die dunklen Markstrahlen.

Schädigung oder Festigkeitsverlust zeigt sich als große irreversible Deformation unter Last, in Abb.5  
sichtbar durch die geknickten dunkel gefüllten Markstrahlen. Die Grenze zwischen undeformiertem und geschertem Holz ist bemerkenswert scharf. Obwohl die Beiträge der verschiedenen Prozesse, die möglicherweise zur Schädigung beitragen, nicht bekannt sind, kann es als sicher gelten, dass große Scherdeformation gewöhnlich nicht die Ursache der Schädigung ist, denn auch in diesem Fundstück gibt es Stellen mit
Scherdeformation, aber ohne Auflösung der Struktur (Abb.6). Abb.5 ist deshalb so zu deuten, dass zuerst die Struktur geschwächt wurde und die Scherdeformation danach einsetzte.

Abb.6 (links): Scherdeformation im Holz ohne  Auflösung der Gewebestruktur.

Offensichtlich waren die Zellen während der Deformation nicht leer, sonst wären sie in schiefe Formen gedrückt worden, wie man sie oft in Kieselholz sieht, besonders deutlich in Abb.7 links unten.

wood decayed into white clots

Abb.7:  Helle Klumpen als Reste er Innenräume von Zellen zerfallenen Holzes neben dunklen Bereichen von Holzgewebe, rot durch Hämatit. Bildbreite 1.2mm.

Festigkeitsverlust des Holzes, erkennbar durch große Deformation, muss seine Ursache in einer Schwächung der Zellwände haben. Eine solche Schwächung ist aus der besonderen Variante des Zerfalls in Abb.7 zu erschließen, wo die Wandsubstanz anscheinend verschwand. Wenn die Innenräume der Zellen nicht irgendwie als weiße Klumpen erhalten geblieben wären, wüsste man nicht, dass es dort Holzzellen in radialen Reihen gab. Diese Bild hat als zufällige Besonderheit eine waagerechte dunkle Linie, die zwischen den zufällig verteilten Klumpen und der regelmäßigen Gewebestruktur einen Zusammenhang erkennen lässt. 
Große unregelmäßige Anordnungen weißer Klumpen waren schon erwähnt worden
[3] und werden das Thema eines weiteren Beitrages sein. Wenn sie nicht an gut erhaltenes Holz grenzen wie in Abb.7, können die hellen Klumpen leicht als Reste eines zentralen Marks fehlgedeutet werden. Derartige Klumpen, auch die häufigeren dunklen, sind wiederholt als Koprolithen von Milben fehlgedeutet worden.

Die Fundstücke in Abb.1,2,5,6,7 (oberstes Karbon [4]) wurden in der Kiesgrube Borxleben am Kyffhäuser-Gebirge gefunden. Das Fundstück in Abb.7 wurde von  W.+G. Etzrodt, Borxleben, zur Verfügung gestellt. Das Fundstück in Abb.3 (Perm) wurde von Ch. Krüger, Schallodenbach, übergeben: .
Sample labels: Figs.1,2,5: KyB/112.1, Fig.6: KyB/112.2, Fig.7: KyB/12.1, 

Die Beobachtungen passen zu folgender Deutung:
 - Es gab wechselseitige Beziehungen zwischen Prozessen des Zerfalls und der Konservierung
 - Die Prozesse wirkten nicht überall gleichzeitig, sondern örtlich begrenzt durch Ausbreitung betroffener Bereiche, ähnlich der Ausbreitung von Fäule in lebendem oder totem Holz.
 - Festigkeitsverlust und Zerfall der Zellwände ist wahrscheinlich durch Pilzbefall bewirkt.
 - Stoffwechselprodukte von Pilzen und /oder Substanzen aus teilweise geschädigtem Holz förderten die Abscheidung von SiO2 , mit der Tendenz, die noch vorhandene Gewebestruktur zu konservieren.
 -
Die Prozesse des Zerfalls und der Konservierung können mit einzelnen befallenen Zellen begonnen und sich über das Gewebe ausgebreitet haben.
 - Die reiche nicht-biologische Struktur fossiler Hölzer einiger Fundstellen, darunter jener vom Kyffhäuser-Gebirge, ist das Ergebnis konkurrierender Prozesse, deren Entwirrung begonnen hat und noch viel Aufwand erfordern wird.

Diskussionen zur Entstehung 
nicht-biologischer Strukturen unter Mitwirkung biologischer Prozesse sind keine vergebliche Mühe, denn die Phänomene sind eine Quelle von Fehldeutungen durch Wissenschaftler seit 200 Jahren bis jetzt.

H.-J. Weiss
   2013

[1]  F. Schwarze: Fungal strategies of wood decay in trees. Springer, Berlin 2004.
[2]  Zhuo Feng, Jun Wang, Lu-Yun Liu:
      First report of oribatid mite (arthropod) borings and coprolites in Permian woods from the Helan Mountains of northern China.
      Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 288(2010), 54-61.
[3]  H.-J. Weiss: Beobachtungen an Kieselhölzern des Kyffhäuser-Gebirges.
      Veröff. Mus. Naturkunde Chemnitz 21(1998), 37-48.
[4] J. Schneider, R. Rößler, B. Gaitsch: Stratigraphy and facies of the Middle European continental Carboniferous and Permian excursion guide A5, 1995.

quartz crystal with wood inside
Fossil Wood News  21

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