Das gewöhnlich dunkle Aussehen von gut verkieseltem fossilem Holz
kommt dadurch zustande, dass Chalzedon oder Quarz das Licht in die
Tiefe dringen lassen, wo es zwischen den Zellwänden und
Zerfallsprodukten des Holzes verschluckt wird. Helle Flecken zeigen an,
dass ein Prozess im Gange war, der vom gewöhnlichen Weg der Verkieselung
abwich.
Da
diese Erscheinung in Kieselhölzern unterschiedlicher Herkunft vorhanden
und folglich weit verbreitet ist, hat sie das Interesse von
Paläobotanikern und Fossiliensammlern erregt,
was aber anscheinend nicht zu einer Erklärung führte. Die Flecken sind
oft strukturiert (Abb.1) und manchmal von solcher Form, Größe und
Anordnung auf dem Stammquerschnitt, dass das Ganze einem schlecht
erhaltenen Psaronius ähnelt und tatsachlich wiederholt als solcher
fehlgedeutet wurde, einstmals sogar durch den berühmten B. Cotta
[1].
Abb.1-3: Kieselholz-Querschnitt mit strukturierten Flecken infolge
einer Besonderheit des Verkieselungsvorganges, die einzelne Zellen
betrifft. (Die
radiale Richtung ist hier waagerecht. Man beachte die aufgeblähte Zelle im Zentrum der Flecken in Abb.2,3.)
Der Anblick erzeugt den Gedanken, hier sei ausgehend von einem
Zentrum etwas entstanden und habe sich mit rätselhafter
Periodizität ausgebreitet. (Siehe auch "Kieselholz".)
Das Zentrum ist in jedem strukturierten Fleck
in Abb.2,3 deutlich sichtbar als Querschnitt einer aufgeblähten Zelle.
Es ist sehr seltsam, dass die zentrale Zelle des hellen Flecks entweder
hell oder dunkel sein kann. Das lässt vermuten, dass eine Erklärung der
ganzen Erscheinung kompliziert sein wird. Hier wird keine Erklärung
gegeben. Es werden Einzelheiten vorgestellt, die vielleicht zur
Erklärung führen können.
Die
geradlinige Grenze zwischen hell und dunkel links in Abb.2 ist ein
Markstrahl, der durch den großen Fleck geht und rechts davon schwach
sichtbar ist.
Das Zentum kann aus mehr als einer Zelle bestehen, wie in Abb.4.
Abb.4: Kieselholz-Querschnitt, Zellen mit
heller Füllung teilweise in radialen Reihen (waagerecht im Bild).
Hier wird die Tendenz des Prozesses offensichtlich, sich längs
der radialen Zellreihen auszubreiten, zusätzlich zu der anderen
Tendenz, konzentrische Zonen zu formen. Auf diesen Querschnitten nicht
sichtbar doch erwähnenswert ist die stärkste Tendenz, die Ausbreitung
längs der Tracheiden: Räumlich gesehen sind die Flecken deshalb
schlanke Stäbe.
Es
war vermutet worden, diese Kieselhölzer aus dem Ober-Karbon
hätten die Flecken viel später gebildet, möglicherweise im Tertiär,
durch Bleichen im Sonnenschein, wie es von den Feuersteinen bekannt ist
[2]. Diese Idee kann widerlegt werden durch verschiedene Belege dafür,
dass die Flecken frühe Bildungen sind [3].
Der kurze Riss in Abb.5, dessen Spalt breit ist im Verhältnis zur
Länge, die nicht größer ist als die Höhe des Bildes, kann nur
entstanden sein, als das Ganze noch nicht hart verkieselt war, ein
Kieselgel in einem Zwischenstadium. Offensichtlich ist der helle Fleck
älter als der Riss, folglich eine frühe Bildung. Da die Holzstruktur im
Fleck gut erhalten ist, aber in der
Umgebung weitgehend deformiert und zerstört,
müssen die Flecken Bereiche früher Mineralisation gewesen
sein, die den Zerfall verhinderte, und zwischen Fleckenbildung und
Verfestigung des Ganzen muss einige Zeit vergangen sein.
Abb.5: Kieselholz-Querschnitt mit einem
strukturierten hellen Fleck mit einem Riss, der
erkennen lässt, dass er entstand,
während das Ganze gel-artig war.
Es ist zu hoffen, dass die hier vorgestellten Beobachtungen
zusammen mit weiteren Untersuchungen zu einer befriedigenden Erklärung
des Phänomens führen werden.
Fundstücke: aus Kies am Kyffhäuser-Gebirge, oberstes Karbon,
zur Verfügung gestellt von W.+G.
Etzrodt,
Borxleben. Fotos:
R.
Noll, Tiefenthal.
Bezeichnung der Fundstücke: Fig.2: KyB/29.2,
Fig.3: KyB/29.3, Fig.5: KyB/6.1 H.-J.
Weiss
2011
Anmerkung 2012: Kürzlich wurde ein sehr schön geflecktes
Kieselholz des Nadelholz-Typs von H. Kerp
als Tempskya fehlgedeutet.
Siehe Täusch-Tempskya.
[1] B.
Cotta: Die
Dendrolithen in Bezug auf ihren inneren Bau. Leipzig und Dresden, 1832.
[2] H. Süss, P.
Rangnow: Die Fossiliensammlung Heinrich Cottas im
Museum für Naturkunde Berlin, Neue Museumskunde 27(1984), 17-30.
[3] H.-J.
Weiss: Veröff. Mus. Naturk. Chemnitz 21(1998),
37-48.