Wasser zu devonischem Hornstein
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Palaeonitella, hollow
Palaeonitella, upright, hollow
Entgegen der verbreiteten Ansicht, Hornstein sei verkieseltes Sediment (nach Wikipedia), sind die interessantesten fossilführenden Hornsteine, wie der berühmte Rhynie Chert, aus nassen oder wässerigen Lebensräumen samt Pflanzen und Tieren entstanden, mit Kieselgel als Zwischenzustand. Der Vorteil gegenüber verkieseltem Sediment besteht darin, dass alles in natürlicher Form und Lage erhalten bleiben kann.
 Palaeonitella, eine zarte Wasserpflanze, nahe verwandt mit den heutigen Armleuchter-Algen (Chara und Nitella), ist zahlreich in dem Fundstück vorhanden, von dem ein 10mm breiter Ausschnitt in Abb.1 zu sehen ist. Die meisten Teile liegen undeutlich sichtbar in der Tiefe, aber zufällig liegt ein Stück mit drei Astquirlen so genau in der Schnittebene, dass der Hohlraum in ganzer Länge aufgeschnitten ist.   (Abb.1,2).
Verkieselte Palaeonitella ist nicht selten innen hohl, mit winzigen Quarzkristallen längs der Innenwand. Oft sieht man die glitzernde Innenwand auch in der Tiefe, die Außenwand aber nicht, was einen zu kleinen Durchmesser vortäuscht. (Die Armleuchter-Algen haben ungewöhnlich große Zellen. Der Stamm zwischen den Quirlen besteht bei Palaeonitella wie bei Nitella aus einer einzigen Zelle.) 
Luftblasen füllten sich mit Wasser, dann mit bläulichem Chalzedon und Quarz, oder mit waagerechten Ablagerungen und weißem Quarzpulver, wie oben links.
Nematoplexus spiralNematoplexus spiral

Abb.1 (oben): Verkieseltes Wasser mit
Palaeonitella (Grünalge), aufrecht im Hornstein von Rhynie (in der Mitte des Bildes), zufällig längs der hohlen Achse geschnitten; waagerechte Lagen in einer ehemaligen Höhle oben links. 

Abb.2 (oben rechts): Ausschnitt aus Abb.1, Bildbreite 2mm.

Abb.3 (links außen): Verkieseltes Wasser mit rätselhaften wirren Einschlüssen, die größeren hohl, oft mit gefärbten Wänden, dazwischen eine winzige Nematoplexus -Spirale in der Mitte des 4mm breiten Bildes.

Abb.4: Nematoplexus-Spirale aus Abb.3, mit drei vollen Windungen:
   seltener Anblick.
Bildbreite 0.2mm, Spirale 0.09mm breit.
 

Alle Aufnahmen zeigen das Fundstück Rh5/3, 2001 gefunden von Sieglinde Weiss
   nahe Milton of Noth, Scheibe 2A.


Abb.3
soll andeuten, wie verwirrend der Anblick der geschnittenen und polierten Hornsteinfläche sein kann, auch wenn der Chalzedon durchsichtig ist, so dass eingeschlossene Dinge räumlich sichtbar sind, wie die einzelne Nematoplexus-Spirale. Man kann sagen, dieses Stück Hornstein sei ein weiterer Beleg dafür, dass klares Wasser zu klarem Chalzedon werden kann (wie z.B. auch in Rhynie Chert News 23 , 71 , 74). Die verworrene Struktur in Abb.3 kann hier nicht gedeutet werden. Die chaotisch geformten Außen-und Innenflächen sind anscheinend mit feinkristallinem Quarz belegt.
Nematoplexus, zuerst 1961 beschrieben und den rätselhaften Nematophyten zugeordnet, seit 2001 in wenigen eigenen Exemplaren gefunden und kürzlich zusammengestellt, ist bisher eines der seltensten Fossilien im Rhynie Chert. Obwohl das hier beschriebene Fundstück auf 10 Schnittflächen sorgfältig untersucht wurde, hauptsächlich um Armleuchter-Algen zu finden, konnte keine zweite Nematoplexus- Spirale gefunden werden.

H.-J. Weiss     2018

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