Der ansehnliche Asteroxylon-Querschnitt
in Abb.1, mit dem zentralen Leitbündel (Xylem) und zwei Kreisen davon
abgezweigter "Blattspurbündel" sieht nicht so aus, als sei er beim
Verkieseln in einem Zustand der Zersetzung gewesen, aber das Fehlen
einer deutlich sichtbaren Gewebestruktur deutet auf Zersetzung. Andere
Pflanzen im Hornstein von Rhynie sind meist in verschiedenen
Erhaltungszuständen vorhanden, nicht selten auch mit sehr gut
erhaltener Zellstruktur,
aber Asteroxylon
ist
niemals sehr gut erhalten, mit Ausnahme der Wurzeln. Der schnelle
Zerfall ist wahrscheinlich ein Pilzeffekt. Wenige Reste des
Pflanzengewebes sind hier sehr schwach sichtbar.
Idealisierte Zeichnungen des Querschnitts von Asteroxylon
zeigen manchmal einen breiten Ring mit großen Hohlräumen, als sei das
eine Eigenschaft der Pflanze, ist es aber nicht.
Abb.1 (rechts): Querschnitt von Asteroxylon mit
deutlichem Xylem und blassen Geweberesten. Bildbreite 11mm.
Abb.2 (links): Zerfallener Xylemstrang,
mit Pilzsubstanz dunkel gefüllte
Tracheiden mit polygonalen Querschnitten,
andere geschrumpft; zwei große Pilz-Dauersporen links.
Bildbreite 1.4mm.
Ein ganz anderer Pilzeffekt ist in Abb.2 zu sehen, wo ein
Xylemstrang in ein Bündel loser Tracheiden
zerfallen war, die nun zwei auffällig unterschiedliche Gruppen
bilden: eine seltene Erscheinung. Die
mit dunkler Pilzsubstanz gefüllten haben ihren polygonalen Querschnitt
behalten, den sie in der lebenden Pflanze hatten, aber die anderen sind
geschrumpft und dabei deformiert.
Abb.3 zeigt eine ähnliche und
ebenfalls seltene Erscheinung: Zellen des weichen Cortex-Gewebes sind
sichtbar geblieben, obwohl oft deformiert, weil sie mit Pilzsubstanz
ausgefüllt sind.
Zwischen diesem
ungewöhnlich erhaltenen Bereich und dem zentralen Strang ist das Gewebe
weitgehend geschädigt, möglicherweise durch einen anderen Pilz.
Die
dunkle Substanz besteht wahrscheinlich aus einem dichten Gewirr
winziger Pilzhyphen, die hier nicht sichtbar sind. Ein eindrucksvolles
Beispiel einer Hyphe, die die Wand einer Zelle durchdringt und innen
ein Gewirr ("Arbuskel") bildet, wird in [1] gezeigt.
Abb.3: Querschnitt von Asteroxylon
mit gut erhaltenem Xylem, umgeben von zersetztem Gewebe infolge
Pilzbefall, äußeres Gewebe mit einigen dunkel gefüllten Zellen, andere
kaum sichtbar. Bildbreite 4mm.
Mit Pilzsubstanz gefüllte Zellen
sind bei Asteroxylon
selten zu finden, aber bei Aglaophyton
häufig [2]. Dort bewohnte der Pilz Glomites
rhyniensis [3,9] die lebende
Pflanze. Es ist nicht bekannt, ob dieser Pilz die Zellfüllungen in
Abb.2,3 gebildet hat.
Die Befunde lassen vermuten, dass Asteroxylon von
mehr als nur einer Pilzart befallen wurde. Darauf deuten auch die oft
zahlreichen großen Ruhesporen hin, wie jene in Abb.2.
Es
ist unglaublich, dass zellengroße dunkle Klumpen in fossilen mehr oder
weniger zersetzten Pflanzen vielfach als Milbenkot gedeutet wurden,
obwohl das mittels einiger Fakten ganz klar als Fehldeutung erkennbar
war: polygonale Formen passend zu den
Querschnitten der Zellen [4], Größen passend zu den Geweben mit großen
oder kleinen Zellen [5], oft angeordnet in Reihen passend zu den
Zellreihen [2,6], und schließlich das Fehlen fossiler Milben in den
Fundstücken mit dem angeblichen Milbenkot.
Die Idee der Milbenkoprolithen verstärkte sich anscheinend mittels
Rückkopplung, realisiert durch wechselseitige Anerkennung
in der Gemeinschaft der Koprolithenfans. Unablässige Warnung vor dem
Irrtum durch Verweis auf die Fakten [7] hat anscheinend dazu
geführt, dass die inzwischen in der Paläobotanik-Literatur verankerte
Milbenkot-Hypothese seit 2016 nicht mehr propagiert wird.
Die Klumpen in
Asteroxylon (Fig.3)
waren Teil
dieser Bemühungen seit 2009 [8], und die kürzlich gefundenen kantigen
Klumpen in Abb.2 sind ein weiterer der vielen Belege für Klumpen, die
keine Koprolithen sind.
Die Vertreter der
kürzlich noch beliebten Milbenkot-Hypothese erwähnen diese anscheinend
nicht mehr, aber widerrufen sie nicht, so dass diese in der
wissenschaftlichen Literatur als "Stand der Wissenschaft" [10] verbleibt
und weiterhin Verwirrung stiften kann. Deshalb sollte jeder neue Beleg
gegen die unsinnige Hypothese genutzt werden, was hiermit getan wird.
H.-J.
Weiss
2018
[1] H.
Kerp:
De Onder-Devonische Rhynie Chert ... . Grondboor& Hamer
58(2004),
33-50. See
image here: Fossil Wood
News 4,
Fig,3.
[2] Rhynie Chert News 85.
[3] T.N. Taylor
et al.: Fossil arbuscular mycorrhizae from the Early
Devonian. Mycologia 87(1995), 560-73.
[4] Fossil Wood News 5 , Figs.1-5; 8,
Figs.4,5; 18,
Figs.1-5.
[5] Fossil Wood News 18,
Figs.1,2.
[6] Fossil wood News 8, Figs. 2,3,9;
[7] Google: coprolites Roessler
[8] Rhynie Chert News 28,
[9] T.N.Taylor, M. Krings, E.L. Taylor:
Fossil Fungi, Elsevier 2015, p121.
[10] Stevens and Kollegen, Anwaltskooperation, Chemnitz, im Auftrag von
R. Rößler (2011): "... Stand der Wissenschaft zutreffend wiedergegeben
..."