Dunkle Punkte in der Paläobotanik
English version
Aglaophyton with Glomites
Ein dunkles Kapitel der Paläobotanik hat sich fast unbemerkt in den vergangenen zwei oder drei Jahrzehnten aufgetan. Es betrifft zellengroße dunkle Klumpen in beschädigtem oder intaktem Pflanzengewebe, besonders in Kieselholz. Die Klumpen wurden widersinnig als Koprolithen niemals gesehener Milben oder unbekannter Tiere gedeutet. Das hat jene im kleinen Kreise der Insider nicht beunruhigt, die abwechselnd ihre eigenen Veröffentlichungen lesen.
Das nebenstehende spukhafte Gesicht soll diejenigen warnen, die immer noch die Idee verbreiten, dunkle Klumpen in Zellen seien Kotballen kleiner Tiere.

Abb.1: Frühe Landpflanze
Aglaophyton, seltene Ansicht als gut erhaltener Querschnitt mit gegabeltem Leitbündel. Die ringförmig angeordneten dunkel gefüllten Zellen enthalten den Symbiosepilz Glomites rhyniensis [1]. Man beachte auch die an der Oberfläche umgelenkten Risse als Hinweis auf die für Landpflanzen typische wachsartige Kutikula. Breite 4.4mm.
fungus clots in Rhynie chert
Abb.2: Aglaophyton, mit dunkel gefüllten Zellen wie in Abb.1,
hier als radialer
Längsschnitt,
Abb.1,2: Hornstein von Rhynie ("Rhynie Chert"), Unter-Devon.

Es ist eine unglaublich absurde Vorstellung, zellengroße Klumpen ähnlich denen in Abb.1,2 seien Kotballen. Bekanntlich können Pilzhyphen in die Zellen eindringen und durch vielfache Verzweigung einen Klumpen bilden, bekannt als Arbuskel [2].
Zwecks Veranschaulichung werden hier einige Bildausschnitte aus der Fachliteratur
gezeigt. Die Autoren [3-7] und einige andere wundern sich nicht darüber, wie die angeblichen Kotballen in die Zellen gelangt sein konnten, manchmal  nebeneinander in einer Reihe (Abb.3,6,11,12).
Wenn die Klumpen den Querschnitt der Zelle ausfüllen, sind sie entsprechend kantig geformt. Kleinere Klumpen können nahezu kugelförmig sein. Offenbar sind sie fester als das erweichte Gewebe und behalten deshalb ihre Form, wenn die leeren Zellen zusammengedrückt werden (Abb.4).

clots in cells
Abb.3: Reihen kugeliger schwarzer Klumpen in Kieselholz (Perm) aus China,
kleiner als die Zellen, anscheinend an der Wand sitzend: angebliche Koprolithen in [3], Fig.4F.
clots
Abb.4: Feste Klumpen in leicht zusammengedrücktem erweichtem Holz (Perm), Längsschnitt:
angebliche Koprolithen in [3], Fig.4D.
   
(Siehe auch Fossil Wood News 5, 8.)


dark fill in phloemclots in woodclots in woodclots in woodclots in wood Abb.5-9: Klumpen in Kieselholz (Perm) ausThüringen:
Abb.5 (links außen): Phloem-Zellen von Psaronius, dunkel ausgefüllt: 
angebliche Koprolithen in [7];
Abb.6,7: 
angebliche Koprolithen in [4] Abb15: 3 Klumpen in einer Reihe (Abb.6), Klumpen mit 5-eckiger Kontur (Abb.7), daneben ähnlich geformte Zellen und ein großer Klumpen mit geraden Seiten.
   
Abb.8,9: Zwei Klumpen gleicher Größe in Zellen: 
angebliche Koprolithen in [5], Fig.1C.
   
clots in woodfungus clotsrow of clots in decayed woodfungus clot in wood cell
Abb.10-13: Klumpen in Kieselholz (Perm) aus Deutschland:
Abb.10: Wetterau, Hessen, angebliche Koprolithen in [6];
Abb.11,12: Schallodenbach, Rheinland-Pfalz ;
Abb.13: Döhlener Becken, Sachsen, eigener Fund.



Die Experten mit Vorliebe für ungesehene Milben [3-7] würden zweifellos die wenigen hier vorliegenden Fundstücke (Abb.11-13) fehldeuten, da sie sich nicht wesentlich von den ihrigen in Abb.3-10 unterscheiden. Abb.12 zeigt einen selteneren Fall mit Klumpen in ursprünglicher Lage trotz verschwundener Zellwände. In Abb.13 waren die Hyphen anscheinend zwischen den Zellen gewachsen, bis eine in eine Zelle eindrang und sich zu einem Klumpen verzweigte, der später dunkel wurde. Es ist unklar, ob ein Zusammenhang mit dem daneben abgeschiedenen Hämatit besteht.
Obwohl der Gedanke selbstverständlich ist, dass Klumpen im Inneren von Zellen keine Kotballen sein können, mögen zusätzliche Argumente hilfreich sein (Abb.1,2), um jene zu überzeugen, die einfache Wahrheiten nicht sehen. 
Eigene Fundstücke:    Abb.1: Rh2/73.1, erhalten von J.
Shanks, Rhynie, 2002,    Abb.2: Rh2/83.2,    Abb.13: Bu7/111.2,
            Abb.11,12: Sch/3.1,  erhalten von Ch. Krüger, Schallodenbach, Rheinland-Pfalz.

H.-J. Weiss   2015

[1]  T.N. Taylor et al.: Fossil arbuscular mycorrhizae from the Early Devonian,
      Mycologia 87(1995), 560-73.
[2]  T.N. Taylor, E.L. Taylor, M. Krings : Paleobotany, Elsevier 2009, Fig.3.96.
[3]  Zhuo Feng, Jun Wang, Lu-Yun Liu :
      First report of oribatid mite (arthropod) borings and coprolites in Permian woods from ... China.
      Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 288(2010), 54-61.
[4]  R. Rößler, R. Kretzschmar, Z. Feng, R. Noll:
      Fraßgalerien von Mikroarthropoden in Konifernhölzern des frühen Perms von Crock, Thüringen.
      Veröff. Mus. Naturkunde Chemnitz 37(2014), 55-66.
[5]  Zhuo Feng, J.W. Schneider, C.C. Labandeira, R. Kretzschmar, R. Rößler:  
      A specialized feeding habit of Early Permian oribatid mites.
      Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 417(2015), 121-124.
[6]  K. Goth, V. Wilde :  Fraßspuren in permischen Hölzern aus der Wetterau,
      Senckenbergiana letaea 72(1992), 1-6.
[7]  M. Barthel, M. Krings, R. Rößler: Die schwarzen Psaronien von Manebach, ihre Epiphyten, Parasiten und Pilze.
      Semana 25(2010), 41-60.
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