Kommentar zu: Die schwarzen Psaronien
von Manebach, ihre Epiphyten, Parasiten und
Pilze [1]
Hans-Jürgen Weiss,
Rabenau, Gert
Müller, Dresden
Stichworte
Rotliegend, Koprolithen, Holzfäule
Zusammenfassung:
Eine
sorgfältige Analyse der Schädigungsstrukturen von Psaronius und
Dadoxylon
führt zu der Erkenntnis, dass die Deutung zellengroßer
dunkler Körnchen als Koprolithen eine Fehldeutung ist.
Summary
By
careful analysis of the damage structure in Psaronius and Dadoxylon it
becomes apparent that the interpretation of cell-size dark clots as
coprolites is erroneous.
Zweifelhafte "Koprolithen"
Die
Deutung dunkler Körnchen in mehr oder weniger zersetztem fossilem
Pflanzengewebe als Koprolithen, die meist Hornmilben zugeschrieben
werden, ist in der paläobotanischen Literatur verbreitet, aber
zweifelhaft. Im vorliegenden Falle liefern die Abbildungen gute
Argumente gegen die Deutung als Koprolithen "unbekannter Tiere", was im
folgenden erläutert wird.
Die kantigen Körnchen in [1], Abb.16,
werden als "Koprolithen im Leitgewebe (Treppentracheiden) einer
Psaronius-Wurzel"
gedeutet. Man sieht hier jedoch kein einziges
Körnchen in den Tracheiden. Alle liegen außerhalb, im Bereich des
Phloems. Sie passen in Form und Größe zu den Zellen des zerfallenen
Phloems, dessen Reste noch erkennbar sind. Sie können, wie in
zahlreichen ähnlichen Fällen, zwanglos als Füllung von Zellen gedeutet
werden, deren Wände verschwunden sind.
Eindrucksvolle
Beispiele für Phloemzellen, die mit dunkler Substanz ausgefüllt sind,
findet man in [1], Abb.8. (Dort wird das an das Xylem grenzende Gewebe
fälschlich als Aerenchym bezeichnet.) Der nebenstehende Ausschnitt
zeigt eine gefüllte Phloemzelle, umgeben von leeren Phloemzellen. Außer
losen kantigen Körnchen unterschiedlicher Größe gibt es in Abb.8
weitere dunkel ausgefüllte Zellen im gleichen Größenbereich.
Zellengroße dunkle Körnchen gibt es auch im Kieselholz in [1], Abb.17,
dort gedeutet als "Koprolithen in einem Fraßkanal". Auch bei
sorgfältiger Betrachtung sieht man keine Andeutung eines "Fraßkanals",
aber anderes Merkwürdiges, wie in nebenstehendem Bildausschnitt: dunkle
Klumpen in Reihen angeordnet, teilweise noch von Zellwänden umgeben,
passend zu den Zellreihen einer mehr oder weniger deformierten
Holzstruktur. (Man beachte auch die Reihe leerer Zellen zwischen Reihen
gefüllter Zellen in der rechten Bildhälfte.) An anderer Stelle in
Abb.17 sieht man dunkel gefüllte Markstrahlen.
Alle diese Beobachtungen sprechen gegen die Deutung als Koprolithen,
und es ist nichts erkennbar, was dafür spricht. Die Beobachtungen
passen zu der Annahme, hier sei etwas von Zelle zu Zelle gewandert und
habe dabei dunkle Substanz erzeugt. Ein solches Phänomen ist vom Pilz
Glomites rhyniensis
bekannt: [2], Fig.3.47. Dieser dringt in die Zelle
ein, bildet dort ein reich verzweigtes Geflecht sehr dünner Hyphen, das
die Zelle mehr oder weniger ausfüllt und wie ein dunkler Klumpen
aussieht, dringt dann mit einer Hyphe durch die Wand in die
Nachbarzelle ein, um dort einen Klumpen zu bilden, und so weiter. Ein
ähnlicher Vorgang, von Pilzen oder Mikroben verursacht, könnte die
zellengroßen kantigen "Koprolithen" in fossilen Pflanzen erzeugt haben,
die dann als eine Art Holzfäule zu betrachten wären. Daraus ergibt sich
die Aufgabe, diesen Vorgang aufzuklären.
[1] M. Barthel,
M. Krings, R.
Rößler: Die schwarzen Psaronien von Manebach, ihre
Epiphyten,
Parasiten und Pilze. Semana 25(2010),
41-60.
[2]
T.N. Taylor, E.L. Taylor, M. Krings : Paleobotany,
Elsevier 2009.
Nachbemerkung
Kurz nach dem Erscheinen von [1] bezweifelte G.
Müller die Deutung als Koprolithen.
Wegen nicht vorhandenen Interesses der Autoren an der Klärung des
Sachverhalts wurde dieser Kommentar im April 2011 an die Redaktion der
Zeitschrift Semana geschickt. Von dort kam die Antwort:
"Wir werden den
Beitrag nicht in unserer Hauszeitschrift Semana abdrucken. Ihre
beabsichtigte
Publikation basiert auf der Verletzung von Urheberrechten und nicht auf
der
originären Untersuchung von Originalmaterial."
Die hier gezeigten winzigen Ausschnitte, 1% und 2% der Bildfläche aus
Abb.8 und Abb.17 in [1], sind so informativ,
dass keine erneute Untersuchung des Originalmaterials erforderlich war.
Die Autoren missbrauchen ihr
Urheberrecht an den Bildausschnitten, um die Veröffentlichung dieses
kritischen Kommentars zu verhindern.