Inmitten der oft verwirrenden Vielfalt zerfallender
Pflanzenteile
sind Kugeln, besonders die größeren, auffällige Erscheinungen. Sie
waren hohl und mit kieselhaltigem Wasser gefüllt, bevor nacheinander
Kieselgel und Chalzedon sich bildeten.
Abb.1-5: Auffällige Kugeln im
Rhynie Chert, anscheinend Chlamydosporen von
Pilzen,
obwohl hier keine Verbindung zu Hyphen sichtbar ist.
Bildgrößen 0.6mm, Kugeldurchmesser
0.39, 0.33, 0.47, 0.44,
0.39mm.
Die Kugel in Abb.1 ist nur halb im Fundstück eingeschlossen.
Die Gebilde in Abb.3,4 lassen erkennen, dass es ein Stadium mit
homogenem Kieselgel in den Kugeln gab, das ungestörtes Wachsen von
Spherolithen ermöglichte.
Die Wände in Abb.3,4,6 erscheinen im Querschnitt als dünne dunkle
Kreislinien. Die Wände in Abb.5,7 könnten infolge Ablagerung dicker
geworden sein. Die große Kugel in Abb.6 war vor
dem Verkieseln wahrscheinlich mit Wasser gefüllt, mit schwebenden
Mikrobenflocken, gefärbt mit Fe-Oxiden: Rhynie
Chert News 85.
Die gelegentlich sichtbaren Pilzhyphen an Kugeln
wie in Abb.9 scheinen die Annahme zu bestätigen, dass auch die anderen
Kugeln Chlamydosporen
sind. Das mag meist zutreffen, aber es gibt wichtige Ausnahmen: Die
zylindrischen Zellen der Armleuchter-Alge Palaeonitella
können unter dem Einfluss der parasitischen Pilze
Milleromyces rhyniensis and Krispiromyces discoides
[1]
auf wundersame Weise zu perfekten Kugeln umgewandelt werden. Ohne
Vergleichsmerkmale ist es oft nicht möglich zu entscheiden, ob die
Kugeln Chlamydosporen oder deformierte Algenzellen
sind.
Die "Bombe" in Abb.8 ist zweifellos eine
ehemalige Algenzelle. Kugeln in Paaren, oft miteinander verbunden
wie in Abb.11, sind
typisch für aufgeblähte Algenzellen. Nahebei befindliche einzelne
Kugeln (Abb.10) sind wahrscheinlich auch Algenzellen.
Bekanntlich können achatartige Füllungen in Hohlräumen
fantastische
Bilder ergeben. Aus deren komplexer Struktur lässt sich manchmal die
Folge der Verkieselungsschritte unter wechselnden Bedingungen
rekonstruieren. In der anfangs mit kieselhaltigem Wasser gefüllten
Kugel (Abb.10) gab es abwechselnd Prozesse der Abscheidung
und Auflösung, abhängig von der Kopplung
an die Umgebung mittels Diffusion.
Abb.10,11: Kugeln, entstanden aus zylindrischen Zellen
von Palaeonitella
unter dem Einfluss parasitischer Pilze.
Bildhöhen 0.9mm. Kugeldurchmesser links 0.84mm.
Alle Bilder: gleiche Vergrößerung, eigene Funde.
Dieser
Beitrag zeigt vorwiegend "größere" Kugeln, obwohl auch kleine sehr
interessant sein können, wie die seltenen winzigen Kapseln mit einer
umrandeten Öffnung, kürzlich entdeckt und als Gehäuse von Amöben
beschrieben [2]. Ähnliche Kapseln, aber viel größer, sind zu erwarten,
wenn Kugelpaare
wie in Abb.11 auseinanderbrechen. Die Ähnlichkeit ist merkwürdig, aber
zufällig und deshalb bedeutungslos.
H.-J. Weiss 2020
[1] T.N. Taylor, M. Krings, E.L. Taylor:
Fossil
Fungi. Elsevier 2015, p.64.
[2] Ch.
Strullu-Derrien, P. Kenrick, T. Goral, A.H. Knoll: Testate
Amoebae in the 407-Million-Year-Old Rhynie Chert. Current Biology 29
(Feb.2019), 461–467.