Kugelige Objekte mit Bezug zu Pilzen sind im Hornstein
von Rhynie häufig anzutreffen. Gewöhnlich sind sie einzeln
verstreut, aber die kleinen Kugeln einer kürzlich beschriebenen Art
sieht man oft in dichten Haufen.
Sehr ungewöhnlich sind miteinander verbundene große Kugeln in Paaren.
Diese sind nur dann als solche zu sehen, wenn ihre Position und
Orientierung bezüglich der Schnittebene innerhalb enger Grenzen liegt.
Deshalb ist aus Abb.1 zu schließen, dass die meisten Kugeln paarweise
vorliegen, aber oft nur einzeln zu sehen sind.
Es
gibt keinen offensichtlichen Grund für solche Paarbildung. Das Phänomen
wird hier nicht erklärt, aber das Betrachten der Bilder weist
vielleicht einen Weg zur Erklärung.
Abb.1: Schnittfläche eines
kleinen Hornstein-Fundstücks mit pilz-induzierten Kugeln bis 0.7mm,
meist in Paaren, Verbindung nicht immer in der Schnittebene.
Bildbreite 5.54mm.
Ohne Bezug zum Pilz doch bemerkenswert sind die dunklen Ablagerungen
unten und /oder oben in den kugelförmigen Hohlräumen. Anscheinend gab
es im Wasser Suspensionen (mit mineralischen Ausscheidungen,
toten
Mikroben etc.), die
schwerer oder leichter als Wasser waren
und sich entsprechend
absetzten.
Zusätzliche Belege für die
auffällige Paarbildung gibt es in Abb. 2-6.
Ablagerungen mit waagerechter Oberfläche gibt es
in Abb.2-5. Der
Schichtstapel in Abb.5 lässt erkennen, dass die Ablagerung während
periodisch wechselnder Bedingungen erfolgte.
Die
Symmetrie von Abb.2 zeigt, dass (1) die Kugeln nahezu gleich groß waren
und dass (2) die Achse der Rotationssymmetrie zufällig gut in der
Schnittebene liegt. In Abb. 3 ist diese Achse ein wenig gegen die
Schnittebene geneigt, weshalb die Schnittfläche der oberen Kugel ein
wenig kleiner ist als ihr größter Querschnitt.
Symmetrische
Schnitte, abgesehen von der Größe der Kugeln, gibt es auch in Abb.4,6,
jeder mit einem bemerkenswerten Detail an der kleineren Kugel nahe der
Symmetrieachse, dem kleinen Rest eines Rohres, möglicherweise einer
Pilzhyphe.
Abb.2-6: Verbundene Kugeln gleicher oder wenig verschiedener Größe.
Gleiche Vergrößerung wie oben, Bildbreiten 1 oder 2mm
Abb.7,8
(unten): Kugeln mit Auswüchsen. Bildbreite 1mm. Alle Bilder: gleiches
Fundstück, gleiche Vergrößerung.
Das
hier vorherrschende scheinbar einfache Strukturprinzip, nämlich
paarweise verwachsene pilz-induzierte Kugeln, gilt nicht ausnahmslos.
Es
ist unklar, ob die Auswüchse in Abb.7,8 so groß und rund geworden wären
wie eine zweite Kugel, wie es vielleicht von zwei "unfertigen"
Kugelpaaren in Abb.1 links oben angedeutet ist. Bei exzentrisch
geschnittenen Kugeln sieht man einen Teil von deren Oberfläche
mit dunklen Flecken (Abb.5,7).
Aus einer kleinen Kugel links in Abb.5 wächst anscheinend
ein 50µm breiter Schlauch mit einem 85µm dicken Ende.
Die Deutung der Befunde verkompliziert sich noch durch die
Anwesenheit von Armleuchter-Algen (Charophyten), wahrscheinlich Palaeonitella,
oft sehr nahe bei den Kugeln, wie in Abb.7.
Dort ist ein Stück Alge teilweise mit dunkler Suspension gefüllt.
Bekanntlich kann Palaeonitella unter
der Einwirkung eines Pilzes sich aufblähen [1]. Folglich
kann man vermuten, die hier vorliegenden Gebilde seien aufgeblähte
Algenzellen wie jene in [1], aber doppelt so groß. (Siehe
Rhynie
Chert News
119, 120)
Andererseits sind
die Ansätze von 40µm-Rohren in Abb.4,6 und anderswo viel schmaler als
die 90-300µm breiten Rohre der Algen in diesem Fundstück, aber
vergleichbar mit 35µm
dicken Pilzhyphen.
Deshalb ist auch die Deutung als Chlamydosporen eines Pilzes in
Betracht zu ziehen. Große
Kugeln
bis 0.75mm und größer, einige mit ansitzender Hyphe, sind vereinzelt in
mehreren Fundstücken zu sehen, aber dieses Fundstück ist das einzige
hier vorliegende mit paarweise verwachsenen Kugeln. Weitere
Einzelheiten sind von neuen Schnittflächen zu erwarten.
Fundstück: Rh14/17
(0.35kg), 2007
erhalten von Barron.