Der Hornstein
von Rhynie, berühmt für seine Fülle unter-devonischer Fossilien, bietet
auch kleine Kugeln unterschiedlicher Größe. Anscheinend
waren die meisten der fossilen Kugeln am Ende von Pilzhyphen gewachsen
und sind bekannt als Chlamydosporen
oder Ruhesporen, die ungünstige Zeiten überdauern. Sie sind leicht als
solche erkennbar, wenn die ansitzende Hyphe zu sehen ist (Abb.1), aber
oft befindet sich der Ansatz außerhalb der Bildebene oder die
Hyphe war vor dem Verkieseln verschwunden, was eine Deutung erschwert
(Abb.2).
Außerdem können die verschiedenen Chlamydosporen
"nicht einer bestimmten Gruppe sicher zugeordnet werden, weil wichtige
Stadien
ihrer Lebensläufe noch unbekannt sind" [1].
Abb.1 (links außen): Chlamydosporen eines
saprophytischen Pilzes
zwischen Resten früher Landpflanzen.
Bildbreite 0.6mm.
Der Inhalt der Chlamydosporen war vor dem Verkieseln
meist zersetzt, so dass diese leer erscheinen oder ausgefüllt
sind mit mineralischen Ablagerungen ohne Bezug zum Pilz.
Die Deformationen
infolge
Kontakt lassen erkennen, dass die Pilzkugeln
in Abb.2 vor
dem Verkieseln unterschiedlich steif waren. Die Steifigkeit der Kugeln
ist offenbar unabhängig von deren scheinbarer Wandstärke, was man an
der gequetschen Kugel in Abb.2 links oben sieht,
die gleichermaßen von der dünnwandigen Kugel links und der rot
gefüllten dickwandigen Kugel rechts deformiert wurde.
Weit weniger bekannt als die häufig zu findenden
Chlamydosporen sind pilz-induzierte
Kugeln mit absurd erscheinender Entstehung:
Unter dem Einfluss eines parasitischen Pilzes hatte eine
Armleuchter-Alge auf wundersame Weise an dünnen Zweigen dicke Kugeln
gebildet, die aus unbekanntem Grunde gut
erhalten blieben, während die Algenzweige
weitgehend oder ganz verschwanden, was zur Fehldeutung der Kugeln
als Chlamydosporen verleitet. Diese Unsicherheit verschwindet mit der
begründeten Annahme, miteinander
verbundene Kugeln
wie in Abb.3 seien immer modifizierte
Algenzellen. Der gelbe Fleck mit drei ansitzenden großen Kugeln
ist anscheinend der Rest eines Astquirls der Alge.
Abb.3:
Wohlgeformte Kugeln als Ergebnis fehlgeleiteten Wachstums der
Armleuchter-Alge Palaeonitella
unter dem Einfuss des parasitischen Pilzes Milleromyces.
Bildbreite 5mm.
Die an der Alge gewachsenen Kugeln waren wahrscheinlich vor dem
Verkieseln ebenso mit Wasser
gefüllt wie die zuvor erwähnten Chlamydosporen.
Es muss zwei wässerige Suspensionen dunkler Teilchen gegeben haben,
schwerer und leichter als das Wasser in den Kugeln. Jede Suspension
hatte sich mit einer ebenen
waagerechten Grenzfläche vom übrigen Wasser separiert und unten oder
oben in der Kugel abgesetzt. Für die zwei kleineren Kugeln oben im Bild
verlief die
Verkieselung etwas anders: Nach dem Absetzen der dunklen Suspensionen
und deren Verkieselung war die SiO2
-Konzentration so niedig,
dass im weiteren Verlauf nicht alles verkieselte, sondern SiO2
sich an den Wänden ablagerte, wobei Sphärolithe entstanden, die wie
Perlen glänzen.
Es ist höchst verwunderlich,
dass Pilze auf sehr unterschiedliche Weise Kugeln entstehen lassen
können:
(1)
als Chlamydosporen am Ende von Hyphen, (2) als kugelförmige
Fehlbildungen
an Palaeonitella
infolge Befalls mit dem
Pilz Milleromyces [2].
Fig.1: Rh2/29.4, obtained
from Shanks in 2001; Fig.2: Rh12/160.9, found
in 2007; Fig.3: Rh14_17.5, obtained from
Barron in 2007.