Ansichten von Asteroxylon 
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Asteroxylon
ist die Pflanze mit der kompliziertesten Struktur im unter-devonischen Hornstein von Rhynie. Sie wurde schon gründlich beschrieben [1,2], aber zusätzliche Information kann doch nützlich sein. Erstens kann der zentrale Strang (Xylem) weiß statt wie gewöhnlich schwarz erscheinen, was kein wesentliches Merkmal ist, sondern nur ein besonderer Erhaltungszustand. Zweitens ist die Pflanze nicht immer einem rezenten Bärlapp so ähnlich wie es von gängigen Rekonstruktionen [3] suggeriert wird.
Eine entfernte Ähnlichkeit zu Bärlapp ergibt sich durch kleine Blättchen, hier ohne Ader. Eine weitere Besonderheit ist der komplexe Bau des Xylems. Dessen Querschnitt ist unerwartet variabel [1], mit abspaltenden dünnen Zweigen, die plötzlich zuerst nach außen abbiegen, dann mit einem Knick nach oben, um in einem Fleck von "Transfusionsgewebe" innerhalb des Stammes zu enden [2].
Asteroxylon cross-sections
Nach eigenen Funden, aber abweichend von der Zeichnung in [3], verzweigt die Hauptachse von Asteroxylon seltener, aber oft sieht man viele "Zweige" neben den Hauptachsen (Abb.1). Vermutlich wuchsen diese von einem ausgebreiteten Rhizom nach oben.
Zufällig ähneln diese "Zweige" den Luftsprossen von Nothia, was zu häufigen Verwechslungen geführt hat, auch weil die zwei Pflanzen oft im gleichen Stück Hornstein gefunden werden. (Nothia kann an verstreuten "Riesenzellen" längs der Epidermis erkannt werden)

Abb.1: Asteroxylon, Querschnitte von Luftsprossen mit deutlich sichtbarem Xylem, im verkieselten Zustand ausgeblichen. Bildbreite 17mm.
Asteroxylon xylem sections
Gewöhnlich erscheinen die Xylemstränge im Hornstein schwarz, aber an der Oberfläche des Fundstücks sind sie nicht selten weiß. Das helle Aussehen muss die Folge eines Bleichungsvorganges sein, der von außen ein wenig eindringt. Im vorliegenden Fundstück ist das Xylem durchgehend bleich. (Abb.1,2 zeigen eine Schnittfläche.)
Für das durchgehende selektive Bleichen ist eine Erklärung denkbar: Es gibt Xylemstränge im Hornstein, die leicht Flüssigkeit aufsaugen, was bedeutet, dass sie noch aus Bündeln von Röhren bestehen, die längs der Flüssigkeit leichte Diffusionswege bieten. Diffundierender Sauerstoff konnte die Stränge gebleicht haben, als sie noch in einem solchen Zustand waren. Durch ständige Ablagerung von Silica wurden sie zu kompaktem Hornstein wie in diesem Fundstück.

Abb.2: Asteroxylon, zwei Schnitte gelblicher Xylemstränge.
(Gleiche Vergrößerung wie Abb.1, siehe Ausschnitt in Abb.3.)


Abb.3: Tracheiden von Asteroxylon, hier als einzelne Röhren im schrägen Schnitt eines zerfallenden Stranges in klarem Chalzedon sichtbar.
Ausschnitt von Abb.2, Bildbreite 2.3mm.

Asteroxylon xylem inclined cut
Offenbar kann das Bleichen während und nach der Verkieselung die Sichtbarkeit der fossilen Strukturen beeinflussen. Schwarze Tracheiden wären in Abb.3 kaum einzeln sichtbar. Während die Xylemstränge von Asteroxylon fast immer klar zu sehen sind, ist das übrige Gewebe der Luftsprosse meist kaum sichtbar, oder so schlecht erhalten, dass es für eine Aufnahme ungeeignet ist. (Siehe Rhynie Chert News 124.)
Asteroxylon xylem, sorangium nearby
Abb.4 (links): Asteroxylon an der unbearbeiteten Oberfläche des Fundstücks: Querschnitt des Xylems in einem zersetzten Luftspross, daneben ein Sporangium mit Sporen. Bildbreite 5.5mm.

Das übliche Aussehen von Asteroxylon mit gut erhaltenem Xylem und zersetztem übrigem Gewebe ist hier mit einem Sporangium kombiniert, das im Schnitt aussieht, als bestehe es aus zwei Kammern, die eine gefüllt und die andere leer und flach gedrückt.
(Ein ähnliches Beispiel gibt es in [3].) Nach Bhutta [2] können die Sporangien so geformt sein, dass bestimmte Schnitte die Illusion von zwei Kammern erzeugen.
Ein anderes zweifelhaftes Sporangium wird in Rhynie Chert News 53 vorgestellt. Anscheinend ist Asteroxylon variabler als gedacht [4]. Es wurde sogar vermutet, dass es im Hornstein von Rhynie mehr als eine Art Asteroxylon gibt [5].

H.-J. Weiss      2016
    2018

[1]  R. Kidston, W.H. Lang: On Old Red Sandstone plants showing structure, Part III.  Trans. Roy. Soc. Edinburgh 52(1920), 643-680.
[2]  A.A. Bhutta: Studies on the Flora of the Rhynie chert. Ph.D. thesis, University of Wales, Cardiff, 1969.
[3]  www.abdn.ac.uk/rhynie
[4]  D. Edwards: Embryophytic sporophytes in the Rhynie and Windyfield cherts. Trans. Roy. Soc. Edinburgh Earth Sci. 94(2004 for 2003), 397-410.
[5]  W. Remy, H. Hass: Langiophyton mackiei, ... . (Addendum p103). Argumenta Palaeobot. 8(1991), 69-117.
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