Fossile "Kleinstkläranlage"
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Klärung von Abwasser ist bekanntlich keine Erfindung des Menschen. Man
sollte fossile Belege für solche Prozesse erwarten können, obwohl es nicht leicht sein wird, diese zu erkennen. Deshalb verdient der kugelförmige Behälter in diesem Bild, den man als fossiles Modell einer Kläranlage auffassen kann, eine nähere Betrachtung.chlamydospore with microbial floccules

Die Kugel ist eine Chlamydospore einer der mehreren Arten von Pilzen, die im unter-devonischen Hornstein von Rhynie (= Rhynie Chert) erhalten geblieben sind.
Chlamydosporen sind nicht vergleichbar mit den staubfeinen Sporen der heutigen "Waldpilze". Sie wachsen an den fadenförmigen Pilzhyphen und werden mit Reservestoffen gefüllt, um die Hyphen überleben zu können, wenn diese absterben und zerfallen. In manchen Fundstücken findet man die fossilen Chlamydosporen in verschiedenen Größen entsprechend den verschiedenen Arten, oft nicht ganz kugelförmig und manchmal zahlreich, aber meist nicht mehr mit einer Hyphe verbunden. Hyphen, meist ohne Chlamydosporen, sind im Rhynie Chert häufig,
(siehe Rhynie Chert News 77, 78,) in anderen Hornsteinen selten.
Die Chlamydospore in diesem Bild ist ungewöhnlich groß, Durchmesser 0.75mm. Wahrscheinlich war sie abgestorben, bevor neue Hyphen auskeimen konnten, und die organische Substanz im Inneren zersetzte sich und wurde zu Schmutzwasser. Der Anblick legt den Gedanken nahe, dass Mikroben darin wuchsen und schwebende Flocken bildeten, ähnlich wie in Kläranlagen.
Anscheinend wurden Eisen-Ionen aus den Zerfallsprodukten zu Oxiden, die sich auf den Flocken ablagerten und diese gelb und rot färbten. Die schwereren Flocken, besonders die roten, sanken nach unten, bevor Kieselgel alles fixierte. Die Bildung von Kieselgel war möglich durch eindiffundierende Kieselsäure und begünstigt durch niedrigeren pH-Wert wegen der Zersetzungsprodukte im Innern.
Die fortgesetzte Verkieselung folgte wahrscheinlich dem üblichen Weg: Immer mehr eindringende Kieselsäure trieb das Wasser hinaus und festigte das Gel bis zum jetzigen Zustand des durchscheinend bläulichen Chalzedons.
Abschließend sei erwähnt, dass die Wahrscheinlichkeit, eine zufällig halbierte große Chlamydospore mit buntem Inhalt als Fossil zu finden, äußerst klein ist.


Fundstück: 0.55kg, 2014 gefunden von Sieglinde Weiss.


H.-J. Weiss       2015 
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