Auffällige dunkle Ringe mit deutlicher
Zellstruktur inmitten weitgehend zersetzten Gewebes sind
gelegentlich auf Querschnitten der frühen Landpflanze Ventarura zu sehen (Abb.1). Währed das Gewebe innerhalb des Ringes (oder
des Rohres in 3-D) zerfiel und verschwand und das Gewebe außerhalb des
Ringes zerfiel und schrumpfte oder verschwand, so dass der anfangs
kreisrunde Umriss sich verbog, blieb der Ring unbeeinflusst,
was zu der zweifelhaften Deutung als Sklerenchym geführt hatte [1].
Gegen diese Deutung spricht, dass die
scheinbar dicken Zellwände nach dem (selten
zu beobachtenden) Abblättern eines
dunklen Belages als dünn
erkennbar sind. Folglich ist das Gewebe des resistenten und
scheinbar festen Ringes kein Sklerenchym. Außerdem gibt es
Belege dafür, dass die Haltbarkeit des Ringes nicht an das dunkle
Aussehen gekoppelt ist (Abb.2).
Abb.1,2:
Querschnitte von Ventarura,
vor dem Verkieseln zersetzt und deformiert mit Ausnahme eines Ringes
mit auffallend gut erhaltenem Gewebe. Bildbreite 10mm.
Die zerfallsresistenten
Ringe (oder Rohre in 3-D)
verlangen nach einer Erklärung. Ihre Existenz zwischen zersetztem
Gewebe lässt vermuten, dass deren Zweck in der lebenden Pflanze zu
suchen ist:
Rhynie
Chert News 58.
Aus der Abwesenheit von Sklerenchym folgt, dass nicht Versteifung der
Zweck des Rohres ist. Ein denkbarer Zweck folgt aus der Tatsache, dass
frühe Landpflanzen schon Mittel zur Abwehr
von Fressfeinden entwickelt hatten. Ein koaxiales Rohr bestehend
aus vergiftetem Gewebe könnte die inneren Saftkanäle vor saugenden
Gliederfüßern schützen. Als Nebeneffekt könnte das Gift das Gewebe
konserviert haben (Abb.1,2), mit dem weiteren Nebeneffekt, dass
das konservierte Gewebe
Zellwände als Unterlage für dunkle Mikrobenbeläge bot (Abb.1).
Es bleibt das Problem, wie die Pflanze einem Teil des Cortexgewebes mit
der Form eines zylindrischen Rohres eine haltbar machende Substanz
zuweisen konnte.
Fundstücke:
Rh15/28 (0.038kg), 2009
erhalten von Barron,
Teil1: Abb.1.
Teil2 dieses Fundstücks enthält die
erste jemals gesehene Epidermis von Ventarura: Rhynie
Chert News 61.
Rh4/66 (0.16kg), 2009 gefunden, Teil3:
Abb.2.
H.-J.
Weiss
2021
[1] C.L. Powell,
D. Edwards, N.H. Trewin:
A new
vascular plant from the Lower Devonian Windyfield chert, Rhynie,
Trans. Roy. Soc.
Edingurgh, Earth Sci. 90 (2000 for 1999), 331-349.