Tracheiden-ähnliche Röhren im Rhynie Chert
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Die meisten Hornstein-Fundstücke von Rhynie, bekannt wegen der oft gut erhaltenen Fossilien aus dem Devon, bieten nichts Neues, aber einige wenige können Unerwartetes liefern, manchmal mehrfach. Ein solches Fundstück liegt hier Abb.1-5 zugrunde.
Nematothallus in chert
Der Nematophyt in Abb.1 ist anscheinend ähnlich zu Nematothallus, der als Abdruckfossil bekannt ist [1]. Deshalb wird er hier einfach Nematothallus genannt. Dieses Exemplar ist ein ehemaliger Klumpen aus (wahrscheinlich organischem) Gel mit wurm-arigen Röhren, vergrößert zu sehen in Rhynie Chert News 107.  Der weißliche Chalzedon außen herum, mit begonnener Achatbildung links oben, lässt vermuten, dieser Nematothallus-Klumpen sei in einen wassergefüllten Hohlraum im (wahrscheinlich anorganischen) Gel des verkieselnden Sumpfes gelangt. Nichts dergleichen war bisher bekannt, folglich ist dieser kleine Klumpen

der einzige Beleg für Nematothallus in Hornstein.

Abb.1: Wurm-artige Röhren mit Wandbelag, 19-23µm breit, in einem Gelklumpen:
   Nematothallus
, verkieselt zusammen mit dem umgebenden Wasser.
  Bildbreite 2.5mm. Abb.1-5 vom gleichen Fundstück.



Nematothallus in Rhynie chertNematothallus tracheids
Abb.3: Ausschnitt aus Abb.1.
Foto: G. Schmahl.
Bildbreite 0.8mm.

Gleiche Vergrößerung und

    Bildbreite für Abb. 2-6.

Nematoplexus tube, scalariform
Abb.2 (links): aus Abb.1. 


Abb.4 (rechts): einzelne
   Nematoplexus
(?) -Röhre,
   26-28µm breit.
Nematoplexus clot10
Abb.5 (links):
   Nematoplexus
-"Knoten",
   3 verschiedene Röhren.

Die Röhren mancher Nematophyten mit mehr oder weniger unregelmäßig angeordneten ringförmigen oder helikalen Wandbelägen suggerieren den Gedanken eines evolutionären Weges zu den Tracheiden der Gefäßpflanzen [1], was sie besonders interessant macht.
Man könnte solche Röhren einfach als eine Erfindung betrachten, die in der Evolution einem speziellen Zweck dient, wenn es nicht eine verwirrende Komplikation gäbe: Einzelne Röhren dieses Typs (Abb.4) befinden sich oft zwischen den glattwandigen Röhren von Nematoplexus, einem Nematophyten mit ganz anderer Struktur (Abb.5). Ein Bruchstück einer 25µm breiten Röhre mit Wandbelag  ist hier nahe bei einem wirren Klumpen zu sehen, bekannt als "Verzweigungsknoten" (wegen der alten Vorstellung verzweigender Röhren im Inneren). Eine Röhre mittlerer Breite (17µm) in Abb.5 sieht glattwandig aus, aber eine sehr schwach erkennbare Textur könnte einen Wandbelag aus eng benachbarten Elementen andeuten, wie er von anderen Exemplaren von Nematoplexus bekannt ist.

Es ist nicht erkennbar, warum eine Kombination aus vielen glattwandigen Röhren und einer oder zwei Röhren mit strukturierter Wand vorteilhaft sein könnte. Das ist nur eines von mehreren Rätseln, die mit Nematoplexus verbunden sind. Es wird einige Mühe erfordern, mehr zu diesem rätselhaften Organismus zu erfahren.
Bruchstücke einzelner Röhren mit ringförmigen oder helikalen Wandbelägen sind nicht selten im Rhynie Chert. Es mag nicht leicht sein zu entscheiden, ob es abgetrennte Röhren von Nematoplexus sind oder die Reste von zerfallenem Nematothallus oder von Tracheophyten. Das aufgelöste Leitbündel von Asteroxylon in Abb.6 kann leicht als Nematothallus fehlgedeutet werden.tracheids


Abb.6: Tracheiden, bis 28µm breit, von einem zerfallenen Asteroxylon-Leitbündel.
    Gleiche Vergrößerung und Bildbreite in Abb. 2-6.

Strukturierte Wandbeläge der Tracheiden sind ein bekanntes Strukturelement der Landpflanzen geblieben, obwohl der Zweck nicht ganz klar ist. In der Paläobotanik-Literatur kann man absurden Erklärungen begegnen: Es wird behauptet, fließendes Wasser in den Zellen erzeuge einen Unterdruck, der die Zellen kollabieren ließe, wenn die Wände nicht verstärkt wären [2]. Das ist offensichtlicher Unsinn.
Samples:
Rh9/86.1,2 (0.28kg), 2003 gefunden: Abb.1-5.
Rh9/33.1    (0.07kg), 2004 gefunden von S. Weiss: Abb.6.

H.-J. Weiss    2020  


[1]  P.K. Strother: Clarification of the genus Nematothallus Lang: J. Paleont. 67(1993), 1090-1094.

[2]  K.J. Niklas, V. Smokovitis: Evidence for a conducting strand in early Silurian plants.
        Paleobiology v.142 (1983), p.103-121.
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