Nachdem der oft
umstrittene Nematophyt Prototaxites zwischen
die Pilze oder Flechten
eingeordnet wurde [1,2,3],
hat sich die Faszination, die von
den Nematophyten
als "rätselhaften
Organismen" [4] ausging, vermindert. Ungeachtet dessen ist es von
wissenschaftlichem Interesse, die seltenen Arten aus dem Rhynie Chert
genauer zu betrachten, von denen einige wahrscheinlich bisher unbekannt
waren.
Der einzigartige Nematophyt
in Rhynie
Chert News 98
wird hier genauer
betrachtet. So wie dort und in Abb.1,2 hier, ist der Nematophyt, ein
Gelklumpen mit Röhren darin, nicht als Ganzes zu sehen, sondern als
Bruchstück mit deutlichen Details, die Schlussfolgerungen ermöglichen.
Abb.1,2: Nematophyt:
kantiges Bruchstück als Bestandteil im Rhynie Chert,
oberer linker Teil (Abb.1)
und unterer Teil (Abb.2),
gleiche Vergrößerung,
Bildbreiten 5.5mm, 11mm.
Das Leben als Röhren in selbst erzeugtem organischem Gel ist
offenbar vorteilhaft. Im Wasser hält das Gel die Röhren
zusammen,
und im Trockenen hält es die Röhren feucht.
Längere Trockenheit
lässt Gel an der Oberfläche eintrocknen und einige Röhren kollabieren,
wobei eine harte Schicht entsteht, die Gel und Röhren darunter schützt,
wie in
Rhynie
Chert News 98
(dort Abb.3)
und hier in Abb.1, wo sie oben als dunkle Kruste erscheint. Ein breiter
Bruchspalt zwischen zwei Teilen der dicken braunen Kruste
unten in Abb.2 beweist, dass die Kruste hart und spröd in weicher oder
flüssiger Umgebung war.
Anscheinend
ermöglichte der Bruch der Kruste das Eindringen von Mikroben, die das
organische Gel zwischen den Röhren und auch die Röhrenwände zerstören.
Damit wurde die Bruchstelle zum Ausgangspunkt eines
Zersetzungsprozesses, der sich
offenbar als eine Front bestimmter Tiefe ausbreitete, hier deutlich als
helle Zone zu sehen
(Abb.3,4).
Das bläulich-weiße
organische Gel wurde
zu einer dunklen Flüssigkeit. Der zersetzte Bereich sieht aber nicht
aus wie Röhren ohne Gel, sondern wie zerbrochene Füllungen
ehemaliger Röhren. Wahrscheinlich war das Innere aller Röhren schwach
verkieselt, das Gel zwischen den Röhren aber nicht, als der
Zersetzungsprozess das Gel und die Wände zerstörte, so dass die
Füllungen herunter sanken und nun als helle "Würmer" in dunkler
"Jauche" erscheinen.
Es ist aus den glatten Bruchflächen in Abb.1 zu erschließen, dass der
Nematophyt aus Gel und
Röhren zu einem mechanisch homogenen
Festkörper geworden war, bevor er spröd brach. Das kantige Bruchstück
muss in den Sumpf mit Pflanzenresten
gelangt sein, wo alles zusammen zu Hornstein verkieselte.
Abb.3 (links): Nematophyt
mit heller Zersetzungsfront in Ausbreitung, ausgehend von
der zerbrochenen dunklen Schutzchicht unten; Detail von Abb.2,
Bildbreite 5mm.
Abb.4 (rechts): Nematophyt mit
Zersetzungsfront; Detail von Abb.3, Bildbreite 2mm.
Abb.5 (links): Gebrochene Füllungen der Röhren mit
mineralischen Ausscheidungen; Detail von Abb.4, Bildbreite 0.3mm.
Weil die gelben (und roten) mineralischen Körner in einigen der Röhren
(Abb.5) sich nicht am Boden abgesetzt hatten, kann der Inhalt der
Röhren
nicht flüssig gewesen sein, als die Körner entstanden. Abgesetzte
Körner in Röhren eines Nematophyten
gibt es in
Rhynie
Chert News 154.
Jenes Fundstück hat eine andere Gemeinsamkeit mit dem hier
betrachteten: ungewöhnlich breite Röhren, meist ca. 50µm und größer.
Die gelb gefüllten Röhren in Abb.4, zum Beispiel, sind ca. 60µm breit,
andere Röhren in diesem
Fundstück bis 70µm.
Der Beitrag scheint zu belegen, dass dieser unbekannte Nematophyt
mit ungewöhnlich breiten Röhren, und
wahrscheinlich auch andere, mittels einer harten Kruste sich
erfolgreich gegen Austrocknen und Mikrobenbefall schützen konnten.
Fundstück Rh13/7 (0.25kg), Teil 2, beschrieben in Rhynie
Chert News 13.
H.-J.
Weiss 2020
[1] T.N. Taylor, M. Krings,
E.L. Taylor: Fossil Fungi. Elsevier 2015.
[2]
H. Steur: Prototaxites.
Google: steurh.home.xs4all.nl/engprot/
[3] R.
Honegger, D. Edwards, L. Axe, Ch. Strullu-Derrien:
Fertile Prototaxites
taiti: a basal ascomycete with
inoperculate, polysporous asci lacking croziers.
Phil.Trans. Roy. Soc. B 373 (2017): 20170146.
[4] T.N. Taylor,
E.L.Taylor, M. Krings: Paleobotany, Elsevier 2009.