In Hornsteinen kann man im Sumpfwasser gewachsene
Mikroben finden. Die Süßwasser-Blaualge Croftalania
[1] bildet ca. 1mm große Faserbüschel:
Abb.1,2. (Siehe auch Rhynie
Chert News
56.)
Abb.1: Faserbüschel der Blaualge Croftalania
im Hornstein von Rhynie (Devon). Breite
der Fasern ca. 3µm [1], Bildbreie 2mm.
Abb.2: Faserbüschel der Blaualge Croftalania,
anscheinend durch Abfressen geformt.
Bildbreie 2mm.
Die Gebilde in Abb.2 sehen anders aus
als Faserbüschel im
Wasser. Der glatte Rand entstand anscheinend
durch Abfressen in einem Zustand, als die Fasern mit Gel verklebt
waren, aber die fressenden Tiere noch frei im Wasser schwammen,
bevor alles zu Kieselgel und schließlich zu Hornstein wurde.
Deutlich verschieden von den Faserbüscheln in
Abb.1,2 sind die Stapel dünner Schichten in Abb.3-6.
Diese sind meist nahezu eben oder schwach
gekrümmt, auch gebrochen.
Der Riss in Abb.4 zeigt, dass der Stapel schon verkieselt war, als er
in flüssiger Umgebung brach, dann zusammen mit der Umgebung
bei fortgesetzter Verkieselung zu hartem Hornstein wurde.
Die Schichtstapel erinnern an längs geschnittene Holzfragmente, aber
die
gelegentlich sichtbaren aufblätternden Enden und deren Verbindung zu
Flocken oder Klumpen im ehemaligen Sumpfwasser (Abb.3) deuten auf
Mikrobengebilde hin. (Siehe
auch Permian
Chert News43.)
Schichtweise
mineralische Ablagerungen unter Mitwirkung von Mikroben sind aus
flachem Salzwasser und aus Süßwasser [3] als Stromatolithen
[2] bekannt.
Abb.3: Stapel von Mikrobenschichten in permischem
rotem
Hornstein, im weichen Zustand teilweise aufgeblättert, verbunden mit
klumpigen Mikrobengebilden links.
Bildbreite 5.5mm.
Abb.4 (rechts außen):
Stapel von Mikrobenschichten in permischem rotem Hornstein,
gebrochen im umgebenden Sumpfwasser. Bildbreite 5.5mm.
Abb.5: Mikroben im
Hornstein von Rhynie, angeordnet als breite
flache Schichtstapel mit unförmigen Auswüchsen,
dazwischen dunkle waagerechte Füllungen aus ehemaligen Suspensionen mit
Mikroben (?). Bildbreite 17mm.
Breite Mikrobenschichten mit keulenförmigen
Auswüchsen
wie in Abb.5 sind
seltenere Bildungen im Rhynie Chert. Die kleinen
schwarzen "Teiche" mit waagerechter Oberfläche sind ehemalige schwere
wässerige Suspensionen
mit Mikroben (?), die sich vom leichteren Wasser abgesetzt hatten,
bevor alles zu Gel und Chalzedon verkieselte.
Abb.6 (unten): Permischer roter Hornstein:
unten Schichtstapel mit Fraßgängen unbekannter Tiere; darüber
silikatische Ausfällungen als "Bäumchen" und "Wolken", wahrscheinlich
von Mikroben ausgelöst.
Bildbreite 3.5mm.
Anscheinend sind die "Bäumchen"
in Abb.6 eng verbunden mit der roten Unterlage, die ein Schichtstapel
ist wie in Abb.3,4.
Der
Riss in Abb.4 läuft quer durch einen Stapel von Mikrobenschichten, aber
nicht weiter, was andeutet, dass der umgebende Sumpf noch flüssig war.
Folglich muss die frühe Verkieselung, die den Stapel verfestigt hatte,
von den Mikroben bewirkt worden sein. Deshalb ist anzunehmen, dass die
Mikroben auch in anderen Fällen nicht nur passiv in Kieselgel
eingeschlossen werden, sondern die Verkieselung fördern.
Die an der Entstehung der Strukturen in Abb.3-6
beteiligten Mikroben wurden hier nicht identifiziert.
H.-J.
Weiss 2023
[1]
M. Krings, H. Kerp, H. Hass, T.N. Taylor, N.
Dotzler:
A filamentous
cyanobacterium showing structured colonial growth
from the
Early Devonian Rhynie chert.
Rev. Palaeobot.
Palyn. 146(2007), 265-276.
[2] T.N.
Taylor, E.L. Taylor, M. Krings: Paleobotany,
Elsevier 2009, 115-117.
[3] P.
Freytet, E. Verrecchia: Freshwater organisms that build
stromatolites: A synopsis ... Sedimentology (1998), 45,
535-563.