Fossile Kutikula als leichter Rissweg
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Landpflanzen schützen sich gegen Austrocknen mit einer dünnen Kutikula bestehend aus wachsartigen Substanzen. Die Kutikula ist selten als abgelöste Haut zu sehen, macht sich aber dadurch bemerkbar, dass ihrewachsartige Beschaffenheit eine mechanische Inhomogenität im Chalzedon darstellt, eine Fläche niedriger Bruchzähigkeit und folglich leichter Rissausbreitung. Ein Riss längs einer solchen Fläche schafft eine optische Inhomogenität im durchsichtigen Chalzedon, die das einfallende Licht so reflektiert, dass die Kutikula als ein auffälliger Rand der Pflanze erscheint.

Scolecopteris pinnules Abb.1: Zwei Blättchen des Baumfarns Scolecopteris , Querschnitte mit Sporangien, mit auffälliger optischer Wirkung des Risses längs der Kutikula auf den Blättchen.
Bildbreite 4.2mm.

Anscheinend war ein von links oben kommender Riss, getrieben von Zugspannung, zufällig auf die Kutikula mit niedriger Bruchzähigkeit getroffen, worauf er seine Richtung änderte und der Kutikula längs des gekrümmten Blättchens folgte, bis die Belastung der Rissspitze infolge der zunehmenden Richtungsänderung so niedrig geworden war, dass die Ausbreitung längs der Kutikula stoppte. An dieser Stelle bot ein horizontaler Rissweg eine höhere Belastung, so dass der Riss wieder mit einem Knick seine Richtung änderte. Nachdem er einige Krümel durchquert hatte, traf er auf die Kutikula des zweiten Blättchens und folgte dieser, bis er wieder aus gleichem Grunde wie zuvor stoppte. Die im vorliegenden Beispiel höhere Belastung (Spannungsintensität oder Energiefreisetzungsrate der Rissspitze) auf horizontalen Risswegen ist aus den sehr schwach sichtbaren Rissen am rechten Bildrand zu erschließen.
Aglaophyton detached
Risse im Hornstein laufen meist, aber nicht immer, unbeeinflusst durch die verkieselten Pflanzen hindurch. Die Kutikula als Hindernis für homogene Verkieselung, hier an einem Beispiel aus dem Perm belegt (Abb.1), war erwartungsgemäß in gleicher Weise auch bei anderen Hornsteinen wirksam, wie bei devonischen Hornsteinen (Abb.2). Hier wurden einlaufende Risse an der Kutikula abgelenkt und um die Pflanze herum geleitet. Dabei wurde die Pflanze vom umgebenden Chalzedon abgetrennt, wobei der resultierende Spalt die Sichtbarkeit der Oberfläche deutlich verbesserte.

Abb.2: Querschnitt (4mm hoch) der frühen Landpflanze Aglaophyton, leicht schräg, durch einen Riss längs der Kutikula vom umgebenden Chalzedon abgetrennt.


Die Kutikula selbst ist im Hornstein schwer zu entdecken, aber die Hinweise auf ihre Existenz sind nützlich bei der Beurteilung paläozoischer Pflanzen als aquatisch oder terrestrisch. Das betrifft auch die rätselhafte Kugel Pachytheca , die zunächst für eine Alge gehalten wurde, aber wahrscheinlich ein Nematophyt ist. Nematophyten umfassen  aquatische und terrestrische Organismen, auch aquatische, die an gelegentliche Trockenheit angepasst sind. Die Ablenkung der Risse an Pachytheca ist ein Hinweis auf eine Kutikula an der Kugeloberfläche.

Samples: B/51.2 (> 5.2kg), found near Bannewitz (Doehlen basin) in 1995;
                Rh3/3.2 (0.28kg), found near Milton of Noth (Rhynie) in 1998.


H.-J. Weiss       2021

Scolecopteris pinnule cross-section, Sardinia Permian Chert News 33
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