Die
gewundenen Röhren des zweifach rätselhaften Nematoplexus
[1], erwähnt in [2] im Abschnitt
"Rätselhafte Organismen",
entstehen angeblich in "Verzweigungsknoten", aber
anscheinend wurde dort noch keine
Verzweigung einer Röhre gesehen. Was in
[2], Fig.6.10, als Verzweigungsknoten
bezeichnet wird, sieht aus wie eine Flüssigkeit, durch
Oberflächenspannung strukturiert auf einer Unterlage mit variabler
Benetzbarkeit, und ist keinem der hier gezeigten Verzweigungsknoten
ähnlich.
Kürzlich wurden Knoten eines bisher unbekannten
Typs mit breiten Röhren entdeckt (siehe Rhynie
Chert News 71
und Abb.5,7,9 unten rechts), mit folgenden Merkmalen:
- Röhren >20µm breit, 30µm an der Basis,
- Röhren leicht gekümmt oder nahezu gerade,
- nur in Fundstücken mit den üblichen Nematoplexus-Wendeln.
Oft sieht man die Knoten umgeben von den typischen Wendeln mit
bemerkenswert konstanter
Krümmung und Windung (Abb.1,2). Weniger oft sieht
man "einsame" Knoten unterschiedlichen Aussehens (Abb.3-9) ohne
Wendeln, aber meist nicht weit entfernt davon.
Die "einsamen" Knoten machen Nematoplexus
noch rätselhafter. Daran sitzen Röhren, die aus unbekanntem Grunde in
Form und Größe von den normalen gewundenen abweichen.
Abb.1:
Nematoplexus-Wendeln
und Teile davon in blassblauem Chalzedon;
großer dunkler "Verzweigungsknoten", kleinerer nahe der Bildmitte;
Spirale mit drei Windungen über dem
Knoten links. Man beachte eine Wendel rechts vom kleinen Knoten,
mit einer Tangente, die zufällig senkrecht auf der Bildebene steht, so
dass die Wendel wie eine "3" aussieht. Bildbreite
1.73mm.
Abb.2-9: Nematoplexus-"Verzweigungsknoten"
unterschiedlichen Aussehens. Gleiche Vergrößerung wie Abb.1,
Bildbreiten 1.38mm.
Mit den deutlich sichtbaren Querschnitten der großen
Röhren im letzten Bild ergibt sich die Frage, woher diese Röhren
kommen. Sind sie im Innern des Knotens miteinander verbunden oder waren
sie getrennt gewachsen ? *
Nicht spiralig gewundene Röhren können ringförmige oder spiralige Wandstrukturen
aufweisen.
Ein lockerer Cluster aus Dutzenden
Röhren mit Wandstruktur, auffallend ähnlich zu
Nematothallus
(siehe Rhynie
Chert News 107),
befindet sich nur wenige Millimeter von den typischen Nematoplexus-Wendeln
entfernt, lässt aber keine Beziehung dazu erkennen. Für die in [2] geäußerte Vermutung, Nematoplexus sei
die verkieselte Form von Nematothallus, gibt
es keinerlei Beleg. Nematoplexus bietet
noch andere rätselhaften Aspekte: Auch die Wendeln
sind zuweilen in sehr unterschiedlichen Größen
anzutreffen, sogar am gleichen Fleck umeinander gewunden: Siehe Rhynie
Chert News 106,
dort Fig.2. Schmalere Röhren als die normalen Wendeln können schwach
gekrümmt oder nahezu gerade sein, wie die eine, die hier das letzte
Bild quert. Aus dem großen schwarzen Knoten kommen neben den großen Röhren anscheinend auch
sehr
dünne (4µm ?).
Aus
den hier beschriebenen Einzelheiten ergibt sich das Problem, wie diese
miteinender verträglich sind, so dass sie als Aspekte von Nematoplexusrhyniensis oder
einer unbeschriebenen
Art gedeutet
werden können. Andererseits können die Beobachtungen verschiedene Arten
betreffen, die nebeneinander dort gewachsen waren, wo es für
Nematophyten günstig war. Man kann sogar vermuten, dass
verschiedene Nematophyten sich mehr oder weniger zu einer Symbiose
zusammengefunden hatten.
In Anbetracht der Vielfalt der Strukturen im Zusammenhang
mit Nematoplexus
kann man erwarten, dass die
Auswertung des in Sammlungen vorhandenen Rhynie Chert weitere
Überraschungen bietet.
* Anmerkung 2020: Die Röhren entstanden nicht durch Verzweigung im "Knoten": siehe Rhynie
Chert News 152. Fundstücke aus der eigenen Sammlung:
Rh6/102 (0.03kg) gefunden von
S.
Weiss in 2003: Abb.1,5,7;
Rh9/86 (0.28kg) eigener Fund in 2003, Part
2: Abb.2,4,6,8 (linke
Reihe der Bilder);
Rh15/79 (0.27kg) erhalten von Barron
in 2014, Part 1: Fig.9, Part 2: Fig.3.
H.-J.
Weiss
2018 (2.
Version) 2020
[1] A.G.
Lyon:
On the fragmentary remains of an organism referable to the
nematophytales, from the Rhynie chert, Nematoplexus rhyniensis.
Trans. Roy. Soc. Edinburgh 65(1961-62), 79-87, 2
plates.
(Scale error on Plate
I Fig.1: not x19 but x1.5.)
[2] T.N. Taylor,
E.L.Taylor, M. Krings: Paleobotany, Elsevier 2009. (Falsche Größe in Fig.6.9: Balken nicht 100µm, vielleicht 20µm.)