Schwarze Beläge auf Zellwänden früher Landpflanzen
English Version
Trichopherophyton, black cell walls
In manchen Exemplaren früher Landpflanzen im Rhynie chert gibt es geschwärzt erscheinende Zellwände (Fig.1).  Genauere Betrachtung lässt erkennen, dass nicht die Zellwand selbst, sondern der Belag schwarz ist, was sich in seltenen Fällen daran zeigt, dass er abblättern kann.
Passend zum umfassenderen Beitrag "Dunkle Beläge im Rhynie Chert", Rhynie Chert News 83, werden hier wenige Beispiele vorgestellt.

Abb.1: Trichopherophyton, ungewöhnliches Exemplar mit einigen schwarz belegten Zellwänden. Bildbreite 2.8mm.

Trichopherophyton
hat gewöhlich keine schwarz belegten Zellwände. Das seltene Beispiel in Abb.1 wurde hier ausgewählt, weil man deutlich einzelne betroffene Zellen sieht. Meist sind sie als Ganzes beschichtet, aber wenige nur teilweise oder undeutlich.
Viel auffälliger als die seltene Erscheinung in Abb.1 sind die "hohlen Halme" [1] der häufigsten Pflanze im Rhynie Chert, Aglaophyton (Abb.2).
Aglaophyton hollow straw

Abb.2: Aglaophyton als "hohler Halm": Randständige Schicht gut erhaltener Zellen mit meist schwarzen Wänden, deutlich unterschieden vom größtenteils zersetzten Cortex-Gewebe.
Breite des Querschnitts 4mm.

Die scheinbar einleuchtende Deutung der hohlen Halme als Folge einer geringen Eindringtiefe der Kieselsäure, so dass nur eine dünne Schicht des Gewebes verkieselte und der Rest zerfiel [1,2], war in [3] bezweifelt worden und wird hier mit Verweis auf Abb.1 für falsch erklärt.
Die Anordnung der dunklen Cortex-Zellen in Abb.1 ist nicht mittels einer Verkieselungsfront zu deuten.
Die Beobachtung, dass die gut erhaltenen Zellwände in Abb.2 nicht immer schwarz belegt sind, deutet an, das die Situation komplizierter ist. Anscheinend entstehen die hohlen Halme dadurch, dass die Pflanze eine dünne Gewebeschicht fäulnisresistent macht. Mit dieser Deutung entsteht die Frage, was der Zweck des fäulnisresistenten Rohres sein könnte, das im Querschnitt als dunkler Ring erscheint
Aglaophyton "hollow straw" with covered hole
Abb.3: Aglaophyton, "hohler Halm" mit Loch am Rand, repariert mit einer 2mm breiten Kuppel aus Cortex-Gewebe.


Zufällig ist in Abb.3 eine seltene Struktur dokumentiert: Ein Loch in der fäulnisresistenten Schicht am Rand war mit einer Kuppel bedeckt worden. Das muss geschehen sein, als das gesamte Cortex- Gewebe noch vorhanden war, denn die Kuppel besteht aus Cortex-Zellen. Die Pflanze muss über eine längere Zeit fähig gewesen sein, ausgewählte Teile des Gewebes fäulnisresistent zu machen.
Die Reparatur des Schadens in Abb.3 lässt erkennen, dass die dunkle Schicht, obwohl nur wenige Zellen dick, für die Pflanze wichtig war. Worin diese Wichtigkeit bestand, kann nur vermutet werden:
Wahrscheinlich ist nicht nur der schwarze Belag ein Nebeneffekt, sondern auch die Fäulnisresistenz. Vermutlich wird hier die Hauptsache durch die Nebeneffekte überdeckt. Die Hauptsache könnte darin bestehen, dass die Pflanze eine abwehrende Substanz gegen Schädlinge einer schmalen Zellschicht am Rande zuteilt. Nebenbei könnte diese hypothetische Substanz bewirken, dass die Zellwände erhalten bleiben, wo dann dunkle Beläge wachsen können.
2 Aglaophyton with different aspect
Abb.4: Aglaophyton mit sehr unterschiedlichem Aussehen nebeneinander: "hohler Halm" (links) und "normaler" Spross mit sehr blass sichtbarem Gewebe (rechts).

Es sei erwähnt, dass hier nicht erklärt werden konnte, warum Aglaophyton manchmal deutlich als hohler Halm erscheint und manchmal mit originalem Gewebe (Abb.4).
Schwarze Beläge auf Zellwänden sind eine weiter verbreitete Erscheinung im Rhynie-Hornstein, oft besonders auffällig bei Ventarura .

Fundstücke:
Rh14/18.5, 2007 erhalten von
Barron: Abb.1;   Rh6/38.1, 2003 gefunden: Abb.2;
Rh12/162.2, 2007 gefunden: Abb.3; Rh12/91.5, 2006 gefunden: Abb.4.


H.-J. Weiss     2021

[1]   C.L. Powell, N.H. Trewin, D. Edwards: Palaeoecology and plant succession in a borehole through the Rhynie cherts, ...
      Geological Society, London, Special Publications 180 (2000), 4 39-457.
[2]  www.abdn.ac.uk/rhynie
[3]  A. Channing:  Processes and Environments of Vascular Plant Silicification: Thesis, Chapter 6, Cardiff University, 2001.
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