Von
allen fossilführenden Hornsteinen weltweit hat der Rhynie Chert die
spektakulärsten Beiträge zur Paläobotanik geliefert, auch einige
bemerkenswerte zur Paläozoologie. Schon bald nach der Entdeckung durch
W.
Mackie
im Jahre 1912 erregte die wunderbare Erhaltung kleiner
Strukturen in den verkieselten Schichten Erstaunen und
wissenschaftliches Interesse. Die frühen Veröffentlichungen von
Kidston
and Lang
machten einen Eindruck von solcher Gründlichkeit, dass
jahrzehntelang andere anscheinend eher entmutigt als angeregt
wurden, weiter zu forschen.
Die "höheren"
PflanzenRhynia
(damals zwei Arten), Asteroxylon,
und Horneophyton
fanden Eingang in jede Paläobotanik-Monografie. Außerdem gab es Algen,
Mikroben, reichlich Hyphen und Dauerformen verschiedener Pilze. Ein
Vertreter der rätselhaften Nematophyten wurde als zwei winzige
Bruchstücken gefunden: Nematophyton.
Die
gute Erhaltung ermöglichte es, verschiedenes kleines Getier, wie
Milben, spinnen-artige Trigonotarbiden, und Kleinkrebse mit ihren
zahlreichen Beinen und Gliedern zu rekonstruieren.
Alles zusammen lieferte umfangreiche Erkenntnisse zum ganzen Biotop mit
Beziehungen zwischen den Arten [1].
In
den letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts wurde dann offenbar, dass im
Hornstein von Rhynie mehr zu finden ist: ein zweiter Nematophyt (Nematoplexus 1961)
und weitere Landpflanzen: Nothia
(1964), Trichopherophyton
(1991), Ventarura
(1994, veröffentlicht 2000). Die letztgenannte wurde in einer von
N.
Trewin und C. Rice
1988 entdeckten Hornstein führenden Schicht
gefunden, die deutlich über den zuvor bekannten fossilführenden
Schichten liegt. Ein zeitlicher Abstand dieses "Windyfield Chert" zum
übrigen Rhynie Chert ist bisher nicht bekannt und wahrscheinlich sehr
klein.
Im Verlaufe weiterer paläobotanischer
Forschungen wurde klar, dass die im Rhynie Chert gefundenen
Pflanzen divergierende Entwicklungslinien repräsentieren, die
vermutlich Verzweigungspunkten im Stammbaum der Pflanzen nahe stehen
und deshalb für die noch umstrittene Struktur dieses Stammbaums von
entscheidender Bedeutung sein können. Die Umbenennung von Rhynia
major (Bild) in Aglaophyton (1986)
steht im Zusammenhang mit dem Disput über die Einordnung.
Ein
wichtiger Beitrag zum Verständnis der Evolution ist die Entdeckung der
Gametophyten-Generation, und damit des Generationswechsels, mehrerer
Arten aus dem Rhynie Chert an der Universität Münster, beginnend 1980.
Dadurch bekam das alte Problem der Einordnung der Moose in den
Stammbaum erneute Aufmerksamkeit. (Der Gametophyt bildet bekanntlich
den größten Teil der Moospflanze, ist aber bei allen "höheren"
Pflanzen rudimentär.)
Geologische Untersuchungen und chemische Analysen
haben zweifelsfrei belegt, daß die Entstehung des Rhynie-Hornsteins mit
heißen Quellen zusammenhängt (Uni Aberdeen).
Eine Einschätzung von
N.
Trewin
(1996) gilt nach wie vor:
"Ich
ahne, dass wir von der Rhynie-Sache erst die Oberfläche angekratzt
haben, und daß diese einzigartige schottische Fundstelle noch
jahrzehntelang aufregende Dinge auf verschiedenen Forschungsgebieten
liefern wird."
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Chert
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