Rhynie-Hornstein mit ungewöhnlichen Details
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Eine zufällige Kombination mehr oder weniger ungewöhnlicher Einzelheiten machen dieses Fundstück bemerkenswert:
Rhynia 3D
 - Keine andere Pflanze als Rhynia ist außen und auf Schnittflächen zu sehen.Rhynia upright
 - Mit Ausnahme einer 1.5cm dicken Schicht am Grunde steht Rhynia aufrecht.
 - Knicke weisen auf unterschiedlich schnelle Verkieselunng hin.
 - Ehemalige Höhlen enthalten Calzit und Quarz vermengt.    
 - Es ist vermutlich der erste Fund violetten Calcits (?) in Rhynie-Hornstein.
 -
Ellipsoidische Chlamydosporen eines Pilzes sind untypisch.

Mehrere aufrechte Sprosse von Rhynia, auch Hohlformen, deren zugehörige Sprosse auf der anderen Seite des Bruches sein müssen, sieht man in Abb.1.  In dieser nur 9cm dicken Hornsteinschicht sind sie nicht in voller Höhe erhalten geblieben. Wahrscheinlich waren die oberen Teile über dem Wasserspiegel, wurden deshalb nicht verkieselt und verschwanden.
(Fundstück: 0.5kg, 2009 bei Smithston gefunden.)
Die Sprosse außen am Fundstück, freigelegt beim Bruch der Hornsteinschicht, lassen die Zellen der Epidermis erkennen, wie in Abb.2, aufgenommen an einer anderen Stelle des Fundstücks.

Abb.1: Außenseite des Fundstücks mit aufrechten Rhynia-Sprossen und Hohlformen.
Bildbreite 16mm.

Abb.2 (rechts außen): Rhynia, 1.5mm breit, mit Zellstruktur der Epidermis und mit einer der  typischen Warzen (unterhalb des Risses).

Abb.3 (unten): 2 Rhynia-Sprosse auf einer Schnittfläche, mit steifer Randschicht, geknickt unter Last von oben: Knick nach außen (links unten), Knick nach innen (rechts oben); ehemalige Hohlräume mit klarem Calzit, Quarz, bläulichem Chalzedon. Bildbreite 14mm.

Rhynia with kinkskink of Rhynia surface
Abb.4 (links): Knick der steifen Randschicht nach innen,
Ausschnitt von Abb.3.


Die Deformationen an der Oberfläche der Sprosse (Abb.3,4,5) belegen den vorübergehenden Zustand während der Verkieselung, als eine Außenschicht zu einem steifen Rohr verkieselt war, während innen und außen alles noch weich war. Dieses Stadium der Verkieselung war anscheinend bisher noch nicht bemerkt worden.  
Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass das umgebende Wasser meist schon zu Kieselgel geworden war, bevor die abgestorbenen Pflanzen schrumpften. Dabei lösten sie sich von dem Gel und hinterließen eine zylindrische Hohlform.
Anscheinend verlief die Verkieselung im hier vorliegenden Falle anders: Kieselgel entstand zuerst als eine Schicht längs der Oberfläche der Pflanzen. Diese Schicht verhärtete, während die Umgebung noch weich oder flüssig war. Mit dieser Annahme sind die Knicke als Auswirkung einer mechanischen Instabilität des steifen Rohres unter der Last des Sediments zu verstehen, das sich inzwischen darüber angesammet hatte. Diese Deutung passt auch zu der etablierten Vorstellung wechselnder, teils mit Schlamm beladener Wasserläufe während der Bildung des Hornsteins.

Der zentrale Xylemstrang kann bei Belastung in Längsrichtung ausknicken, auch ohne verkieselt zu sein, weil er schon anfangs steifer ist als das umgebende Gewebe (Abb.6).

Rhynia with deformationsRhynia xylem kinkviolet calciteviolet calcite
Abb.5 (links außen): Rhynia, 2mm breit,
        mit geknickter steifer Wand ?


Abb.6 (links): Rhynia, 2mm, Xylemstrang unter senkrechter
        Last geknickt.

    Abb.7 (rechts): ellipsoidische Chlamydosporen (links oben)

            in Rhynia ; violetter Kristall. Bildbreite 3mm.
                                                   
                                           Abb.8 (rechts außen): violetter Calzit(?),
                                                    Ausschnitt von Abb.7

Als weitere Besonderheit enthält dieses Fundstück ellipsoidische Chlamydosporen eines nicht identifizierten Pilzes
(Abb.7). Das ist erwähnenswert, denn die häufigen Chlamydosporen im Rhynie Chert, die je nach Art des Pilzes sehr unterschiedlich groß sein können, sind fast immer nahezu kugelförmig. 
Zahlreiche ehemalige Hohlräume im Hornstein, die in einem frühen Stadium der Verkieselung zweifellos mit Wasser gefüllt waren, sind auf den Schnittflächen jetzt als kristalline Einschlüsse zu sehen, bestehend aus einem wirren Gemenge von Quarz und Calzit (Abb.3). Außen am Fundstück war der Calzit verschwunden, wahrscheinlich infolge Verwitterung. Die Hohlräume in Abb.1 enthalten nur Quarz (unten und rechts am Rand), keinen Calzit.
Sehr ungewöhnlich sind die violetten Anteile in den kristalinen Einschlüssen. Deren Farbe erinnert an Amethyst, aber der Aspekt der kristallinen Substanz lässt vermuten, es sei eine seltene violette Variante von Calcit.
Hier hat sich wieder einmal der nicht alltägliche Fall realisiert, dass ein einziges Fundstück verschiedenste Informationen liefert, betreffend Biologie (Pflanzen mit anatomischen Details, Pilze), Mechanik (Knick-Instabilität), Chemie (unterschiedlich schnelle Verkieselung), Mineralogie (klare und farbige Kristalle, im Wasser gewachsen).

H.-J. Weiss   2018

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