Die Blättchen und Sporenkapseln des "Madenfarns" Scolecopteris
sind die häufigsten Fossilien in den Hornsteinen des Döhlener Beckens,
aber die zugehörigen reifen Sporen sind nur selten deutlich zu sehen.
Öfter sieht man unreife Sporen im Inneren der Sporangien, die
möglicherweise nicht die volle Größe erreicht haben.
Die
Sporen entstehen wie bei allen Farnen zu je 4 in nahezu
kugelförmigen Körnchen (Tetraden), wo sie symmetrisch so angeordnet sind, dass
jede Spore mit 3 Flächen an den drei anderen anliegt. Die 3 ebenen Flächen
einer Spore geben dort, wo 2 aneinander grenzen, 3 Kanten, die eine
stumpfe Spitze bilden. Das ist zu
sehen, nachdem die Tetraden zu einzelnen Sporen zerfallen sind. Wegen
der Symmetrie erinnern die 3 Kanten an einen Mercedesstern. Jede Spore
hat damit eine dreizählige Drehachse.
Es ist zu erwähnen, dass solche "Sterne" auch an den 4 Stellen der
Oberfläche der Sporentetrade vorhanden sind, wo 3
Sporen aneinander grenzen. (Deshalb
sind sichtbare Sterne an zufällig orientierten Tetraden 4mal häufiger
zu erwarten als an zufällig orientierten Sporen.) Nach dem Zerfall der
Tetraden in die einzelnen Viertelkugeln werden diese etwas mehr
kugelig, wobei deren stumpfe Spitze noch stumpfer wird. Bei schwacher
Vergrößerung ist dann oft
schwer zu unterscheiden, ob nahezu kugelige Tetraden oder nahezu
kugelige Sporen vorliegen. Deshalb werden alle nahezu kugeligen
Körnchen in den Sporangien und außerhalb hier einfach als Sporen
bezeichnet.
Abb.1 (oben): Querschnitte zweier benachbarter
Fiederblättchen
des Madenfarns Scolecopteris
elegans
aus dem Döhlener Becken, Unter-Rotliegend, mit gefüllten
Sporenkapseln, unten wahrscheinlich Mikrobenschleim ohne
relevante Struktur. Bildbreite 4.3mm.
Abb.2 (rechts): Querschnitt eines Fiederblättchens des Madenfarns,
Ausschnitt aus Abb.1. Bildbreite 2.15mm.
Die
Gewebestruktur der Fiederblättchen und Sporenkapseln ist fast ganz
verschwunden, die Gewebe sind nun durchsichtig. In Abb.2 sieht man
rechts die Füllungen zweier Sporangien durch deren trübe durchsichtige
Wände. In Abb.1 ist das große Sporangium rechts längs eines schmalen
Streifens aufgeschnitten. Daneben sieht man die Sporen durch die Wand
hindurch. Reste der Zellstruktur des Blättchens sind in Abb.2
undeutlich sichtbar.
Es ist auffällig, dass der obere Rand des
Blättchens sehr deutlich im Bild erscheint. Dazu haben Biologie,
Chemie, Mechanik und Optik beigetragen: Wie alle Landpflanzen hat auch
dieser Farn mittels einer
dünnen Kutikula auf der Epidermis sich vor dem Austrocknen geschützt. Die Kutikula besteht aus sehr
widerstandsfähigen organischen Polymeren, die geologische Zeiten
überdauern können. Die Bindung zwischen Polymer und Chalzedon bleibt
schwach. Bei mechanischer Belastung, z.B. durch Schrumpfen, wirkt die
Grenzfläche zwischen Polymer und Chalzedon als
leichter
Rissweg, wo ein Riss entstehen kann oder ein ankommender Riss entlang
geführt wird. Wenn der Riss nicht viel enger ist als die
Lichtwellenlänge, reflektiert er das auftreffende Licht, was den
scharfen Kontrast an der Oberseite des Blättchens bewirkt.
Abb.3 (unten): Längsschnitt zweier Sporangien des Madenfarns,
Ausschnitt aus Abb.1,2. Bildbreite 0.8mm.
In Abb.3 sieht man eine Öffnung an der Innenseite des
Sporangiums rechts im Bild, wie es von Scolecopteris bekannt
ist, mit einigen heraus gefallenen Sporen.
Diese
Sporangien werden hier ausführlich vorgestellt, weil der Madenfarn aus
dem Döhlener Becken in der Paläobotanik-Literatur mehrfach mit falschen
Größenangaben anzutreffen ist.
Die Sporangien aus Abb.3 sind in [1],
Bild 191, zu groß: Faktor 1.7. (Abb.3 zeigt den jetzigen nachpolierten
Zustand, deshalb gibt es kleine Unterschiede in den Bildern.)
Das Sporangium aus Abb.2 rechts ist in [2],
Abb.209 (gedreht), zu groß: Faktor 2.7. (Das Bild ist dort viel zu
bunt.)
Die Sporangien in [3], S.70, sind zu groß:
Faktor 2.
Die
falschen Größenangaben hätten auch ohne vorliegendes Originalmaterial
auffallen müssen. Die Größe der Sporen wäre nach [2], Abb.209, 70µm,
das wäre größer als die großen Sporen von Scolecopterismacrospora [4]. Der
Vergleich mit dem Original liefert die
wahre Größe von knapp 30µm.
Im Gegensatz zu den in [1-3] zu groß dargestellten Sporangien und
Sporen werden andere Teile des Madenfarns
um Faktoren 3 bis 10 zu klein angegeben: [2], Abb.210 und 130.
Eine Zusammenstellung falscher
Größenangaben gibt es unter Fehler und Irrtümer.
Fundstück: eigene Sammlung, B/51.2,
H.-J.
Weiss
2016
[1]
R. Rößler: Der
versteinerte Wald von Chemnitz. Museum f. Naturkunde Chemnitz, 2001.
[2] M.
Barthel: Die Rotliegendflora der Döhlen-Formation.
Geologica Saxonica 61 (2) 2015, 105-238. [3] M.
Barthel:
Die Madensteine vom Windberg, in: U. Dernbach, W.D.
Tidwell (eds.):
Geheimnisse versteinerter Pflanzen, D'ORO 2002, 64-77.
[4] J.R..Jennings,
M.A. Millay: A new permineralized marattialean fern from
the Pennsylvanian. Palaeontology 21(1978), 709-716,